Jahrelang war VW für viele vor allem eines: Eine sichere Bank. Wer dort arbeitete, hatte, wenn er erst einmal einen unbefristeten Vertrag ergattert hatte, nichts zu befürchten gehabt. Doch die letzten Jahre sind nicht spurlos an dem Auto-Giganten vorbeigegangen – und für manch einen hat sich das Blatt etwas gewendet.
Denn mittlerweile fühlen sich viele Mitarbeiter nicht mehr so sicher wie noch vor einigen Jahren. „Die Ängste sind extrem“, sagt auch VW-Mitarbeiter und Vertrauensmann Luigi Catapano bei „Hart aber fair“ in der ARD. Er arbeitet seit Jahren für Volkswagen und merkt: Die Stimmung kippt.
VW: Schlechte Nachrichten überschatten 2024
Das Jahr 2024 wird vielen VW-Mitarbeitern sicherlich im Gedächtnis bleiben. Denn es war das Jahr der schlechten Nachrichten und großen Umbrüche. Wochen- und teils monatelang wurde über mögliche Werksschließungen und Stellenabbau diskutiert. Plötzlich wurde für eine gewisse Zeit die Beschäftigungssicherheit ad acta gelegt. Zeiten, die für alle VW-Mitarbeiter schwierig waren. Und sie gipfelten dann in den Tarifverhandlungen, die erst zum Ende des Jahres ihr Ende fanden.
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Im Fokus der Abschlüsse stand vor allem eines: Der Sparkurs. VW will wieder auf Spur kommen – und plant dafür so manch einen aus Konzernsicht notwendigen Schritt. Unter anderem sollen bis 2030 mehr als 35.000 Stellen abgebaut werden – durch verschiedene Maßnahmen wie Alterszeitzeit. Also sozialverträglich, heißt es. Doch kurz, nachdem all die Maßnahmen beschlossen wurden, sah VW sich schon wieder mit den neusten Schwierigkeiten konfrontiert, und der Konzern ist damit in der Wirtschaft natürlich nicht alleine.
VW-Mitarbeiter packt bei „Hart aber fair“ aus
So hat jüngst die Zoll-Ankündigung von Donald Trump für ein Beben gesorgt. Denn der US-Präsident will horrende Zölle unter anderem auf Autos und Auto-Teile aus Europa erheben. Bitter für die Automobilindustrie – und etwas, das für noch mehr Unsicherheit bei vielen Mitarbeitern sorgt. „Die Ängste sind sehr groß. Es ist ja nicht nur VW, sondern die gesamte Industrie“, sagt Luigi Catapano in der „Hart aber fair“-Sendung vom 28. April in genau diesem Kontext. Dort wird nämlich vor allem die Frage diskutiert, wie die Wirtschaft wieder angekurbelt werden, und wie man mit der aktuellen Lage umgehen kann. Im Fokus steht dabei die neue Regierung von Friedrich Merz. Auch, wenn viele VW-Mitarbeiter das beispielsweise nicht mehr hören könnten.
„Sie sind politikmüde“, sagt der VW-Vertrauensmann deutlich. „Es wird nur geredet, nicht gehandelt, das fehlt uns. Diese Stimmung ist extrem. Die Ängste sind extrem.“ Das Problem in seinen Augen: Die Politik sei so sehr mit sich selbst beschäftigt. Was er und seine Kollegen wollen, sei aber ein klares Handeln. Denn bis dahin könnten auch die VW-Mitarbeiter beispielsweise die Wirtschaft nicht mehr ankurbeln. „Die Kollegen wollen Geld gar nicht ausgeben, weil sie Angst haben.“ Ein Teufelskreislauf also.
Carsten Maschmeyer deutlich: „Völlig ruiniert“
Diesen Gedanken teilt auch CDU-Politiker Ralph Brinkhaus ein stückweit. Das Hin und Her der letzten Jahre, beispielsweise in puncto E-Prämie sei „Gift für die Automobilindustrie“. Auch die ständigen Diskussionen über die Zukunft von Verbrennern und das ewige „ja oder nein“ hätten ihren Teil dazu beigetragen, ergänzt dann auch Philipp Türmer von den Jusos. VW hätte aus seiner Sicht die letzten Jahre mit dem eigenen Kurs „nichts Halbes und nichts Ganzes verfolgt“ – und die Politik dann zusätzliche Verunsicherung geschaffen.
Unternehmer Carsten Maschmeyer geht noch ein Stück weiter in seiner Kritik. „Wenn irgendwo ‚made in Germany‘ galt, dann waren das die Autos“, sagt er. „Das haben wir selber mit Überregulierung und Hin und Her zerstört.“ Früher sei Deutschland Weltmarktführer in Sachen Qualität gewesen. Das hätte vor allem die letzte Regierung in seinen Augen „völlig ruiniert“.
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So scheinen sich in dieser Diskussionsrunde bei „Hart aber fair“ alle einig zu sein, dass ein neuer Kurs her muss. Wie der aussehen soll? Das muss sich nun ergeben. VW-Boss Oliver Blume betonte jedenfalls nach den Wahlen, dass er „große Erwartungen“ in eine neue Bundesregierung setze. Mehr politisches Engagement bei E-Mobilität stehe da auf seinem Wunschzettel. Ebenso wie steuerliche Förderung für E-Autos oder auch niedrige Energiepreise. Eine „Aufbruchstimmung“ folglich. Ob Friedrich Merz das mit seiner Regierung umsetzen kann? Das wird sich zeigen.
Die ganze Folge „Hart aber fair“ kannst du in der ARD Mediathek nachschauen.