Wer an den Ballermann auf Mallorca denkt, hat oft feiernde Urlauber, laute Musik und volle Tanzflächen im Kopf. Doch für das Personal, das in den Clubs und Bars entlang der Playa de Palma arbeitet, sieht die Realität häufig anders aus.
Chriss M. ist seit sechs Jahren als Türsteher und Security-Mitarbeiter auf Mallorca im Einsatz und berichtet im Gespräch mit „Der Westen“ von seinem Arbeitsalltag, der immer wieder von Gewalt geprägt ist – oft ausgelöst durch betrunkene Touristen.
Mallorca: Jeden Tag kommt es zu Gewalt in Clubs
„Täglich kommt es mehrere Male zu Angriffen gegenüber uns Türstehern oder den Security-Leuten“, erzählt Chriss. Die Auslöser seien meist übermäßiger Alkoholkonsum, aggressives Verhalten oder Missachtung der Clubregeln. Doch einfach so werde niemand aus dem Club geworfen. Chriss: „Da musst du schon echt aufgefallen sein, dass du letztendlich rausgeworfen wirst.“
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Die Maßnahme erfolgt konsequent – und oft unter körperlichem Widerstand. „Du willst auch nicht rausgeworfen werden, weil das Ganze nicht freundlich abläuft. Das ist anders als in Deutschland oder Österreich, wo du nett nach draußen begleitet wirst.“ In den meisten Fällen komme es zu Widerstand der Party-Gäste, sodass es auch seitens der Security-Mitarbeiter grob werden kann. Chriss: „Wir greifen hart durch, aber es geht auch nicht anders.“
Türsteher Chriss M. erlebte Gewalt am eigenen Leib
Und auch Chriss selbst wurde bei Einsätzen bereits schwer verletzt. „Als ich versucht habe, einen jungen Mann nach draußen zu begleiten, hat sein Kumpel mir ein Messer in den Unterarm gejagt“, berichtet er. In einem anderen Fall wurde er mit einem kleineren Messer an der Schulter verletzt – die Narben trägt er noch heute.
Trotz solcher Angriffe wird die Polizei nicht immer gerufen – im Gegenteil: Viele Vorfälle werden unter dem Personal selbst geregelt. „Das ist einfach so in diesen Kreisen, wenn du auf jemanden aus dem Personal losgehst. Da halten wir alle zusammen“, erklärt Chriss. Wie genau dieser Zusammenhalt aussieht, lässt der Türsteher offen. Aus dem Kontext dürfte allerdings klar sein, dass es nicht um einen gegenseitigen Eintrag im Poesiealbum handelt.
Bei kleineren Vorfällen hingegen wird schnell die Polizei alarmiert – vor allem, um weiteren Stress zu vermeiden. „Wir halten die Leute dann fest, weil das dürfen wir ja hier, und warten dann, bis die Polizei eintrifft.“
Security greift gegen unverschämte Party-Gäste hart durch
Auch Gewalt gegenüber Gästen kommt regelmäßig vor. Chriss: „Wenn einer dir die ganze Zeit widerspricht, sich nicht an Regeln hält, Personal gefährdet oder sich einfach unverschämt benimmt, dann kann es schon mal dazu kommen, dass einem die Hand ausrutscht. Malle ist kein leichtes Pflaster.“ Es sind harte Worte, die rohe Gewalt vermuten lassen.
Trotz der vielen Schattenseiten gebe es auch viele positive Erfahrungen – insbesondere mit verlässlichen Arbeitgebern. „Du verdienst viel Geld und wirst pünktlich bezahlt. Beides ist nicht selbstverständlich an der Playa.“
Klar ist: Ohne das Sicherheitspersonal, das oft unter schwierigsten Bedingungen arbeitet, wäre ein geordneter Ablauf in vielen Clubs kaum möglich. Wer sich als Gast daneben nimmt, muss offenbar harte Konsequenzen befürchten.