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Gründerin über Sicherheit im öffentlichen Raum: „Frauen zusammenzupferchen löst das Problem nicht“

Ein Taxi-Unternehemen, das nur Frauen fährt und nur von Frauen betrieben wird? G-Cars Gründerin macht Frauen-Sicherheit zur Mission.

© Redaktion derwesten.de/ Canva

G-Cars-Gründerin Nadin Güner über Frauen-Sicherheit im öffentlichen Raum

Nachts alleine nach Hause gehen? Das ist für viele Frauen beängstigend und schlimm. Auch im Taxi fühlen sie sich oft nicht sicher, trauen sich zum Beispiel nicht, die Handynummer rauszugeben, weil sie der Situation ausgeliefert sind. Den Nachhauseweg für Frauen so sicher zu gestalten wie für Männer, das wäre eine Schritt zur endgültigen Gleichberechtigung. Solange das aber noch nicht erreicht ist, sind es Menschen wie Nadin Güner, die die Frauen-Sicherheit stärken wollen. Mit einem Taxiunternehmen, indem nur Frauen fahren dürfen – sowohl vorm Steuer als auch als Fahrgast.

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Das Fahrpersonal besteht ausschließlich aus Frauen. Die Idee dazu kommt der Gründerin vor etwa zwei Jahren. Damals ist sie beruflich unterwegs und auf Uber angewiesen. Sie stört, dass sie keine Möglichkeit hat, eine Fahrerin auszuwählen. „Es war klar: Es kommt ein Mann.“ Dieses Erlebnis beschäftigt Güner. Nach einiger Recherche stellt sie fest, dass es so ein Angebot in Deutschland nicht gibt. „Das kann doch nicht sein“ – und so beginnt sie Schritt für Schritt, ihr Unternehmen G-Cars aufzubauen. Das Konzept: „Frauen fahren Frauen, also ausschließlich weibliches Personal!“

Frauen-Sicherheit: „Steig nicht zu fremden Männern ins Auto“

An das zu kommen ist für viele Taxi-Unternehmen nicht leicht. Güner hat damit aber keine Probleme. „Wir bieten unseren Fahrerinnen Sicherheit, sowohl beim Einkommen als auch beim Klientel. Dadurch ist der Job für Frauen sehr interessant.“ Von der Sicherheit, mit einer anderen Frau alleine im Auto zu sein, profitiert schließlich Vorder- und Rückbank.

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Denn der öffentliche Raum ist gerade in Großstädten wie Berlin kein sicherer Ort für Frauen. Laut der EU-Grundrechteagentur (FRA) haben etwa 55 Prozent der Frauen in EU-Ländern sexuelle Belästigung im öffentlichen Verkehr erlebt. Die Dunkelziffer wird um einiges höher geschätzt. Auch innerhalb von Taxis, die Frauen dann rufen, um der bedrohlichen Situation in den Öffis zu entgehen, passieren Übergriffe.

Das weiß auch Güner. „Es gibt Frauen ein besseres Sicherheitsgefühl, von einer Frau gefahren zu werden. Uns wird als Kindern schon gesagt: Steigt nicht zu fremden Männern ins Auto. Dieses ungute Gefühl fährt oft mit, auch wenn der Fahrer nichts dafür kann. Frauen sind körperlich unterlegen und fühlen sich daher unsicher. Diese Distanz gibt es unter Frauen oft nicht.“

Frauen-Taxi schön und gut, aber wo bleibt die Politik?

G-Cars ist ein Privatunternehmen. Ein Konzept, von einer Frau entwickelt, um die Frauen-Sicherheit im öffentlichen Raum zu erhöhen. Davon gibt es viele, das Heimwegtelefon ist ein anderes Beispiel. Unsere Redaktion will von Güner wissen, warum das nötig ist. Sollte sich die Politik nicht mehr um die Sicherheit der Frauen kümmern, die schließlich die Hälfte ihrer Bürgerschaft ausmacht?

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„Es gibt politische Ideen. Die Idee von S-Bahn-Waggons nur für Frauen finde ich falsch. Frauen zusammenzupferchen löst das Problem nicht. Viel wichtiger sind Bildung und Wertschätzung für Frauen, da gibt es großen Nachholbedarf. Die Politik zeigt gute Ansätze, aber die Umsetzung fehlt.“

Auch Güner wurde aufgrund ihres Unternehmens gelobt. „Die Politik hat mich angesprochen und fand die Idee toll, aber mehr kam nicht. Es fehlt an echter Unterstützung. Ich habe vor zwei Jahren versucht, politisch etwas zu bewegen, aber das verlief im Sand.“ Das enttäuscht die Gründerin. „Es gibt sicher viele Unternehmerinnen mit guten Ideen für Frauen-Sicherheit. Aber es fehlt an Förderung und Unterstützung und der bürokratische Aufwand ist enorm. Viele Ideen scheitern schon an diesen Hürden.“


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G-Cars hat es nun geschafft und möchte mit seinen Kundinnen wachsen. „Wir sind noch nicht so groß wie die Big Player. Preislich sind wir aber konkurrenzfähig. Wir sind ein kleines Start-up, uns fehlt noch ein flächendeckendes Angebot. Es geht nicht darum, morgen neuntausend Autos auf der Straße zu haben. Sondern darum, gesund zu wachsen und gemeinsam etwas Tolles zu schaffen.“