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Braunschweiger Sex-Arbeiterin fehlen plötzlich die Worte – „Es ist zu schwierig darüber zu sprechen“

Wie eine Frau in Braunschweig in die Sex-Arbeit geriet, ist dramatisch. Sie spricht dennoch darüber – bis es um ein bestimmtes Thema geht.

Die Bruchstraße gehört zu den Gebieten in Braunschweig, in denen in denen Bordelle erlaubt sind. (Archiv)

Zwischen Kopfsteinpflaster und grellen Neonschildern liegt nahe der Fußgängerzone von Braunschweig die Bruchstraße. Sie ist ein bekanntes Zentrum der lokalen Sexarbeit – und für Yesenia (Name geändert) der Ort ihres Lebensunterhalts.

In Braunschweig wollte sich die aus Zentralamerika stammende Betriebswirtin ein besseres Leben aufbauen. Doch ihr Studium aus der Heimat wurde nicht anerkannt, sprachliche Barrieren und ein schwerer Unfall durchkreuzten ihre Berufspläne im Einzelhandel. So landete sie schließlich in der Sex-Arbeit.

Endstation Sex-Arbeit in Braunschweig

Yesenia lebt ein Doppelleben in Braunschweig und verschweigt ihre Arbeit, wie die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet. „Zu viele Vorurteile und Diskriminierung“, sagt sie. Eine Erfahrung aus der Gastronomie zeigt, wie verletzend das sein kann: Eine Kollegin entdeckte ihre Tätigkeit in der Bruchstraße, was zur Kündigung führte. Trotz solcher Erlebnisse bewahrt sie ihren Optimismus.

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Grundsätzliche Angst hat bei der Sex-Arbeit nicht. In Deutschland sei es doch sicher, hier gebe es regelmäßig Kontrollen, einen geschützten Rahmen. In anderen Ländern würden Frauen schlimmstenfalls ermordet. Bei der Frage, ob Männer ihr bereits Gewalt angetan haben, fehlen der Frau dennoch die Worte: „Es ist zu schwierig, darüber zu sprechen“, sagt sie.

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„Viele Männer sind psychisch krank“

In Braunschweig arbeitet Yesenia vor allem, um ihren alten Vater in Zentralamerika zu unterstützen. „Die Unterstützungsmöglichkeiten in dem Land sind nicht gut“, erklärt sie. Ihr 94-jähriger Vater sei finanziell abhängig von ihr. Sie selbst sieht ihre Sexarbeit nicht als Last, sondern als bewusste Entscheidung: „Die Sexarbeit mache ich aus freien Stücken.“ Gleichzeitig wünscht sie sich bessere politische Unterstützung, vor allem für ältere Kolleginnen ohne ausreichende Rentenversorgung.


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Die Bruchstraße in Braunschweig wird täglich von Männern besucht, die nach Trost und Nähe suchen. Für Yesenia hat ihre Arbeit eine gesellschaftliche Funktion: „Viele Männer sind psychisch krank. Unsere Arbeit tröstet sie. Wenn sie nach Hause gehen, sind sie keine Gefahr mehr für die Gesellschaft.“ Natalya Draeger, Leiterin der Caritas-Beratungsstelle „Klarissa“ in Braunschweig, sieht das im Gespräch mit der „Braunschweiger Zeitung“ kritisch: „Es wäre doch erschreckend, wenn das Wohlergehen der Gesellschaft davon abhinge, dass Frauen die Gewalt von Männern abfangen müssten.“

Wie weit ist es tatsächlich her mit der Freiwilligkeit bei der Sex-Arbeit? Wie arbeitet die Beratungsstelle „Klarissa“? Den ausführlichen Bericht liest du hier bei der „Braunschweiger Zeitung“.