Werte GEZ-Kritiker, ihr liegt uns ja ständig in den Ohren, wie überflüssig der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei. „Wozu brauchen wir ARD und ZDF, wenn es Netflix und YouTube gibt?“ Ihr bekommt schon Zornesröte, wenn ihr nur an die “Zwangsabgabe” von 18.36 Euro denkt. Ich empfehle euch dringend einen Perspektivwechsel: Donald Trump demonstriert uns in diesen Tagen, wie wichtig es ist, einen unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben. Ein Kommentar.
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Der US-Präsident bringt die Medien auf seine Linie – mit politischer Macht, Klagen und Einschüchterungen! Hier drei besorgniserregende Beispiele aus den jüngsten Tagen:
- Kahlschlag bei öffentlich-rechtlichen Sendern in den USA
Der von den Republikanern dominierte Kongress streicht den öffentlich-rechtlichen Sendern in den USA 1,1 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Zuwendungen. Anders als in Deutschland werden sie nicht über Rundfunkbeiträge finanziert. So hat die Trump-Mehrheit leichtes Spiel und kann die Mittel rigoros rasieren. Der Präsident wirft den Sendern eine linke Propaganda vor. Die Demokraten befürchten, dass vor allem lokale Sender in ihrer Existenz bedroht sein könnten.
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- Wer unbequem berichtet, wird verklagt
Derweil verklagt Trump das “Wall Street Journal” auf 10 Milliarden Dollar Schadensersatz wegen einer angeblichen Rufschädigung. Es geht um einen Bericht über die Epstein-Akten und Trumps Verwicklungen in den Fall.
- Scharfer Kritiker verschwindet vom TV-Bildschirm
Viele glauben, dass der Präsident auch bei der Einstellung der CBS-”Late Show” von Quotenmagnet Stephen Colbert seine Finger im Spiel hat. Colbert ist einer seiner schärfsten Kritiker. Der Sender behauptet zwar, die Einstellung der „Late Show“ habe “wirtschaftliche Gründe”, doch zahlte der CBS-Mutterkonzern Paramount erst im Juli in vorauseilenden Gehorsam 16 Millionen US-Dollar an Trumps geplante Präsidentenbibliothek. Trump hatte gegen den Sender geklagt, weil ein Interview mit Kamala Harris so geschnitten wurde, dass die damalige Präsidentschaftskandidatin besser aussah. Colbert nannte die freiwillige Zahlung in dem Vergleich eine “dicke fette Bestechung”.
Liebe GEZ-Kritiker, wollt ihr wirklich solche Zustände auch in Deutschland riskieren? Das Medien leicht unter Druck, Kontrolle und in die Fänge politischer Willkür geraten können?
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