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Braunschweig: Epidemiologe in ARD-Interview mit drastischem Urteil – „Es war eigentlich absehbar“

Braunschweig: Epidemiologe in ARD-Interview mit drastischem Urteil – „Es war eigentlich absehbar“

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Professor Gérard Krause aus Braunschweig hat in der ARD Extra-Sendung zur Corona-Lage ein drastischen Urteil gefällt. In einem Punkt habe Deutschland seiner Meinung nach bislang versagt. Foto: Screenshot/ARD Extra

Braunschweig. 

Wer in diesen Tagen einen Blick auf die aktuellen Corona-Zahlen des RKI wirft, kann feststellen: Die Zahl der Neuinfektionen geht leicht zurück.

Doch während das zunächst nach positiven Nachrichten klingt, sorgt ein neuer Wert für Schrecken! Denn die Zahl der Todesfälle steigt tagtäglich. Am Mittwoch meldet das Robert-Koch-Institut mehr als 1000 Todesopfer. Allein 83 von ihnen kamen aus Niedersachsen. Vor allem Alten- und Pflegeheime müssen immer wieder Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus beklagen.

Da bleibt die Frage: Hätte Deutschland beim Schutz der Alten und Pflegebedürftigen mehr tun können oder müssen? Das wollte Markus Grüne, Moderator der Sendung ARD Extra, von Professor Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig wissen. Und der hatte darauf eine klare und zugleich bittere Antwort.

ARD Extra: Professor aus Braunschweig mit klarer Meinung zu Corona-Maßnahmen

Im ARD Extra zur Corona-Lage wollte Moderator Markus Grüne vor allem den Gefahren durch die Corona-Mutationen auf den Grund gehen. Klar, dass da auch einige Experten zu Wort kommen. So wie Professor Gérard Krause. Der Epidemiologe ist Leiter der gleichnamigen Abteilung am Helmholtz-Institung für Infektionsforschung in Braunschweig. Der 56-Jährige berät Bund und Länder in diesen Zeiten auch bei wissenschaftlichen Fragen.

+++Die aktuelle Corona-Lage in Niedersachsen+++

Vor der schönen Kulisse des Braunschweiger Altstadtmarktes hat sich der 56-Jährige am Dienstagabend dann den Fragen von Markus Grüne gestellt und seine Einschätzung zu den Mutationen abgegeben. „Die Lage ist ja jetzt immernoch und weiterhin ernst genug, auch ohne dass die neuen Varianten hier schon Fuß gefasst hätten“, betont der Epidemiologe.

Die Lage in England beispielsweise würde aber unter Beweis stellen, wie sehr ausbreitende Mutationen die Situation noch deutlich verschärfen könnten. „Vor diesem Hintergrund scheint es mir besonders ratsam, vorsichtig zu sein“, mahnt der 56-Jährige. Er gilt als Verfechter klarer Schritte, die Bund und Länder auch auf dem Corona-Gipfel am Dienstag diskutiert hatten. Alles zu den neuen Regeln findest du hier >>>.

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HIER habe Deutschland bisher versagt

Doch es gibt noch einen anderen Aspekt, der in der Auffassung von Professor Gérard Krause bislang zu wenig Beachtung gefunden hat und jetzt stärker in den Fokus rücken sollte: Der Schutz und Alten und Pflegebedürftigen. Als Markus Grüne von dem 56-Jährigen wissen will, ob Deutschland bisher in diesem Punkt auch ein stückweit versagt hätte, räumt der Professor ein: „Ja, ich fürchte, das kann man nicht anders interpretieren. Was mich besonders bedrückt ist, dass es eigentlich absehbar war.“

Der Epidemiologe sieht den Kampf gegen das Coronavirus auf fünf Säulen gestützt:

  • Kontaktreduzierung
  • Impfungen
  • Nachverfolgung von Infektionsketten
  • Frühzeitige Betreuung im ambulanten Bereich
  • Schutz der Alten und Pflegebedürftigen

+++FFP2-Maske, medizinische Maske oder Alltagsmaske: Was ist der Unterschied?+++

Vor allem die letzten beiden Säulen müssten seiner Auffassung nach mehr in den Fokus gerückt werden. „Wir müssen alle Säulen stabilisieren und diskutieren und vielmehr in die Aufmerksamkeit bringen, das ist jedenfalls meine Einschätzung“, erklärt der 56-Jährige. „Denn wenn wir uns nur auf eine dieser Säulen beschränken, dann entgehen uns gerade die Instrumente, die besonders gezielt dort ansetzen, wo der Bedarf am größten ist.“

Die ARD Extra-Sendung kannst du hier nachschauen. (abr)