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Harz-Wanderer begeben sich leichtsinnig in Gefahr – „Suchen den Kick“

Der Harz lädt mit seiner Natur förmlich zum Wandern und zu Abenteuern ein. Wenn es schief geht, ist die Bergwacht zur Stelle.

© IMAGO/Karina Hessland

Das ist der Harz

Erfahre mehr übers höchste Mittelgebirge im Norden

Der Harz zieht jedes Jahr aufs Neue Tausende Wanderlustige an. Kein Wunder, schließlich ist die Natur dort so abwechslungsreich wie abenteuerlich und schön. Doch nicht immer geht so eine Wandertour glatt.

Abstürze, Unfälle in unwegsamem Gelände – oder Wanderer, die sich leichtsinnig in Gefahr begeben, weil sie den Kick suchen; all das hat die Bergwacht im Harz schon erlebt.

So viele Einsätze gab es abends im Harz

Stürze, Knochenbrüche, Kreislaufprobleme: Die Einsatzkräfte der Harzer Bergwacht in Sachsen-Anhalt sind im ersten Halbjahr dieses Jahres zu 44 Einsätzen ausgerückt. Davon entfielen auf die Gruppe in Wernigerode 27 Einsätze und auf die in Thale 17, sagte Sprecher Matthes Kirmann der Deutschen Presse-Agentur.

+++Fiese Falle! Harz-Wanderer müssen aufpassen – „Schweinerei“+++

„Dreimal gab es eine Luftrettung per Seilwinde aus unwegsamem Gelände mit Unterstützung des Polizeihubschraubers“, sagte Kirmann. Sogenannte Windenrettungen würden regelmäßig mit dem Piloten und beteiligten Kräften trainiert, hieß es.

Die Suche nach dem Wetter-Kick im Harz

„Leider haben wir nicht nur Verletzte, sondern auch einen Toten zu beklagen“, so Kirmann. Ein Mountainbike-Fahrer ohne Schutzhelm war demnach im Juni am Gebirgspass Gelber Brink schwer gestürzt und an den Folgen gestorben. Glück im Unglück hatte Kirmann zufolge ein Kletterer, der Mitte April am Großen Feuerstein bei Wernigerode rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt war. Ihn konnten die spezialisierten Retter schwer verletzt bergen.

„Die Ausrüstung der Wanderer, Kletterer und Radfahrer ist mittlerweile schon sehr gut“, ordnet Kirmann ein. „Wenn ihr Ausflug vorbereitet ist. Leider sind aber viel Spontane unterwegs, die dann schon mal mit Turnschuhen und ohne Jacke rauf zum Brocken wollen.“ Was Kirmann besonders ärgert, ist die Leichtsinnigkeit der Menschen das Wetter betreffend. „Die sind entweder gleichgültig oder suchen den Kick.“ Müssen sie dann gerettet werden, würden sie dabei auch immer wieder die Einsatzkräfte in Gefahr bringen.

So wie kürzlich, als ein Betreuer und sechs Kinder im Alter von zwölf und 13 Jahren nachts mit Seilen gesichert einen Hang entlang aus einer Schlucht geführt werden mussten. „Sie hatten sich verlaufen. In einem Gebiet fernab jeglicher Zivilisation und ohne ausgewiesene Wege“, sagte Kirmann. „Es war dann schon dunkel. Das ist immer auch für die Bergretter risikobehaftet.“


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Länderübergreifende Bergrettung im Harz

Die Bergwacht Harz ist die nördlichste Bergwacht Deutschlands und gehört zum Deutschen Roten Kreuz. Sie besteht aus je einer Bergwacht in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, insgesamt sind das eigenen Angaben zufolge zehn Gruppen. In Sachsen-Anhalt gibt es die Hauptgruppen in Thale und Wernigerode und eine unterstützende in Halberstadt. Die Gruppe „Untertagerettung“ ist laut Kirmann bundesweit im Einsatz und auf Altbergbau spezialisiert.

In Sachsen-Anhalt engagierten sich demnach derzeit etwa 120 Männer und Frauen bei der Harzer Bergwacht, 46 davon aktiv. Die Jugendgruppe zur Nachwuchsgewinnung besteht momentan aus zwölf Mitgliedern. (dpa)