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Hunger-Tragödie im Gazastreifen: Merz und Wadephul isolieren Deutschland

Der Außenminister findet, die Lage im Gazastreifen hat sich gebessert – obwohl über 100 NGOs und Hilfsorganisationen Alarm schlagen.

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Außenminister Johann Wadephul will Israel nicht im Stich lassen. Das erklärte der CDU-Politiker jetzt in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Der Koalitionspartner SPD macht dagegen angesichts der Hunger-Tragödie im Gazastreifen Druck – und Deutschland ist in dieser Frage auch international ziemlich isoliert!

Mittlerweile haben 28 Staaten, darunter Großbritannien, Frankreich und Italien sowie auch die EU-Kommission, eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Sie fordern ein sofortiges Kriegsende und darüber hinaus, dass Israel „seinen Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht“ nachkommen müsse.

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Wadephul behauptet: „Besserung“ der Lage im Gazastreifen

Die SPD-Fraktion im Bundestag will, dass sich auch Deutschland diesem Appell an Israel anschließt, doch die Merz-Union blockt ab. „Niemand kann von uns verlangen, dass wir Israel im Stich lassen“, so Wadephul im „Zeit“-Interview. Das „perfide Spiel der Hamas“ dürfe nicht aufgehen, die Geiseln und die Bevölkerung in Gaza weiter „als Faustpfand“ zu nehmen. Deutschland könne nicht als „neutraler Mittler“ in diesem Konflikt auftreten. „Wir stehen an der Seite Israels“, so Wadephul.

Laut „Spiegel“ zeigen sich auch immer mehr Diplomaten im Auswärtigen Amt frustriert und pochen auf mehr Härte gegen Israel. Während Wadephul im „Zeit“-Interview von einer „Besserung der Situation im Gazastreifen“ redet, bestreiten das Beobachter vor Ort vehement. Sie berichten über ausgehungerte und sterbende Kinder.

Hilfsorganisation beklagen „Aushungern von Zivilisten“ durch Israel

109 NGOs und Hilfsorganisationen fordern entsprechend in einem gemeinsamen Appell ein Ende der Belagerung des Gazastreifens und Zugang zu hungernden Menschen. Es gebe Tonnen von Lebensmitteln – doch sie könnten nicht ausgeliefert werden. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderem Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Caritas Deutschland, die Welthungerhilfe und Save the Children. Die Organisationen üben scharfe Kritik an Israels Regierung: „Das Aushungern von Zivilisten als Kriegsmethode ist ein Kriegsverbrechen“, heißt es in dem Appell. 

WHO: „Täglicher Anstieg der Todesfälle aufgrund von Unterernährung“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer Hungerkrise im Gazastreifen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus:  „Wir erleben täglich einen Anstieg der Todesfälle aufgrund von Unterernährung.“ Ein Viertel der Bevölkerung soll „unter hungernotähnlichen Bedingungen“ leben. Seit Tagen seien die Hilfszentren überfüllt, die Kinder mit akuter Unterernährung versorgen können. Es gibt im Gazastreifen nicht mehr ausreichend Spezialnahrung für die Kinder, teilt die WHO mit. An den Ausgabestellen von Hilfsgütern soll es laut Berichten zudem zu Gewalt und chaotischen Zuständen kommen.


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