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Die alten Rechtsextremisten sind tot – aber die Ideologie erlebt einen zweiten Frühling

Der alte Rechtsextremismus, vertreten von Udo Voigt oder Horst Mahler, tritt ab. Doch die Neue Rechte ist erfolgreicher.

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Bundestagswahl 2025: Die AfD wird zur neuen Macht in Ostdeutschland

Die AfD erzielt ihr bestes Bundestagswahlergebnis mit 20,2 Prozent. Besonders stark schneidet sie in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ab. Welche Folgen hat das für die Opposition?

Die Repräsentanten des alten Rechtsextremismus in Deutschland sterben – doch das Problem ist größer denn je! Im Juli gab es gleich zwei Todesmeldungen. Der frühere Vorsitzende der NPD und Die Heimat, Udo Voigt, ist mit 73 Jahren verstorben. Nun auch Horst Mahler mit 89. Früher war er in der RAF, später ideologisch nach ganz weit rechts gewandert. Er war Holocaustleugner, genauso wie die im November 2024 im Alter von 96 Jahren gestorbene Ursula Haverbeck.

Drei Gesichter des Rechtsextremismus in Deutschland, Ikonen in der Szene. Doch es ist nur ein Generationenwandel, mehr nicht.

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Neue Rechte hat NPD und Co. abgelöst

Längst hat die sogenannte Neue Rechte ideologisch das Ruder übernommen, die sich nicht mehr an die NS-Nostalgie und Nazi-Verherrlichung ausrichtet oder mit gewaltbereiten Neonazis einen Pakt schmiedet, sondern stattdessen eine völkische Ideologie vertritt. Nicht nur in Deutschland ist das so, auch das Ableben von Jean-Marie Le Pen ist ein weiteres Beispiel für diese Entwicklung. Längst hatte seine Tochter und ihre Bewegung Rassemblement National ihn in den Schatten gestellt.

Die Nachfolgepartei der NPD, Die Heimat, spielt keine Rolle mehr. Sie kam zuletzt bei der Europawahl 2024 auf 0,1 Prozent der Stimmen. An der Bundestagswahl 2025 nahm sie gar nicht mehr teil. Wer heute rechtsradikal tickt, wählt AfD, schließt sich als Aktivist wie ein Martin Sellner der Identitären Bewegung an, liest das „Compact“-Magazin.

Als Bindeglied zwischen dem alten und neuen Rechtsextremismus bieten sich Politiker wie Björn Höcke an, der klar nationalistische und geschichtsrevisionistische Positionen („Denkmal der Schande“) vertritt. Doch Sprache, Stil und Strategie unterscheiden sich von der alten Garde. Die Neue Rechte tritt moderner und subtiler auf, ist intellektueller, professioneller und erfolgreicher – was man an den jüngsten Wahlerfolgen der AfD oder auch an den Reichweitenerfolgen in den Sozialen Netzwerken sehen kann.

AfD und Identitäre Bewegung erreichen Zustimmungen bis in die Mitte

Der Ethnopluralismus, ein Konzept, das jedem Volk ihren Kulturraum und eine unveränderliche feste Identität zuordnet, hat die Nazi-Rassenlehre verdrängt. Dennoch strebt auch die Neue Rechte ethnisch homogene Gemeinschaften an und betrachtet beispielsweise den Islam als unvereinbar mit Deutschland.


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Anders als die Alte Rechte, die endgültig von der Bühne tritt, erhalten die neuen Vertreter weitaus mehr Zustimmung und Akzeptanz in der Bevölkerung. Viele rechtspopulistische Forderungen, etwa in der Asyl-Politik, sind mittlerweile verankert bis weit in die Mitte der Gesellschaft. So etwas hat die Voigt-NPD mit plumpen rassistischen Kampagnen wie zur WM 2006 („Weiß – nicht nur eine Trikot-Farbe. Für eine echte NATIONAL-Mannschaft“) nie erreicht.