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Hass durch Lachen: AfD-Methode im Bundestag enthüllt

Ein Witz hier, ein Applaus dort – doch was steckt wirklich hinter dem „Lachverhalten“ der AfD-Abgeordneten?

Im Bundestag wird nicht nur debattiert – bei der AfD wird gelacht, geklatscht und kalkuliert. Ein Journalist deckt auf, wie gezielte Emotionen zur Radikalisierung beitragen.
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Nicht zuletzt durch die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch ist die Partei von Alice Weidel erneut in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Über ein Verbotsverfahren wird heiß debattiert, doch es gibt auch Strategien der AfD, die ihr zum Erfolg verhelfen können, die nicht verfassungsrechtlich relevant sind – Lachen zum Beispiel.

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Im FAZ-Podcast berichtet der Journalist Justus Bender vom Klatsch- und Lachverhalten der Abgeordneten im Bundestag und welche Pläne so manches Mal dahinterstecken.

Wie die AfD im Bundestag Stimmung macht

Zuerst berichtet der Journalist über eine bizarre Geflogenheit: „Es gibt einen Vorklatscher.“ Die Abgeordneten seien bei den stundenlangen Debatten nicht immer konzentriert, sähen auch mal auf ihr Handy oder erledigten Papierkram. „Deswegen gibt es einen in der Fraktion, der wirklich zuhört bei den anderen.“ Diese Rolle wechsele regelmäßig durch. „Wenn dann geklatscht werden muss“, so Bender, „dann klatscht der und dann klatschen die anderen auch und wissen gar nicht, warum. Beim Lachen ist das genauso.“

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Das sei weniger streng geregelt, aber „wenn dann einer vorlacht und dann sagt: ‚Wie bescheuert ist denn wieder der Friedrich Merz?‘, dann lachen die anderen mit und wissen in dem Moment auch gar nicht so genau, worüber sie lachen“. Im Bundestagsprotokoll wird allerdings zwischen „Lachen“ – damit ist vor allem das hämische Auslachen gemeint – und „Heiterkeit“ – das bezieht sich auf gemeinsames Lachen über beispielsweise Witze oder gute Stimmung – unterschieden.

Beim Auslachen der anderen ist die AfD weit vorne, bei guter Stimmung nicht. Am meisten „Heiterkeit“ brachten in der letzten Legislaturperiode die Grünen und die FDP aufs Protokoll. Weder gerne lachen noch sonst wie viel Heiterkeit äußern übrigens Linke und BSW. Dabei ist Lachen eine mächtige Waffe in der Politik. Bender hat Bundestagsprotokolle aus dem Jahr 2024 ausgewertet. So hat er einen Lachquotienten ermittelt.

Lachen als Waffe – Migration als Witz

„Eine Sache, die man realisieren muss, ist, dass das Lachen zur Radikalisierung genutzt werden kann“. Das sei nicht nur seine Theorie, so der Journalist, er habe auch mit Abgeordneten der AfD darüber gesprochen. Die hätten gesagt: „Ja klar, wir können in der Fußgängerzone im Wahlkampf nicht hergehen zu den Leuten und sagen: ‚Hör mal, die Ausländer stechen unsere Frauen ab.‘ Sondern dann macht man mal einen Witz.“

Bender gibt ein Beispiel. Martin Schulz (SPD) habe früher folgenden Satz geprägt: „Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold“. Damit meinte der ehemalige EU-Parlamentspräsident, dass Asyl-Suchende Europa damit stärken würden, dass sie an das Konzept der EU glauben. Das wurde von der AfD bereitwillig polemisiert. Wenn ein Mensch mit Migrationshintergrund straffällig wurde und darüber in den Medien groß berichtet wurde, war es ein geflügelter Satz der AfD: „Ach guck, eines dieser Goldstücke!“


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Das funktioniere gut zur Auflockerung. „Dann lacht man über die Flüchtlinge, die kriminell werden, und über Martin Schulz. Und die dummen anderen Politiker, die da drauf reinfallen. Und da ist ganz viel drin, das Lachen ist sehr aufgeladen.“