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Osama bin Laden: Sollte der Terrorist nach Deutschland abgeschoben werden?

In dem neuen Buch des prominenten CDU-EU-Politikers Elmar Brok lassen sich brisante Aussagen über Osama bin Laden finden.

Osama bin Laden
© IMAGO/ABACAPRESS

Polizisten_üben_im_Amok-Trainingszentrum

Im Amok-Trainingszentrum in Bochum trainieren Polizisten für den Ernstfall.

Hätten die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA verhindert werden können? Aussagen eines hochrangigen CDU-Politikers in zeichnen dieses Bild. Doch der Reihe nach.

Der wohl bekannteste EU-Politiker der CDU, Elmar Brok, hat ein Buch geschrieben. Es trägt den Titel: „Verspielt Europa nicht! Ohne die EU ist Deutschland ein Zwerg.“

Die Taliban wollten Osama bin Laden loswerden

Und dieses Buch enthält erstaunliche Aussagen. Die wohl brisanteste: Die Taliban wollten im Jahr 2000 – also ein Jahr vor den schlimmen Terroranschlägen 9/11 in den USA – offenbar Osama bin Laden loswerden.

Hintergrund: Schon vor 9/11 suchten die Amerikaner den Islamisten wie verrückt. Denn schon da veranlasste der Terrorist blutige Anschläge.

Um die Jahrtausendwende kam es zu Gesprächen zwischen US-Unterhändlern und Taliban-Vertretern, die das Ziel hatten Osama bin Laden zu werden. Auch Elmar Brok, der zu der Zeit als Außenpolitiker des EU-Parlaments fungierte, war involviert.

Nach erfolglosen Treffen in den USA und Dortmund, das entscheidende in Frankfurt

Nach erfolglosen Treffen in Washington und Dortmund kommt es zu dem wohl vielversprechendsten in Frankfurt am Main. Am Morgen des 2. November 2000 checken etwa 20 Geheim-Unterhändler der USA und der Taliban im „Sheraton Hotel“ am Frankfurter Flughafen ein. Möglich machen das Not-Visa, die der damalige Außenminister Joschka Fischer (Grüne) erteilt.

Zwei Tage wird hart verhandelt. Die Stimmung: Laut und ungemütlich. „Wir sind nicht hierhergekommen, um uns anbrüllen zu lassen“, beklagt sich ein Taliban-Vertreter. „Wenn es um Osama geht, lasst uns reden. Aber wenn ihr über Politik sprechen wollt, dann war es das!“

Brok: „Am besten nach Deutschland!“

Nachdem die Taliban eine Auslieferung von bin Laden an die Saudis fordern, letztere aber ablehnen, einigt man sich „im Prinzip darauf“, bin Laden nach Europa abzuschieben. „Am besten nach Deutschland!“

Doch das wollen die amerikanischen Unterhändler nicht. Bin Laden soll vor einem US-Gericht stehen, fordern sie. Da spielen jedoch die Taliban nicht mit. Sie befürchten in so einem Fall: „Sollte rauskommen, was wir hier machen, verlieren die Taliban ihre Macht. Dann war es das mit den Taliban.“

Also fordern die Islamisten den Tod bin Ladens: „Wir sagen euch, wo – und ihr schickt eine Rakete.“ Doch für einen Raketen-Schlag braucht es eine Präsidenten-Order, die drei Wochen dauere.

Vier Tage nach Einigung machen Amis einen Rückzieher

Also machen sie den Vorschlag: „Ihr schickt eure Männer – nicht mehr als zwei oder drei. Und wir werden euch zu bin Laden führen. Dann drehen wir uns um, und ihr erschießt den Hurensohn vor Ort. Mit dem Rest von al-Qaida werden wir selbst fertig – einer nach dem anderen …“

Vier Tage danach machen die Amis einen Rückzieher. Der Grund: Die Demokraten von Präsident Bill Clinton (77) verlieren die US-Wahlen gegen den Republikaner George W. Bush (77). In dieser Übergangsphase wollte Clinton offenbarV keine so weitreichende Kommando-Entscheidung treffen.



In seinem Buch schreibt Brok: „Den Deal verweigerte Washington schließlich von höchster Stelle. Wäre anders entschieden worden, hätte es den 11. September 2001 wohl nicht gegeben.“