Es ist eine Horror-Vorstellung: Wenn das, was deinem Kind eigentlich helfen soll, genau das Gegenteil bewirkt. Es ihm weh tut, sogar verletzt. Drogerie-Riese Rossmann muss sich genau solchen Vorwürfen jetzt stellen.
Im Fokus: Ein kleiner, ganz unscheinbarer Rossmann-Schnuller namens „Die Kirsche“. Er soll für einen kleinen Jungen und dessen Eltern zum Höllentrip geworden sein.
Rossmann: Familie fordert Schmerzensgeld
Rossmann bewirbt den Schnuller seiner Eigenmarke „Babydream“ so, wie es sich Eltern wünschen: Er sei aus natürlichem Latex, habe eine natürliche Passform und eine gute Belüftung. Anfang 2024 soll es aber zu einem folgenschweren Vorfall gekommen sein, wie die „Hannover Allgemeine Zeitung“ (HAZ) berichtet. Und genau der landet jetzt vor Gericht.
+++ dm, Rossmann & Co.: Kunden benutzen Sonnencreme – sie ahnen es nicht! „Richtig gefährlich“ +++
Ein damals 14 Monate alter Junge aus Bremen soll mit dem Schnuller im Mund gestürzt sein – möglicherweise aus dem Arm seiner damals elfjährigen Schwester. Dann sei das Schnuller-Schild in mehrere scharfkantige Teile zerbrochen sein. Das Ganze war wohl so schlimm, dass ein Zahnarzt dem Kleinen zwei Schneidezähne ziehen musste. Zudem sei der rechte Mundwinkel sei aufgeschnitten gewesen, so der Vorwurf der Eltern. Zwei ein bis zwei Zentimeter lange Risse hätten demnach mit mehreren Stichen im genäht werden müssen. Eine echte Tortour.
„Ist der Schnuller gefährlich?“
Deswegen wollen die betroffenen Eltern jetzt Schmerzensgeld von Rossmann haben. 15.000 Euro. In einem ersten Prozess am Landgericht Hannover hieß es, die Summe sei zu hoch. Die Eltern lehnten einen Vergleichsvorschlag des Gerichts über 2.000 und 2.700 Euro aber wiederum ab. Deren Anwalt sagte der „HAZ“, dass die Verletzungen des Kindes keine Kleinigkeit seien. Der Kleine müsse weiterhin kieferorthopädisch behandelt werden. Außerdem könne der Verlust an Schneidezähnen in dem Alter auch zum Problem für die Sprachentwicklung sein. Es gehe seinen Mandanten aber auch um eine ganz grundsätzliche Frage: „Ist der Schnuller gefährlich?“ Wenn ja, dann sollte er nicht in den Regalen liegen.
Ein Rossmann-Anwalt kontert entsprechend: Natürlich sei der Schnuller entsprechend zertifiziert – und damit sicher. Bisher sei auch nicht das Gegenteil bewiesen. Er verweist auch auf die mögliche „Vorgeschichte“ des betroffenen Schnullers: „Wie oft wurde er in der Sonne liegen gelassen, wie oft wurde er versehentlich in der Waschmaschine gewaschen?“ Das alles könne sich aufs Material auswirken und stehe auch so in der Produkt-Beschreibung. Der Kirsch-Schnuller sei bei den Rossmann-Kunden extrem beliebt und er habe bisher noch keine anderen Berichte über Schäden gehört, so der Anwalt. Die Beweislast liege weiter bei der klagenden Familie.
Mehr News:
Wie genau es zum Sturz kam und wie tief der kleine Junge fiel, muss das Gericht jetzt klären. Danach sollen entsprechende Gutachten in Auftrag gegeben werden. Der Zivilprozess könnte bis zu drei Jahre dauern. Inwiefern der Schnuller weiter verkauft wird, ließ Rossmann gegenüber der „HAZ“ offen. Weil es sich um ein laufendes Verfahren handle. (ck)