Wer schon einmal im Harz unterwegs war, kennt sie sicher: die Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Ob Brocken, Wernigerode oder Quedlinburg – gemütlich tuckern die historischen Züge durch den Nationalpark und sind bei Touristen wie Einheimischen beliebt. Doch zuletzt sorgten sie immer wieder für Ärger: Fahrplanänderungen, kurzfristige Ausfälle und technische Störungen.
Erst vergangene Woche machte die Nachricht über weitere Fahrplanänderungen die Runde (wir berichteten). Aber woher kommen diese ganzen Probleme? News38 hat mit HSB-Sprecher Dirk Bahnsen gesprochen, der erklärt, mit welch üblem Problem die beliebte Touristenattraktion aktuell zu kämpfen hat.
Harz: Beliebte Attraktion in der Krise
Hauptursache ist der Personalmangel. „Wir haben Personalknappheit in allen Bereichen“, erzählt Bahnsen ehrlich. Besonders kritisch ist die Lage in den Stellwerken in Wernigerode und Nordhausen, wo die Zugleiter den gesamten Zugverkehr regeln und überwachen. „Das ist eine Position, die mit sehr großer Verantwortung verbunden ist.“ Da nur wenige Mitarbeiter diese Qualifikation besitzen, führen krankheitsbedingte Ausfälle schnell zu Zugausfällen. „Es trifft uns gelegentlich. In diesem Jahr schon das zweite Mal. Es ist so, dass die krankheitsbedingten Ausfälle etwas höher als normal sind.“ Normalerweise laufen beide Stellwerke in Schichtbetrieben. Einer fängt frühmorgens an und wird später durch einen Nachfolger abgelöst. Krankheitsbedingte Ausfälle führen dann dazu, dass keine Züge mehr fahren können – und so kommt zu den jetzt geplanten Fahrplanabweichungen (wir berichteten).
Um gegen den Personalmangel anzukämpfen, versucht der Betrieb, neue engagierte Leute einzustellen. Von außen bewerben sich allerdings nur wenige. „Es ist sehr schwierig, weil es den Arbeitsmarkt dafür eigentlich nicht mehr gibt. Da ist keiner auf dem freien Markt verfügbar und das ist die große Schwierigkeit“, erklärt der Sprecher. Deshalb bildet der Betrieb selbst aus – leider ist die Ausbildung aber meist langwierig und schwer. „Der Job ist sehr anspruchsvoll und da können wir natürlich nur Leute nehmen, die dazu in der Lage sind“, erklärt Bahnsen. Vieles hänge auch vom Vorbildungsstand ab. „Quereinsteiger müssen erstmal alles von der Pike auf lernen.“ Das kostet den Betrieb wertvolle Zeit. Im Moment sei die Zahl der Auszubildenden der HSB gering, aber der Betrieb arbeitet an Besserungen. „Das läuft, aber das dauert eine Weile“, sagt der Sprecher. „Bis die (Auszubildenden) wirklich so weit sind, müssen wir mit dem, was wir im Moment haben, auskommen.“
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„Der Arbeitsmarkt ist völlig leergefegt“
Das Problem betrifft aber nicht nur die Harzer Schmalspurbahnen. Laut Bahnsen schafft es auch die Deutsche Bahn nicht, Fahrdienstleiter zu bekommen. „Die Fachkräfte gibt es eigentlich nicht auf dem Markt. Da ist der Arbeitsmarkt völlig leerfegt“, so der Sprecher. Lokführer, Triebfahrzeugführer, Zugleiter – es fehlt an allen Ecken und Enden. Zusätzlich zum Personalmangel kommen die technischen Probleme hinzu: „Wir fahren zum Brocken mit 70 Jahre alten Dampflokomotiven. Das sind alte Fahrzeuge, die können dann schonmal kaputtgehen.“ Trotz intensiver Wartung kommt es zu Schäden, die Verspätungen oder Ausfälle verursachen.
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Die Personalknappheit verstärkt das Problem nur weiter – und wird in naher Zukunft wohl auch nicht verschwinden. „Das sind Themen, die werden sich nie im Wohlgefallen auflösen. Wir tun da das Bestmögliche, was wir können.“ Trotz allem schaut Bahnsen hoffnungsvoll in die Zukunft. „Wir versuchen immer noch, das Beste aus allem zu machen und den fahrplanmäßigen Betrieb aufrechtzuerhalten, um die Mobilität zu sichern“, erklärt er. „Das ist unser großes Anliegen.“ Aufgeben ist für die Harzer Schmalspurbahnen keine Option.




