Ein Cafébesuch gehört für viele Braunschweiger beim Stadtbummel einfach dazu. Doch rund um den Hagenmarkt sieht das derzeit schwierig aus: Die große Baustelle vor Ort schreckt Besucher ab.
Sehr zum Ärger von Andrea Schmidt, Betreiberin der „Teestube & Café Schmidt“. Denn für sie hat die Situation drastische Folgen.
Braunschweig: Ihrem Café droht das Aus!
Seit 22 Jahren ist Andrea Schmidt schon am Hagenmarkt – das Café ist bereits ihr drittes. „Das ist irgendwie mein Baby. Ich bin hier schon so lange“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch jetzt denkt sie zum ersten Mal ans Aufhören. „Gegebenenfalls muss ich sogar vielleicht hier aufhören, wegen der Baustelle.“ Seit Wochen belasten sie der Lärm, der Dreck und der Besucherrückgang. Zwischenzeitlich reichte die Baustelle bis zur Kirche – wer zum Café wollte, musste einen 200-Meter-Umweg laufen. „Das macht keiner“, erklärt Andrea. „Hier ist es wirklich so schlecht geworden.“ Auch der Schmutz setze sich auf den Tischen draußen ab – der Hagenmarkt sei ohnehin keine Wohlfühlmeile. „Da merkt man das schon“, sagt sie.
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Die Folge: Weniger Gäste, aber weiterhin Kosten. „Und trotzdem muss man ja die Bestuhlung draußen bezahlen. Wenn weniger sitzen, kommen auch weniger. Es ist so ein Teufelskreislauf.“ Für Andrea ist es nachvollziehbar, dass Kunden ausweichen: „Wenn ich shoppen gehen wollte, dann würde ich mich auch am Schloss orientieren, das ist günstiger, und dann würde ich eben auch da einen Kaffee trinken. Ich würde nicht hierherkommen. Ich finde das hier schon für uns sehr traurig.“
Informationen zur Baustelle hat Andrea meist über Stammkunden erhalten. Zwar habe die Stadt laut eigener Aussage alle Anlieger zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Doch Andrea konnte nicht teilnehmen: „Das war zu Zeiten, wo hier der Laden offen ist, da kann ich nicht hin. Das hat teilweise immer um 18.30 oder um 17 Uhr angefangen, das schaff’ ich dann halt nicht.“ Ein Sprecher der Stadt erklärt auf Nachfrage: „Richtig ist, dass wir alle Anlieger rechtzeitig vor Beginn der archäologischen Arbeiten und der Baustellensituation postalisch zu einer Informationsveranstaltung eingeladen haben, in der das Vorhaben einschließlich Zeitplan detailliert erläutert wurde.“ Außerdem sei man mit den Geschäftsinhabern „ständig in Kontakt, persönlich oder per E-Mail.“ Andrea Schmidt sieht das allerdings anders.
Hagenmarkt bekommt Make-Over
Langfristig soll der Hagenmarkt komplett neugestaltet werden – mit viel Grün, Spielgeräten, Ruhezonen, Veranstaltungen rund um den historischen Brunnen und modernem Regenwassermanagement. Die Stadt spricht von einem „neuen, attraktiven Schmuckstück für die Braunschweiger City, gerade auch im Vergleich zum bisherigen Zustand des Platzes.“
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Doch bis dahin müssen Betriebe wie das Café Schmidt durchhalten. Die Stadt ist sich allerdings bewusst, dass die Bauarbeiten für die unmittelbar anliegenden Geschäfte und gastronomischen Betriebe eine besondere Belastung und Herausforderung bedeuten. Deshalb bemühe sie sich, die Auswirkungen der Baustelle so gering wie möglich zu halten. „Mitarbeiter der Bauverwaltung stehen als Ansprechpartner zur Verfügung, für die Betriebe mit Freisitzflächen zum Beispiel. Es ist auch unser Ziel, deren Nutzung soweit es geht, zu ermöglichen“, erklärt der Stadt-Sprecher.
Ob das für Andrea Schmidt reicht, ist fraglich. Noch hält sie durch – aber wie lange noch?