Die Ostsee ist für viele deutsche Urlauber einer DER Traum-Reiseziele. Schier unendlich wirkende Strände, die idyllische Natur und zahlreiche Wellness- und Erholungs-Angebote locken jährlich unzählige Touristen an die See. Im letzten Jahr besuchten laut „Statista“ rund 1,4 Millionen Touristen allein die Ostsee-Inseln Rügen und Hiddensee.
Trotz der hohen Touristen-Zahlen scheinen Urlauber ein Ziel allerdings zu meiden. Es liegt auf der Ostsee-Insel Rügen und hat eine geschichtsträchtige Vergangenheit.
Ostsee: Urlaubs-Ziel mit Geschichte
In Prora bei Binz herrscht gähnende Leere. Der ehemalige KdF-Komplex („Kraft durch Freude“), der ursprünglich für den billigen Urlaub deutscher Arbeiter errichtet werden sollte, scheint zu verfallen. Die Pläne der Nationalsozialisten wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert – 1939 war lediglich der Rohbau der Ferienanlage fertig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlagen unter anderem von der Roten Armee oder der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR genutzt, so der „NDR“. Erst seit 1993 ist das Gelände öffentlich zugänglich und steht seit 1994 unter Denkmalschutz.
Heutzutage ist Prora nicht nur Kulturdenkmal, sondern auch Touristenattraktion – so zumindest der Plan. Der ehemalige KdF-Komplex an der Prorer Wiek sollte zu einem modernen Ferienstandort werden und verschiedene Ausstellungen sollten Besucher über die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus oder die DDR informieren. In den letzten Jahren fristet die Anlage allerdings ein eher menschenleeres Dasein. Ist die Anlage für Urlauber abgeschrieben?
Haben Urlauber Prora abgeschrieben?
Das Willkommensgefühl wolle sich nicht recht einstellen und ein „Privat“-Charakter ziehe sich durch die sanierten Gebäude von Block I bis III von Prora, wie die „Ostsee-Zeitung“ bei einem Besuch feststellt. Dagegen häufen sich Hinweisschilder auf Privatstraßen oder -gelände. Der ehemalige KdF-Komplex scheint, trotz der schicken und luxuriösen Wohnungen, wie ausgestorben. Allein einige Geschäfte halten sich wacker über Wasser. Prora sei zwar faszinierend, aber eben kein touristisches Ziel, so Karsten Hinzmann, der 2016 im Block II sein Fahrrad-Geschäft „Prorad“ eröffnete.
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In Prora gibt es durchaus noch einige Geschäfte: Cafés, Restaurants, Bäcker oder Eisdielen schaffen ein attraktives Angebot – doch trotzdem scheint es nicht so richtig zu laufen. Die Pläne des Familienhotels in Block III scheinen verschwunden zu sein und das vom Land angekündigte Museum in Block V komme nicht voran. Im Jahr 2024 meldete das Prora-Zentrum, das sich mit der NS- und DDR-Geschichte befasste, Insolvenz an. Die meisten Blöcke stehen leer.
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Es gibt noch Hoffnung in Prora
Prora scheint also wenig Erfolg im Tourismus-Geschäft zu haben. Einige Menschen haben allerdings noch Hoffnung. „Komm, es ist wirklich schön hier“; sagt Mohammed Ali Abid, der seit 2022 im „Monsieur Dali“ im Block III selbstgemachtes Eis verkauft. Die Mieten seien der Schlüsselpunkt. „Die müssten an die Saison angepasst werden“. Zahlreiche Schilder mit „Gewerbeimmobilie zu vermieten“ und die Angebote im Netz unterstützen die These. Laut „Immonet“ beträgt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Immobilien in Prora 5.741 Euro. Doch auch Patricia Stypa und Marcus Treugut vom kürzlich eröffneten Café „Patcus“ blicken positiv in die Zukunft. „Wir wurden sehr freundlich begrüßt und angenommen. Die Gäste sind toll“, so Treugut.