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VW-Prozess in Braunschweig: Heftige Vorwürfe an Winterkorn – „Kann sich nicht damit herausreden“

VW-Prozess in Braunschweig: Heftige Vorwürfe an Winterkorn – „Kann sich nicht damit herausreden“

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Ex-VW-Chef Martin Winterkorn. (Archivbild) Foto: picture alliance / Bernd von Jutrczenka / dpa

Braunschweig. 

Einer der Protagonisten war gar nicht dabei. Ex-VW-Chef Martin Winterkorn war beim Prozessauftakt in Braunschweig noch nicht persönlich vor Ort. Der Grund: gesundheitliche Probleme.

Trotzdem wurden am ersten Tag des Betrugsprozesses um VW-Diesel schon Vorwürfe in seine Richtung laut.

VW-Prozess in Braunschweig: Schwere Vorwürfe auch in Richtung Winterkorn

Nach jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und zwei Corona-Verschiebungen eröffnete das Landgericht Braunschweig am Donnerstag die Hauptverhandlung gegen zunächst vier weitere Ex-Führungskräfte des Wolfsburger Autobauers.

Zum Auftakt trugen die Strafverfolger eine mit deutlichen Vorwürfen gespickte Anklage vor. Demnach sollen die Ingenieure und Manager tief in die Entwicklung und den Einsatz der Manipulations-Software in Millionen Fahrzeugen verstrickt gewesen sein. Doch auch in Richtung Winterkorn wurden schon Anschuldigungen formuliert.

Staatsanwaltschaft überzeugt: Winterkorn trägt wesentliche Verantwortung

Oberstaatsanwältin Elke Hoppenworth ist überzeugt, dass auch der damalige oberste Chef eine wesentliche Verantwortung trägt. Den Ermittlungen zufolge soll Winterkorn spätestens im Mai 2014 vom Einsatz einer illegalen Software in den USA gewusst haben: „Er stoppte bewusst pflichtwidrig die weitere Vermarktung nicht. Die Angeklagten wollten damit dem Unternehmen möglichst hohe Gewinne verschaffen.“

+++ VW-Prozess in Braunschweig: Vier Ex-Manager auf der Anklagebank – die Vorwürfe wiegen schwer +++

Denn der Einbau besserer Abgastechnik, der eine Einhaltung der scharfen US-Emissionsregeln auch ohne schmutzige Tricks erlaubt hätte, wäre wahrscheinlich deutlich teurer gewesen.

Aussage steht gegen Aussage. Ingenieure, die die Abschalteinrichtung vorgeschlagen haben sollen, sagen sinngemäß: Wir haben Bedenken geäußert und vor Konsequenzen gewarnt. Die Vorgesetzten entgegnen: Es wurde über Probleme gesprochen, nie aber über ungesetzliches Handeln.

Wann Winterkorn dazu kommt, ist noch nicht klar

Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Auch Winterkorn könne sich nicht damit herausreden, er habe nur von Unregelmäßigkeiten gehört und die – im Nachhinein – wohl unterschätzt.

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Wann Winterkorn in Braunschweig dazukommt, ist offen. Ein Verteidiger mahnte, man dürfe nicht nur seinen Mandanten zur Rechenschaft ziehen – und kritisierte die Prozessabtrennung gegen den einst bestbezahlten deutschen Konzernlenker wegen einer Hüft-OP scharf: „Sich der Verantwortung für das eigene Handeln zu stellen, sieht anders aus.“ (dpa)