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Ich war auf dem HelmFest im Kreis Helmstedt – und kann nicht glauben, was ich dort erlebt habe

Unsere Reporterin war auf dem „HelmFest“ bei Helmstedt. Es war eine Premiere – und was sie dort erlebte, lässt sie noch immer staunen. Was dahinter steckt:

© FH-Eventfotografie

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Drei Tage Ausnahmezustand bei Helmstedt: Vom 31. Juli bis zum 2. August 2025 wurde das beschauliche Büddenstedt zum Zentrum lauter Gitarrenriffs und dröhnender Bässe.

Auch in diesem Jahr zog es nämlich unzählige Metal-Fans auf das „HelmFest“ – ein Festival, das sich über die letzten Jahre zu einem kleinen, aber festen Punkt auf der deutschen Metal-Landkarte entwickelt hat. Ich war trotz Heimatnähe noch nie auf dem „HelmFest“, weil mir die Musik bislang noch nicht sonderlich zugesagt hat. Doch das sollte sich an diesem Wochenende ändern.

Lehrer auf der Bühne, Fans im Schlamm – oder doch nicht?

Das Gelände liegt in diesem Jahr hinter dem Umspannwerk II – zwischen Helmstedt und Büddenstedt. Der Standortwechsel nur zwei Wochen vor Beginn des Festivals sorgte zunächst für Irritationen. Der Dorftratsch gelangt auch zu mir: Viele denken, dass die Bewohner aus dem Nachbarort Reinsdorf, wo das Festival in diesem Jahr eigentlich zum ersten Mal stattfinden sollte, aufgrund des Lärms und des vielen Trubels genervt seien und sogar einige Beschwerden eingegangen sein sollten. Doch der zweite Vorsitzende Henning Zander sagte im Gespräch mit News38: „Der Wechsel des Standorts hat nichts mit Veränderungen zu tun, die wir selber vorgenommen haben.“ Der Grund für den Wechsel? Der Weizen auf dem eigentlichen Feld war einfach noch nicht bereit.

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Einer der lautesten Acts in den Vorjahren: „The Lehrerband“. Die Mitglieder sind Lehrer vom „Gymnasium Anna-Sophianeum“ aus der Nachbarstadt Schöningen – darunter auch Sebastian Pach, Mitgründer des Festivals. Unterstützt wird das Festival auch von einem Großteil des Kollegiums der Schule. Und genau das merke ich den gesamten Tag über. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Hier trifft sich Helmstedt: Familien, Rentnerinnen, Kinder. Besonders auffällig: Edelgard. 96 Jahre alt. Mitten in der Menge. An ihrer Seite ihr Rollator – liebevoll „Metal-lator“ genannt. Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber nicht neben einer 96-Jährigen vor lauten Drumms vor der Bühne zu stehen – inmitten von headbangenden Leuten. Neben Edelgard: Ein Kind mit Ohrenschützern. Vielleicht zwei Jahre alt. Und trotzdem steht es vor der Bühne, als wäre es schon mehrere Jahre lang ein echter Metal-Fan.

Edelgard feiert mit stolzen 96 Jahren in der ersten Reihe mit. (Foto: FH-Eventfotografie) Foto: FH-Eventfotografie

Premiere in Helmstedt

Ganz anders als bei mir. Ich war zum ersten Mal auf dem „HelmFest“. Gleichzeitig auch mein erstes Metal-Festival überhaupt. Obwohl ich in der Nähe beheimatet bin, habe ich bislang noch nie das „HelmFest“ besucht. Doch in diesem Jahr war es so weit. Kaum angekommen, entdecke ich die erste Überraschung: Eine Harley Davidson. Das Kult-Motorrad aus dem Jahr 1975 wurde unter allen Ticketinhabern verlost. Aus ungefähr 750 qualifizierten Tickets stand am Samstagabend der Name der „HelmFest“ Besucherin Britta auf dem Zettel. Ein Helfer verrät mir: „Die Harley wurde von einem Sponsor zur Verfügung gestellt.“


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Ich gehe weiter in den Bühnenbereich. Die Musik ist neu für mich. Laut, hart, ungewohnt. Und doch wirkt alles sehr organisiert. Keine Spur von Chaos oder Schlamm. Ganz anders als beim „Wacken Open-Air“, denn dort versinken viele Besucher im Matsch. In Helmstedt bleibt in diesem Jahr alles trocken und die Stimmung? Durchweg positiv. Axel Heineck von der „HelmFest“-Crew sagt mir: „Ich helfe hier immer ganz gerne, weil die Gemeinschaft ist immer wie eine Familie“. Auch die Stimmung unter den Fans wirkt auf mich sehr entspannt und offen. Helmstedt hat mit dem „HelmFest“ ein Festival, das sich bewusst vom Gigantismus anderer Veranstaltungen absetzt. Die Atmosphäre ist persönlich. Besucher und Fans sagen mir, sie kommen „jedes Jahr gerne wieder, weil es hier doch etwas familiärer zugeht, als beim Open-Air Riesen ‚Wacken‘“. Beim Gang durch das Camp fällt mir auf, wie unterschiedlich die Besucher untergebracht sind. Einige schlafen in Autos, andere in Pferdeanhängern. Es gibt sogar richtige Mini-Dörfer.

Was bleibt nach drei Tagen Metal in Helmstedt? Viele Eindrücke. Und vor allem die Erkenntnis: Es war ganz anders, als ich dachte. Keine Eskalation, kein Lärmchaos, keine Abgrenzung und vor allem: Ein ganz anderes Publikum als erwartet.