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DPD in Braunschweig: Unfassbar! Was ein Zusteller erlebt, macht sprachlos – „Bin keine Dienstmagd“

Dietmar Wolff arbeitet als DPD-Zusteller – News38 durfte ihn dabei in Braunschweig begleiten. Manche Erlebnisse nagen noch immer an dem 60-Jährigen.

DPD Braunschweig
© News38

Braunschweig:

Das ist die Löwenstadt

Dietmar Wolff arbeitet seit 17 Jahren als Zusteller, seit 2018 ist er bei DPD. Kein leichter Job – in vielerlei Hinsicht. Braunschweig kennt der 60-Jährige wie seine Westentasche.

News38 durfte den DPD-Zusteller auf einer Tour durch Braunschweig begleiten. Dabei erzählt Dietmar von schönen – aber auch schockierenden Begegnungen.

DPD in Braunschweig: „Richtig Remmi-Demmi“

Dietmar Wolffs Tag beginnt um 3.15 Uhr. Ganz in Ruhe will er morgens seinen Kaffee und seine Zigarette genießen, bevor der Paket-Trubel losgeht, wie er News38 erzählt. Jeden Tag fährt er aus dem Kreis Gifhorn nach Salzgitter ins DPD-Depot. Schicht-Beginn ist um 5 Uhr. Mitten in der Nacht aufzustehen, war für den 60-Jährigen nicht immer leicht. „Ich hatte am Anfang arge Probleme. Das musste ich mir erst angewöhnen“, erzählt er. Mittlerweile sei Dietmar Wolff aber glücklich.

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Immer wieder spricht er auf der Tour durch Braunschweig von einem „Schlaf-Wagen“: Etwas mehr als 100 Pakete nennt der Zusteller nämlich einen entspannten Tag. Anders sieht es um Weihnachten aus. Schon im Oktober würde die Schlagzahl nach oben gehen. „Da ist richtig Remmi-Demmi“ – bis zu 160 Pakete seien da normal.

Abgesehen von der Menge, können DPD-Pakete auch richtig schwer sein. 31,5 Kilogramm darf es wiegen. Gibt es keinen Fahrstuhl, müsse Dietmar das Paket trotzdem hochtragen. Einige Kunden würden dann verlangen, dass er zum Beispiel Hundefutter oder Katzenstreu hochbringt – ohne Hilfe. „Das finde ich dann nicht lustig“, so Dietmar Wolff.

„Keiner weiß, wie das Leben spielt“

In seinen 17 Jahren im Beruf hat Dietmar schon einiges erlebt. Eine Situation war für den 60-Jährigen dabei besonders prägend. Ein Springer-Kollege von Dietmar hatte während einer Schicht ein Paket nicht weggebracht. Am nächsten Tag musste der 60-Jährige die Sendung deshalb bei dem Empfänger zustellen. Doch der Mann war ziemlich wütend – Dietmar Wolff warf er vor, dass er am Vortag einfach nicht gekommen sei.

Entschuldigungen und Erklärungsversuche habe der Mann einfach ignoriert. Die Situation schaukelte sich hoch: „Der Mann meinte dann, dass sich DPD vernünftige Leute suchen solle. Das ging dann so weit, dass ich zu ihm sagte, er solle sich Turnschuhe anziehen und bei uns anfangen“, erzählt der Zusteller. Schnell wurde die Situation persönlich: „Der Mann sagte dann zu mir, dass er das nicht brauche – denn er habe ja in der Schule aufgepasst.“

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Für so ein Verhalten habe Dietmar Wolff kein Verständnis. „Ich habe auch Abitur und mache diese Arbeit. Keiner weiß, wie das Leben spielt“, macht er deutlich. „Ich brauche mich nicht angreifen lassen – ich bin keine Dienstmagd.“ Denn Dietmar Wolff hat vor vielen Jahren eine schwere Zeit durchmachen müssen. Eigentlich hat er bei einer Versicherung gearbeitet. Doch irgendwann ging gar nichts mehr. „Heute nennt man das Burnout, damals nannte man es physisch-psychische Erschöpfung. Dann konnte ich meinen Job nicht mehr machen und musste mir etwas anderes suchen“, erzählt Dietmar aus seiner Vergangenheit.

DPD-Zusteller brauchen mehr als nur einen Führerschein

Zwar sei der Zusteller-Job jetzt nicht weniger stressig – „aber ich habe nicht diesen Stress, den ich früher hatte. Es ist anderer Stress.“ Zusteller werden zu Unrecht von vielen Menschen unterschätzt. Man braucht nicht nur einen Führerschein. Wie sich auf der Gewerbe-Tour im Schloss Carré und dann in den Schloss Arkaden zeigt: Dietmar arbeitet von Anfang bis Ende mit System.


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Beim Beladen packe er den Wagen schon nach Empfänger-Reihenfolge. In den Arkaden geht der 60-Jährige routiniert vor. Er hat eine genaue Auslieferungs-Runde, man kennt sich mittlerweile untereinander. Ein gewisser Druck kommt noch dazu, die Uhr tickt. „Für jedes Paket habe ich ein gewisses Zeitfenster, in dem ich ausliefern muss.“ Dazu kommt, dass die Arbeit körperlich anstrengend ist. „Grips braucht man auch noch“, lacht Dietmar.

Eine Sache ärgert DPD-Fahrer besonders

Glücklicherweise sei der Umgang aber nur selten schroff und fies. Besonders freue sich Dietmar, wenn es mal ein bisschen Trinkgeld gibt. Eine Sache ist für ihn aber am Schönsten: „Wenn man längere Zeit nicht da war, dann wieder eine Tour fährt und die Leute erkennen einen wieder. Und sie dann auch noch sagen ‚Schön, dass Sie wieder da sind‘ – da weiß man dann, dass man alles richtig gemacht hat.“

Kommt Dietmar zur Schicht zählt für ihn nur eins: „Auto vollladen, losfahren und anschließend kann ich sagen, ich habe von 200 Paketen 199 ausgeliefert.“ Denn der 60-Jährige sagt ganz klar: „Es ärgert mich, wenn ich ein Paket wieder mitnehmen muss.“ Glücklich macht ihn die Zufriedenheit der Kunden. „Dann habe auch ich meine innere Zufriedenheit.“ Mit diesem Gefühl schließen sich die Türen des Zustell-Autos. Dietmar fährt aus Braunschweig wieder ins Depot nach Salzgitter. Um 13.45 Uhr ist dann Feierabend. „Dann fahre ich nach Hause.“