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Braunschweiger will ein letztes Mal ins Havelland – es wird ein Abschied für immer

Gerhard möchte noch einmal in die Heimat und ganz besondere Orte besuchen. Der Wünschewagen hat das möglich gemacht.

© Wünschewagen Niedersachsen

Einmal noch das Meer sehen - der Essener Wünschewagen nimmt Todkranke mit auf Reisen

Sie wollen das Meer sehen, einen Theaterbesuch erleben oder zur Hochzeit ihrer Enkel - der Essener Wünschewagen erfüllt die letzten Wünsche von todkranken Menschen.

Noch einmal die Heimat mit eigenen Augen sehen, den vertrauten Geruch vergangener Sommer einfangen. Die Häuser besuchen, an denen die vielen Jahrzehnte scheinbar spurlos vorbeigezogen zu sein scheinen. Straßen, Gärten und kleine Läden, die für einen die Welt bedeuteten. Für Gerhard aus Braunschweig ist es das Größte, all dies noch einmal am eigenen Leib erfahren zu dürfen.

Doch um ihm diese Zeit in der alten Heimat zu schenken, braucht es mehr, als nur ein großes Auto. Denn Gerhard ist schwer krank und lebt mittlerweile in einem Hospiz in Braunschweig.

Braunschweiger will noch einmal in die Heimat

Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen, denen nicht mehr viel Lebenszeit bleibt, eine Freude zu machen. Herzenswünsche erfüllen, Sehnsuchtsorte besuchen oder einfach nur gemeinsame Zeit schenken – all dies macht das ehrenamtliche Team des Wünschewagens Niedersachsen möglich.

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So durfte sich kürzlich nun Gerhard, der in einem Hospiz in Braunschweig lebt, auf eine ganz besondere Reise freuen. Das Wünscherfüller-Team berichtet von dem emotionalen Tag bei Facebook. Es sollte perfekt sein. Fahrgast Gerhard hatte einen genauen Plan, wie der Tag im Havelland ablaufen sollte. „Gemeinsam mit Tochter Susann, deren Freund Christian und Hundedame Coco möchte der Palliativpatient ein letztes Mal ins Havelland reisen – seine alten Heimat. Auf der To-do-Liste: Stationen seines Lebens besuchen“, berichten die Wunscherfüller. „In Erinnerungen schwelgen. Erlebtes weitergeben. Dass dies gelingt, dafür sorgen Basti und Katja, unsere beiden Ehrenamtlichen.“

Von Aal und Asia-Nudeln

Kaum hatten sie das Hospiz am Hohen Tore in Braunschweig hinter sich gelassen, ertönten im ASB-Wünschewagen bereits Klänge von Ute Freudenberg. So stimmte sich Fahrgast Gerhard auf seinen ganz besonderen Tag ein. Die erste Station an der Havel: Die Fischerei Mehlhase in Briest/Havelsee. Hier liebt der 84-Jährige den Aal in Aspik, kaufte gleich 15 Pakete – Mitbringsel für Hospizteam und -Gäste. Er selbst wollte die Fischspezialität am nächsten Tag mit Bratkartoffeln essen, dazu die Reise Revue passieren lassen.

Gerhard möchte noch einmal in die Heimat.
Gerhard möchte noch einmal in die Heimat. Foto: Wünschewagen Niedersachsen

Und weiter ging die Reise zur nächsten Station: „Der Ort, wo einst der Häuserblock stand, in dem seine Frau und er bis 2022 gelebt haben. Dieser ist inzwischen abgerissen. Gerhard erzählt alles ganz genau. Detailliert, ist in Gedanken voll in der Vergangenheit“, berichten die Wunscherfüller von ihren Beobachtungen. Mit dem Rollator wollte Gerhard an diesem Tag unterwegs sein, hatte alle seine Kräfte gesammelt. Vom Rollstuhl wollte er nichts wissen.

Mittags kehrten sie in einem Asia Imbiss ein. Ein Ort voller Erinnerungen. Hier hatte Gerhard oft mit seiner Frau gegessen. Ein Nachbar von früher stieß dazu. Es wurde gescherzt, über alte Zeiten geplaudert. Nach der Mittagspause ging es mit einer Mini-Fähre über die Havel. Ein kleines Bauerncafé war das Ziel. Langsam mussten alle sich auf die Heimreise einstellen. „Gerhards Kräfte lassen langsam nach, es geht zurück nach Braunschweig. Doch sein Herz ist nun randvoll angefüllt mit schönen Gedanken an Früher und an seine verstorbene große Liebe“, heißt es von den Wunscherfüllern.


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