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Braunschweig: Zeuge erhebt schwere Vorwürfe gegen Anwalt von Maddie-Verdächtigem! „Ich hatte Panik“

Am vierten Prozess-Tag in Braunschweig erhebt der Hauptzeuge schwere Vorwürfe gegen den Anwalt vom Maddie-Verdächtigen Christian B.

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Maddie McCann: Das ist der Hauptverdächtige Christian B.

Auch viele Jahre nach ihrem spurlosen Verschwinden ist noch unklar, was genau mit Maddie McCann geschah. Wir erklären, was es mit dem Hauptverdächtigen Christian B. auf sich hat.

Viele hatten auf die Aussage von Helge B. im Vergewaltigungs-Prozess gegen Christian B. gewartet. Der 53-Jährige ist Hauptbelastungszeuge – und hat am Mittwoch (3. April) nicht nur schwere Vorwürfe gegen den Angeklagten und Verdächtigen im Fall Maddie McCann erhoben.

Auch Verteidiger Friedrich Fülscher gerät im Braunschweiger Landgericht während der Verhandlung in den Fokus. Helge B. soll sogar Panik vor dem Anwalt gehabt haben.

Braunschweig: „Ich wollte das alles nicht verlieren“

Helge B. hat am vierten Verhandlungstag nicht nur über die Schock-Videos ausgepackt, die zwei grausame Taten von Christian B. gezeigt haben sollen. Es geht auch um sein Leben, das sich durch die Aussage bei der Polizei drastisch verändert habe. Verändert ins Negative.

Der gelernte Dachdecker habe nach dem Zufalls-Fund alles verloren – Freunde, Familie und den Job. Seine größte Angst ist damit wahrgeworden. „Ich wollte das alles nicht verlieren“, wie er am Mittwoch dem Gericht erzählte.

Etliche Male habe er seinen Wohnort gewechselt. Seit er Christian B. als Hauptzeuge schwer belastet sei es nur bergab gegangen. Stress mit Nachbarn, Journalisten – und Verteidiger Friedrich Fülscher, behauptet jedenfalls Helge B am Mittwoch.

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Schwere Vorwürfe erhebt Hauptbelastungszeuge Helge B. am vierten Verhandlungstag am Braunschweiger Landgericht gegen Christian B.s-Anwalt Friedrich Fülscher. Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

„Sie wollten meine Adresse herausbekommen“

Zusammen mit einem Journalisten soll Fülscher nach Ancona in Italien zu Manfred S. gereist sein. S. hatte Helge B. und Christian B. 2006 miteinander bekannt gemacht, auch er sagte in dem laufenden Prozess schon gegen den Angeklagten aus (wir berichteten).

„Sie wollten unbedingt meine Adresse herausbekommen“, erzählt Helge B. Deshalb sollen die beiden Männer Manfred S. ausgetrickst haben. Unter einem Vorwand hätten der Anwalt und der Journalist das Handy von S. an ihren Computer angeschlossen – und so sein Facebook-Passwort herausgefunden.

Anschließend hätten sie Helge B. über den Account von Manfred S. angeschrieben und sich als dieser ausgegeben. Den angeblichen Chat-Verlauf legt der Zeuge dem Gericht am Mittwoch vor. Aus Friedrich Fülscher platzt es daraufhin heraus: „Wie kommt ihr auf mich?!“

Braunschweig: Zeuge in Angst wegen Christian B.-Anwalt?

Irgendwann habe Helge B. aber Lunte gerochen. Er bat Manfred S. doch lieber per Video-Chat anzurufen. Als sein vermeintlicher Kumpel daraufhin zögernd reagierte, war für Helge B. alles klar. „Ich hatte Panik, dass die bei mir auftauchen“, machte er deutlich. Denn er habe schon einmal seinen Job verloren, weil er belagert wurde. Später soll Helge B. seinen Freund mit den Vorwürfen konfrontiert haben, der wohl bestätigte, dass Friedrich Fülscher und der Journalist vorher bei ihm waren.


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„Ich hatte Angst, dass die mir die Hölle heiß machen.“ Deshalb sprach Helge B. „in einem auffälligen Outfit“, wie die Richterin es nennt, mit Friedrich Fülscher. Damit habe er die beiden Männer abschrecken wollen. „Damit die mich in Korsika in Ruhe lassen“, so Helge B. weiter. Das Gespräch zeichnete der Verteidiger auf.

Was im Detail in dem Chat-Verlauf steht, wird nicht näher erläutert. Doch die Oberstaatsanwältin gibt einen kurzen Einblick: „Es macht den Eindruck, als wollte man Ihnen ein Statement entlocken.“ Ob wirklich Friedrich Fülscher dahinter steckte, ist nicht bewiesen. Doch Helge B. ist sich ganz sicher. „Mit sowas habe ich nicht gerechnet. Das ist eine Unverschämtheit.“