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Du zahlst längst viel weniger Steuern – aber aus 3 Gründen merkst du nichts davon

Du hast längst mehr Netto! Tatsächlich zahlst du weniger Steuern als früher. Warum fühlt es sich dann nicht so an?

Weniger Steuern, aber gefühlt nicht mehr netto
© IMAGO/Pond5 Images

Dein Brutto-Gehalt im Vergleich: So viel verdienen andere in Deutschland im Durchschnitt

Gehalt ist in Deutschland oft ein Tabu-Thema. In diesem Video zeigen wir, wie viel die Deutschen im Durchschnitt verdienen.

Mehr Netto vom Brutto: Das große Versprechen der Politiker ist längst erfüllt. Zumindest was die Steuern angeht. Das „Handelsblatt“ hat untersucht, wie sich die Steuerlast von 2010 bis 2024 entwickelt hat und kommt zu einem klaren Ergebnis.

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Warum aber fühlt sich das für dich nicht so an? Dafür gibt es drei Erklärungen.

Steuerlast seit 2010 für alle deutlich gesunken

Das „Handelsblatt“ hat ausgerechnet, dass ein Single mit 50.000 Euro Jahreseinkommen im Jahr 2010 noch knapp 26 Prozent seiner Einnahmen versteuern musste. Aktuell liegen die Steuer-Abzüge bei nur noch 22 Prozent. Bei Singles aller Gehaltsklassen, aber auch Verheirateten und Familien gebe es eine ähnliche Entlastung seit 2010.

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Die vergangenen Bundesregierungen und die Ampel-Koalition haben in all den Jahren höhere Grund- und Kinderfreibeträge beschlossen, etwas zum Ausgleich der kalten Progression getan und auch den Solidaritätszuschlag weitestgehend gestrichen. Es gab also tatsächlich schon viele spürbare Entlastungen.

Gleichzeitig hat der Staat so hohe Steuereinnahmen wie noch nie. Wie passt das zusammen? Laut „Handelsblatt“ liegt das daran, dass die Einkommen nominal und real, also auch inflationsbereinigt, in den vergangenen 14 Jahren gestiegen sind. So kommen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bereiche von höheren Einkommensteuer-Sätzen. Sie zahlen dadurch prozentual einen höheren Anteil ihres Einkommens an Steuern und steigern so die Staatseinnahmen.

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Wichtig aber: Wer heute 50.000 Euro brutto im Jahr verdient, zahlt dennoch weniger Steuern als er oder sie noch 2010 bei einem solchen Gehalt gezahlt hätte. Die Behauptung, dass der Staat die Steuerzahler immer mehr schröpft, stimmt also nicht.

Weniger Steuern, aber andere Abgaben steigen

Da man aber durch die Lohnsteigerungen in absoluten Zahlen höhere Steuern zahlt, die man auf dem Lohnzettel ablesen kann, wirkt es für viele Arbeitnehmer zunächst anders.

Ein zweiter Grund, wieso es sich nicht so anfühlt, als habe man mehr Netto, sind die steigenden Sozialversicherungsbeiträge durch die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkasse oder auch durch den deutlichen Anstieg des Beitrags für die Pflegeversicherung. Es geht also nicht nur um die Steuern, sondern alle Abgaben.


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Der dritte Grund ist die zuletzt erhebliche Inflation, die zunächst nicht durch Gehaltssteigerungen ausgeglichen wurde. Es fühlte sich nicht nur so an, sondern es war tatsächlich so, dass am Ende des Monats das restliche Geld knapper wurde. Inflationsraten von 6,9 Prozent (2022) und 5,9 Prozent (2023) sind für deutsche Verhältnisse außergewöhnlich hoch gewesen. Nun aber bewegt sich die Inflation wieder in einem moderaten Rahmen und es gab kräftige Tarifabschlüsse.