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Braunschweig: Abbruch bei Prozess gegen Maddie-Verdächtigen! Skandal um Mord-Tweets

Das ging schnell. Der erste Prozesstag gegen den im Fall Maddie-Verdächtigen ist schon wieder vorbei. Sein Verteidiger hatte ein Ass im Ärmel.

Der Angeklagte Christian B. (Mitte) steht zu Prozessbeginn im Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig neben seinen Anwälten Dennis Bock (links) und Friedrich Fülscher (rechts).
Der Angeklagte Christian B. (Mitte) steht zu Prozessbeginn im Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig neben seinen Anwälten Dennis Bock (links) und Friedrich Fülscher (rechts). Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

Sage und schreibe neun Minuten hat der erste Prozesstag um den Verdächtigen im Fall Maddie McCann gedauert – dann war in Braunschweig auch schon wieder alles vorbei. Vorerst.

Angeklagt ist Christian B. – er soll die 2007 verschwundene kleine Maddie ermordet haben. Aktuell geht es aber um andere Vorwürfe.

Braunschweig: Verteidiger mit Schachzug

Der Prozess wegen fünf Sexualstraftaten startete unter hohen Sicherheitsvorkehrungen am Freitag (16. Februar). Schon am Anfang ruckelte es. Der Andrang war so groß, dass der ursprünglich geplante Auftakt um 9 Uhr nicht eingehalten werden konnte. Vor dem Gebäude bildeten sich lange Schlangen, vor dem Betreten mussten sich Medienvertreter sowie Besucher aufwendigen Sicherheits-Maßnahmen unterziehen.

Der Angeklagte Christian B. betrat den Saal im Landgericht Braunschweig bekleidet mit einem fliederfarbenen Hemd mit weißen Streifen und einem hellgrauen Sakko. Der dunkelblonde, schlanke Mann verdeckte nicht sein Gesicht und wirkte gefasst. Er nahm zwischen seinen vier Verteidigern Platz. Der 47-Jährige war zuvor mit einem Gefängnistransporter nach Braunschweig gebracht worden.

Der Angeklagte Christian B. kommt zu Prozessbeginn in den Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig.
Der Angeklagte Christian B. kommt zu Prozessbeginn in den Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig. Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

Und dann ging es los: Direkt zum Auftakt stellte Verteidiger Friedrich Fülscher einen Befangenheitsantrag gegen eine Schöffin – noch bevor Richterin Uta Engemann die Personalien feststellen kann. Aus Fülschers Sicht ist die Schöffin befangen. Sie habe vor einigen Jahren bei Twitter dazu aufgerufen, den damaligen brasilianischen Präsidenten Javier Bolsonaro umzubringen.


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Braunschweig: Schöffin mit Mord-Tweets

„Tötet diesen Teufel“, soll sie getwittert haben. Und „Dieser Bastard muss vernichtet werden.“ Daher sei sie als Schöffin ungeeignet, sagte der Verteidiger. Ihre Sicht sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Daraufhin wurde die Sitzung zunächst für rund 40 Minuten unterbrochen. Dann platzte die Bombe: Die Staatsanwaltschaft stimmte der Meinung zu – der Prozess wurde vertagt! Er soll am 23. Februar weitergehen.

Wie es für die Schöffin weitergeht, blieb zunächst unklar. Wahrscheinlich wird jetzt wohl auch gegen sie ermittelt – wegen des Aufrufs zu einer Straftat.

Braunschweig: Darum geht es

Christian B. muss sich wegen fünf Sexualstraftaten vor Gericht verantworten. Unter anderem soll er 2004 eine damals 20 Jahre alte Frau aus Irland in einem Appartement in Portugal vergewaltigt haben.

Derzeit sitzt der 47-Jährige eine Gefängnisstrafe wegen einer anderen Vergewaltigung ab. Verurteilt wurde er Ende 2019 wegen einer Tat, die sich 2005 ebenfalls in Praia da Luz ereignet hatte – dem Ort, wo 2007 die dreijährige Madeleine McCann verschwand. Das Landgericht Braunschweig ist zuständig, weil Christian B. in der Löwenstadt seinen letzten deutschen Wohnsitz hatte.

Maddie McCann verschwand 2007 spurlos – hat Christian B. etwas damit zu tun?. Foto: Luis Forra/LUSA/epa/dpa

Zeugen waren nach Angaben einer Gerichtssprecherin für den ersten Prozesstag noch keine geladen. Während die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine Verurteilung des Angeklagten mit Blick auf alle angeklagten Taten anstrebt, geht Verteidiger Friedrich Fülscher von der Unschuld seines Mandanten aus und will Freisprüche erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung. (mit dpa)