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Braunschweig: „Immer Eisenstange im Kofferraum“ – Corona-Leugner bedrohen Fotografen

Braunschweig: „Immer Eisenstange im Kofferraum“ – Corona-Leugner bedrohen Fotografen

Corona Demo Braunschweig

Braunschweig: „Immer Eisenstange im Kofferraum“ – Corona-Leugner bedrohen Fotografen

Braunschweig: „Immer Eisenstange im Kofferraum“ – Corona-Leugner bedrohen Fotografen

Verschwörungstheorien - warum sie in Krisen so viele Menschen anziehen

5G-Netze, Bill Gates, ein Laborunfall in Wuhan: Um den Ursprung von Covid-19 ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien. Für Experten ist das keine Überraschung. In Krisen geben sie einigen Menschen demnach zumindest ein Gefühl von Kontrolle zurück.

Braunschweig. 

Auf Corona-Demos läuft nicht immer alles friedlich ab – auch nicht in Braunschweig. Die Angst vor gewaltbereiten Corona-Leugnern steigt.

Ronny Wildehage berichtet immer wieder über die Corona-Demonstrationen in Braunschweig. Und rückt damit ins Visier der „Spaziergänger“. Allein ist er aber nicht.

Gewalt gegen Journalisten auf Corona-Demo in Braunschweig

Als freier Journalist und Fotograf hat man es sowieso schon schwer zu Corona-Zeiten. Viele Veranstaltungen, über die sie häufig berichteten, fallen aus. Seit einiger Zeit zieht es deswegen Ronny auf die Corona-Demonstrationen in Braunschweig.

Allerdings ist das nicht sein richtiger Name. Er verwendet ein Pseudonym zum Selbstschutz. Denn: Für ihn sind es sehr gefährliche „Spaziergänge“. Mehrmals sei er schon angegriffen worden.

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Inzidenz-Werte der Region am Dienstag, 15. Februar 2022:

  • Braunschweig: 1.275,3
  • Gifhorn: 1.410,6
  • Goslar: 1.513,9
  • Region Hannover:
  • Helmstedt: 1.138,6
  • Peine: 1.367,7
  • Salzgitter: 1.844,7
  • Wolfenbüttel: 1.127,7
  • Wolfsburg: 1.627,9

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„Es wurde die Hand vor die Kamera gehalten, bis es tatsächlich dazu gekommen ist, dass mir jemand von denen ins Gesicht geschlagen hat“, berichtet er gegenüber der Deutschen Presseagentur (DPA). Ein anderes Mal sei er bespuckt und beleidigt worden. In Telegram-Chats würden Bilder und Videos von ihm veröffentlicht und mit den Worten „Für solche Fälle habe ich immer eine Eisenstange im Kofferraum“ kommentiert.

+++ Corona in Niedersachsen: Das ist die aktuelle Lage +++

Schicksal aus Braunschweig kein Einzelfall

Doch Ronnys Situation ist kein Einzelschicksal: Immer mehr Menschen, unabhängig von ihren Berufen, sind von derartigen Anfeindungen betroffen. Im vergangenen Jahr wandten sich mehrere Dutzend Opfer an die Betroffenenberatung Niedersachsen. Der Grund war dabei immer der gleiche: Bedrohung durch Corona-Leugner.

Insgesamt 51 Fälle standen nach Angaben der Beratungsstelle in Zusammenhang mit einer Bedrohungslage durch Reichsbürger, Verschwörungsideologen und so genannte „Querdenker“. Das entspreche in etwa jeder fünften Anfrage. Die meisten Beratungen zu diesen Fällen habe es für Journalisten gegeben, sagt eine Sprecherin. Diese seien, wie auch Ronny, bei Demonstrationen besonders betroffen.

Der Sozialarbeiter Johannes Koch unterstützt seit etwa einem halben Jahr Menschen, die sich bei der Beratungsstelle melden. Auch Koch heißt eigentlich anders. Da er und seine Kollegen in der Vergangenheit Bedrohungen von Neonazis erhalten haben, verwenden sie ebenfalls Pseudonyme zum Selbstschutz. Seit zwei Monaten betreut Koch nach eigenen Angaben einen Mann, der von seinem Bruder – einem Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner – teils mit Waffengewalt bedroht wird.

Der Mann geht nun vor Gericht gegen seinen Verwandten vor. Johannes unterstützt ihn dabei. Für die Betroffenen sei er oft die wichtigste Vertrauensperson. „Im allerschlimmsten Fall haben die Todesangst“, erzählt der Sozialarbeiter im Gespräch mit der DPA.

Braunschweig: Wichtig, gegen Gewalt vorzugehen

Dabei gehen die Berater auch bewusst auf Betroffene zu. Auch Fotograf Ronny habe zum Beispiel auf Twitter über die Angriffe auf ihn berichtet. Die Betroffenenberatung wurde darauf aufmerksam und bot ihm Unterstützung an. Seitdem ist der Journalist regelmäßig mit einem Berater im Austausch.

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Und das hilft Ronny aus Braunschweig sehr durch die schweren Zeiten. „Es hat mich auch belastet und ich war mir selbst zwischenzeitlich nicht sicher, ob ich da komplett alleine durchkomme“, verrät der Journalist aus Braunschweig. Sozialarbeiter Johannes betont, dass aggressive Verhaltensweisen im Netz und auf der Straße immer akzeptierter würden, wenn man gegen die ansteigende Gewalt und den Hass nicht vorgehe.

Deswegen sei es wichtig, dagegen anzugehen und Betroffene bei allen Maßnahmen zu unterstützen. „Sonst wird es immer schlimmer und schlimmer“, vermutet er. (red./dpa)