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„Ich mag dich nicht, weil du schwarz bist“ – Wie salonfähig Rassismus heute wieder ist

Rassismus in der Schule und im Netz. Lehrer Emmanuel Krüss über den Rechtsruck im Alltag und die Kraft, ruhig zu bleiben.

Er unterrichtet Kinder – und klärt Erwachsene über Rassismus auf - Lehrer Emmanuel Krüss: „Wir müssen lauter werden!“
© IMAGO / Funke Foto Services

Reden wir drüber: Grundschullehrer Emmanuel Krüss über Rassismus

Emmanuel Krüss ist Lehrer an einer Hamburger Grundschule. Auf Instagram klärt er nebenbei, unter anderem, über Rassismus auf. Beides Berufungen, die zunehmend herausfordernder werden, denn das politische Klima schlägt nicht nur im Bundestag um, sondern auch im Internet und in der Schule. Mit unserer Redaktion spricht Krüss über Rassismus im Alltag und wie er damit umgeht.

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„Wenn man sich den Rechtsruck anschaut, sieht man, wie mutig Menschen heute mit ihrem Rassismus und ihrer Menschenfeindlichkeit sind. Viele Menschen, vor allem aus der schwarzen Community, haben davor gewarnt, aber das wurde nicht ernst genommen.“ Krüss wünscht sich auch deshalb, dass die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch gesichert werden soll.

Warum vermeintliche Komplimente keine sind

Auch und vor allem außerhalb des politischen Diskurses finden Rassismus und Diskriminierung statt. Krüss nennt ein Beispiel aus seiner eigenen Schulzeit: „Ich hatte eine Musiklehrerin, die wollte unbedingt, dass ich den Rhythmus klatsche, weil sie meinte: ‚Das hast du ja im Blut.‘ Diese Aussagen kommen oft unreflektiert und wirken verletzend. Viele denken nicht darüber nach, welche Wirkung solche Aussagen haben.“

Mehr aus dem Interview:++Rassismus in der Schule – wie rechte Parolen im Klassenzimmer landen++

Deswegen findet Krüss es wichtig, dass Betroffene und Solidarische lauter werden. „Nur so entwickelt man ein Gespür dafür, dass solche Aussagen keine Komplimente sind. Wenn mir jemand sagt: ‚Du kannst die Sonne ja voll gut ab, weil xy‘, dann ist das kein Kompliment. Dadurch entsteht die Vorstellung, es gäbe unterschiedliche Rassen.“


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Wenn er so was erlebt, versucht der Grundschullehrer, offen und geduldig zu sein. „Meiner Meinung nach ist es wichtig, Menschen die Chance zu geben, sensibler zu werden, ohne sie sofort für ihre Fehler zu verurteilen. Ich kenne das auch von Kindern oder von mir selbst. Wenn man sofort kritisiert wird, entwickelt man eine Trotzhaltung und denkt sich: ‚Okay, dann mache ich erst recht weiter‘ oder sagt absichtlich dumme Dinge. Das möchte ich nicht. Ich möchte den Menschen die Möglichkeit geben, an sich selbst zu arbeiten.“

„Rassismus ist ein lästiges und subtiles Problem“

Weiter erklärt Krüss: „Ich appelliere an die Empathie der Menschen. Es geht nicht darum, dass wir, die von Rassismus betroffen sind, im Mittelpunkt stehen wollen oder eine Opferrolle einnehmen. Das hat damit nichts zu tun.“

Er fährt fort: „Rassismus ist ein sehr lästiges, oft subtiles Problem. Schlimm wird es, wenn Menschen das infrage stellen und sagen: ‚Nein, das stimmt doch gar nicht‘ oder ‚Ich habe doch einen schwarzen Kollegen, ich kann gar nicht rassistisch sein.‘“


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„Das macht es so anstrengend. Dann habe ich sogar lieber die Person, die mir direkt sagt: ‚Ich mag dich nicht, weil du schwarz bist.‘“