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Wolfenbüttel: Traditionsladen vor dem Aus! „Wir halten Städte lebendig“

In Wolfenbüttel steht ein Traditonsladen kurz vor dem Aus. Ein Nachfolger will sich einfach nicht finden lassen.

Bio-Laden Kornblume in Wolfenbüttel
© Jörg Koglin

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Ein Traditions-Laden in Wolfenbüttel steht jetzt kurz vor dem Aus. Der Besitzer möchte in den Ruhestand gehen.

Doch die Ruhestands-Pläne gestalten sich nicht ganz so einfach. Das Geschäft in Wolfenbüttel soll eigentlich einen Nachfolger bekommen. Doch genau hier, liegt der Knackpunkt.

Wolfenbüttel: Nachfolger-Suche sorgt für Probleme

Seit 1981 steht Michael Beck hinter dem Tresen seines Naturkostladens „Kornblume“ in der Breiten Herzogstraße in Wolfenbüttel und liefert seinen Kunden Naturkost aus der Region und viele Bio-Produkte. Seit Beginn ist ihm dabei der Kunden-Kontakt am wichtigsten. Mit ihnen spricht er über private Sorgen und aktuelle Geschehnisse – das wird ihm im Ruhestand fehlen. Denn nach 18 Jahren geht es für den 64-Jährigen in den Ruhestand. Der gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht und lässt nach einem langen Arbeitsleben auf sich warten.

Michael Beck sucht nämlich nach einem Nachfolger. Die Suche gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Und so langsam wird die Zeit knapp, eine geeignete Person zu finden, die den Naturkostladen weiterführen kann. Ein paar Interessenten gab es sogar schon. So richtig gepasst hat es aber bisher noch nicht.

Der Naturkostladen „Kornblume“ in Wolfenbüttel sucht nach einem neuen Besitzer. Foto: Jörg Koglin Foto: J.Koglin

Die Suche nach einem Nachfolger ist nicht so einfach, sagt Beck selbst zu News38. Die beste Lösung wäre natürlich gewesen, wenn einer seiner Mitarbeitenden das Geschäft übernommen hätte. Weil das nicht geklappt hat, schrieb er den offenen Posten auf seiner Website und in den sozialen Medien aus – bisher ohne Erfolg. Eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) ins Leben gerufene Plattform ist für genau solche Fälle, wie dem von Michael Beck, zuständig. Auf den Portalen „Nexxt Change“ und der „Allianz für die Region“ wird aktuell weiter nach einem Nachfolger gesucht.

Zwei Interessenten springen wieder ab

Bisher gab es schon zwei konkrete Interessenten, wie Beck weiter verriet. Am Ende hagelte es aber beide Male aus persönlichen Gründen Absagen. Dass der Job nicht immer leicht sein kann, weiß Beck allerdings auch. Oft muss man auch bereit sein, mehr als acht Stunden im Laden zu stehen. Das ist nicht für jeden etwas und könnte ein möglicher Grund sein, warum er bisher fürchten muss, den Naturkostladen in Wolfenbüttel zu schließen.

Obwohl das Geschäft mit den Bio-Produkten gut läuft, bleibt auch die „Kornblume“ nicht von den aktuellen Geschehnissen, wie dem Krieg in der Ukraine, verschont. „Bio ist ein Bereich, in dem zuerst gespart wird“, sagt Michael Beck. Dass sein Laden so gut läuft, mag vielleicht auch daran liegen, dass er schon immer versucht hat, mit der Zeit zu gehen, einen hohen Wert auf die Qualität seiner Produkte zu legen und die Wünsche seiner Kundschaft zu berücksichtigen. Ein großer Pluspunkt gegenüber den großen Bio-Ketten ist wohl die Nähe zu den Kunden. Das bleibt bei großen Supermärkten oft aus.

„Ketten tragen zum Sterben kleiner Naturkostläden bei“

Der 64-Jährige selbst ist kein Freund von großen Supermarktketten. Er findet die regionale Versorgung mit Alltags-Artikeln am besten – vor allem aus ökologischen Gründen. „Die Supermarktketten haben zum Sterben der kleinen Naturkostläden beigetragen, was ich sehr bedaure, andererseits haben sie natürlich geholfen, dass Bio in aller Munde ist“, so der Ladenbesitzer.

Bevor der 64-Jährige in Wolfenbüttel hinter der Theke stand, ging es bereits 1981 mit einem kleineren Geschäft in Braunschweig los. Dort eröffnete er mit einer Geschäftspartnerin den Naturkostladen „Ambrosia“, der damit einer der ältesten Naturkostläden ist. Zu der Zeit waren Bio-Produkte noch nicht die Norm und Michael Beck und seine Geschäftspartnerin Vorreiter in Sachen Bio und Nachhaltigkeit. Das nachhaltige Prinzip des Ladens kam bei den Braunschweigern an: Noch heute ist das Sortiment beliebter denn je und viele Kunden sind dankbar für die breite Auswahl.


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Von Braunschweig ging es 1989 nach Wolfenbüttel. Dort eröffneten Beck und seine Geschäftspartnerin zunächst einen kleinen Laden mit einer Verkaufsfläche von 40 Quadratmetern. Die Fläche wurde aber schnell zu klein und umständlich, sagt Michael Beck. Zu ihrem Glück konnten sie in die Geschäftsräume direkt nebenan ziehen. „Jetzt haben wir fast 100 Quadratmeter und Lagerräume, alles auf einer Ebene und ungefähr 2000 Artikel zu 99 Prozent in kontrolliert ökologischer Qualität“, erzählt der Besitzer über seinen Naturkostladen.

Für die Zukunft wünscht er sich, dass weiter viele Menschen auf die kleinen, inhabergeführten Läden setzen und die „Kornblume“ auch nach seinem Ruhestand weiterbestehen wird. Er findet, durch sie „werden die Städte lebendig gehalten und sie tragen zur regionalen wirtschaftlichen Entwicklung bei.“ Wer sich vorstellen kann, den Naturkostladen in Wolfenbüttel zu übernehmen, kann sich bei Michael Beck melden.