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Kastanienallee in Braunschweig: Die Straße, wo Radfahrer eh immer die Bösen sind

Die Kastanienallee in Braunschweig ist nicht nur schön, sondern auch gefährlich. Jetzt tut sich hier etwas. Gut so? Ein Kommentar.

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Wie man es macht, macht man es falsch – dieses Gefühl dürfte wohl schon so ziemlich jeder Fahrradfahrer gehabt haben, der mal auf der Kastanienallee in Braunschweig unterwegs war.

Denn diese Straße in Braunschweig ist nicht wie jede andere. Offenbar wussten das aber entweder viele Autofahrer und Fußgänger auch nach Jahren noch nicht – oder sie wollten es nicht wissen. Auch ich habe das schon oft zu spüren bekommen. Jetzt aber ändert sich hier etwas…

Braunschweig: Jeder gegen jeden

Seit mehreren Jahren fahre ich mit meinem geliebten grünem Hollandrad quer durch Braunschweig. Auch wenn es quietscht und rostet. Die Kastanienallee gehört zu meiner Stammstrecke. Hier hattest du bisher als Fahrradfahrer zwischen Altewiekring und Herzogin-Elisabeth-Straße prinzipiell die Wahl: Möchtest du auf dem – von den Kastanien-Wurzeln gewölbten – 90 Zentimeter schmalen Fahrradweg fahren oder doch auf der Straße? Bisher ging das immer beides. Ich habe mich immer spontan für eine Version entschieden. In beiden Fällen habe ich mich immer an die geltenden Regeln gehalten. Ich kann da nur für mich sprechen.

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Wie oft ich dabei aber dennoch von Fußgängern beschimpft wurde, die sagten, ich müsse auf der Straße fahren? An zwei Händen kann ich es nicht mehr abzählen. Wie oft ich dabei böse Blicke von Autofahrern bekommen habe, sie hupten, auf den Fahrradweg zeigten oder mich bepöbelten? Auch hier reichen keine zwei Hände. Eigentlich mag ich die Kastanienallee. Trotz ihrer Enge. Aber irgendwie nervt mich dieses angespannte Klima zwischen allen Verkehrsteilnehmern. Es hängen doch überall entsprechende Schilder. Lesen empfiehlt sich.

Neue Regeln auf der Kastanienallee

Immer wieder gab es dann auch Gerüchte, nach denen sich die Spielregeln auf der Kastanienallee ändern sollten. Zuletzt im August 2024. Damals hatte es geheißen, dass Fahrradfahrer künftig nur noch auf der Straße fahren dürfen. Stimmt gar nicht, sagte die Stadt Braunschweig damals zu News38. Also blieb alles zunächst beim Alten. Dann aber gab es Ende des vergangenen Jahres einen Beschluss im zuständigen Ausschuss der Stadt. Die Fahrradfahrer sollen künftig nur noch auf der Straße fahren dürfen. Aus Sicherheitsgründen. Rumms!

„Grund für den Beschluss sind Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgängerinnen und Fußgängern in dem Bereich, die von Seiten der Polizei sowie Bürgerinnen und Bürgern vermehrt gemeldet wurden. Der vorher als Radweg gekennzeichnete Bereich entsprach mit seiner Breite nicht den aktuellen Vorgaben und Anforderungen. „

Stadt Braunschweig

Achtung, Behördendeutsch: Ein Komplett-Umbau des Querschnittes unter Wegfall von Bäumen und Parkständen zugunsten von zeitgemäßen Radwegen gemäß Braunschweiger Standard werde nicht angestrebt, hieß es damals. Okay. Was ich mich aber ernsthaft frage: Ist das wirklich sicherer? Und wenn ja, für wen?

Hier dürfen Fahrradfahrer jetzt nicht mehr langfahren. Nur Kinder bis zu einem Alter von zehn Jahren können alleine oder in Begleitung einer erwachsenen Person weiterhin mit Schrittgeschwindigkeit auf den Fußwegen fahren. Foto: News38

Tatsächlich hat die Stadt Braunschweig jetzt Fakten geschaffen. Mitte Juli hat sich etwas auf der Kastanienallee getan. Die Fußgänger jubeln. Fakt ist: Neuerdings dürfen Fahrradfahrer nur noch auf der Straße fahren. Mischverkehr heißt das. Neben Schildern weisen auch entsprechende Piktogramme auf dem Jetzt-nur-noch-Fußweg darauf hin. Eine neue Gefahrenstelle? Jedenfalls sollten Auto- und Busfahrer mal davon gehört haben, finde ich. Damit sie keinen Radfahrer übersehen, der hier auf die Straße fährt. Davon dürfte es einige geben. Wobei viele Radfahrer auch weiterhin den Gehweg nutzen, wie ich gesehen habe. Ignoranz oder Gewohnheit, eine Mischung.

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In einer Braunschweiger Facebook-Gruppe wird schon wild diskutiert. Beide Seiten tauschen sich aus. Während viele den Schritt feiern und auf die Fahrradfahrer draufhauen, feiern diese das Ganze umso weniger. Eine Sorge: Die Enge. Denn das mit den 1,50 Metern Abstand zwischen Auto und Fahrrad war bisher auch schon so ein Thema. Auch die Ladenbesitzer in der Kastanienallee scheinen zwiegespalten zu sein. Einerseits freue man sich, dass die Radfahrer jetzt etwas mehr Abstand zum Schaufenster haben, sagt einer. Andererseits sei es auf der Straße echt gefährlich.


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Immerhin: In den vergangenen Jahren hat es keinen schweren Unfall an diesem Nadelöhr gegeben. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wundert es mich. Und es freut mich. Daher hoffe ich einfach, dass die neuen Regeln an der Stelle gut angenommen werden – von allen Beteiligten. Aufeinander Rücksicht zu nehmen ist auch eigentlich nicht schwer. Ich drücke uns allen dabei die Daumen. Klingeln muss ich damit ja nicht mehr.