Es ist ein ziemlich unscheinbares und kleines Wesen. Doch die Schilf-Glasflügelzikade bereitet den heimischen Landwirten ziemlich großes Kopfzerbrechen. Denn das Mini-Insekt breitet sich immer weiter in Deutschland aus und überträgt dabei zwei Erreger von Pflanzenkrankheiten.
Und das hat mittlerweile auch Folgen für Kunden bei Rewe, Lidl und Co. Sie können schnell erkennen, wenn ihr gekauftes Gemüse befallen ist.
Kartoffel-Alarm bei Rewe, Lidl und Co.
Sie galt lange als bedroht. Mittlerweile ist das heimische Insekt „zur echten Gefahr für gute Ernten“ geworden, wie der ehemalige Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) unlängst festgestellt hatte. Grund für die extreme Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade sind mildere Winter und längere Vegetationsperioden als Folgen der Klimakrise.
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Das Problem: Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt zum einen eine Krankheit auf Zuckerrüben, wodurch diese weniger Zucker produzieren und eine gummiartige Konsistenz bekommen, wie das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ berichtet. Außerdem überträgt sie die Stolbur-Krankheit auf Kartoffeln. Anders als bei den Rüben steige bei den Kartoffeln der Zuckergehalt nach einer Übertragung.
Die Kartoffeln könnten zwar bedenkenlos konsumiert werden, aber Kunden merken den Unterschied sofort. Denn infizierte Kartoffeln seien gummiartig. Außerdem würden sie sich beim Frittieren durch den höheren Zuckergehalt braun färben. Für Rewe, Lidl und Co. natürlich ein Problem: „Fleckige Chips und braune Pommes sind nicht vermarktbar“, stellt Jürgen Gross vom Julius Kühn-Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau in Dossenheim (JKI) gegenüber „Spektrum“ klar.
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Notfallmaßnahme für heimische Kartoffel
Um die heimische Kartoffel zu retten, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) nun eine Notfallzulassung für Pflanzenschutzmittel erwirkt, mit denen die Schilf-Glasflügelzikade abgewehrt werden soll.
Es gelte, die Ausbreitung nachhaltig zu stoppen. Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt bakterielle Erreger, wie das Ministerium erläuterte. Da diese nicht direkt zu bekämpfen seien, komme es auf das Eindämmen der Überträger an.
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Neben dem Einsatz von Insektiziden sind zukünftig auch neue Züchtungsmethoden im Gespräch, um das Saatgut mit einer Krankheitsresistenz zu züchten. Dahinter verbirgt sich laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ein molekularbiologisches Werkzeug, das die Züchtung von Nutzpflanzen präziser, schneller und günstiger macht. Das neue Verfahren sei jedoch umstritten: Für Kritiker sei es bloß eine weitere Form ungewollter Gentechnik, für Befürworter dagegen eine Revolution in der Pflanzenzüchtung. (mit dpa)