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VW: Neues Werk und Trinity-Plan wackeln – Chef-Etage mit überraschender Ansage

Mit dem Projekt Trinity will VW in die Welt volldigitalisierter Autos aus komplett eigener Produktion vorstoßen – auch um Tesla nicht noch weiter davonziehen zu lassen. Doch die Software-Entwicklung bleibt schwieriger als gedacht. Der neue Konzernchef baut kräftig um.

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Hier soll das Trinity-Werk entstehen...

Das wäre ein Kracher bei VW! Und Tesla-Chef Elon Musk dürfte sich ins Fäustchen lachen…

Wegen der milliardenteuren Verzögerungen in der Entwicklung eigener Fahrzeug-Software könnte VW den Bau des neuen Werks für das künftige Kernmodell Trinity in Wolfsburg doch noch abblasen.

VW: Kommt doch alles anders?

VW hatte schon die Planungsrunde zu den mittelfristigen Investitionen verschoben – jetzt deuteten Konzernchef Oliver Blume und Markenchef Thomas Schäfer gegenüber der Belegschaft an, dass das wichtigste Vorhaben der nächsten Jahre eine kritische Bewertung durchläuft: „Wir nutzen die Gelegenheit, alle Projekte und Investitionen anzuschauen und auf Tragfähigkeit zu prüfen.“

Dabei bezogen sich die beiden Manager am Donnerstag in einem internen Schreiben ausdrücklich auch auf die Systeme, die in dem bislang ab 2026 vorgesehenen Trinity zum Einsatz kommen sollten. „Als Erstes treffen wir gemeinsam die Entscheidung zum weiteren Software-Fahrplan und Zuschnitt der Plattformen“, erklärten Blume und Schäfer. „Darauf folgt die Ausarbeitung der Produktstrategie mit den konkreten Projekten der einzelnen Marken für die nächsten Jahre.“

VW zeigt dieses geheimnisvolle Bild vom Trinity!, Das VW-Werk in Wolfsburg.
VW zeigt dieses geheimnisvolle Bild vom Trinity! (Archivbild) Foto: Foto: Volkswagen AG

Nach Informationen aus VW-Kreisen geht es keineswegs um eine Absage des Trinity oder der Großserien-Plattform SSP für 40 Millionen Fahrzeuge – wohl aber um eine deutliche Verschiebung. Die Rede ist vom „Ende des Jahrzehnts“ statt bisher 2026. Die Argumentation: Wenn man ohnehin noch so viel mehr Zeit brauche, lasse sich das Projekt vielleicht auf dem bestehenden Gelände des Stammwerks unterbringen.

Im März hatte der Volkswagen-Aufsichtsrat den Beschluss für einen separaten Standort im benachbarten Stadtteil Warmenau durchgewunken. Eine zentrale Begründung war, dass die alternative E-Umrüstung des Hauptwerks für Trinity bei fortlaufender Fertigung anderer Modelle zu komplex und teuer gewesen wäre. Einzelne Bereiche werden dort jetzt allerdings schon zur Mitproduktion weiterer Baureihen vorbereitet.

VW-Werk Wolfsburg – neue Chancen?

Aus dem Konzernumfeld war zu hören, die zeitliche Lücke, die ein verspäteter Trinity reißen würde, könnte die Chancen des Stammsitzes auf „zusätzliche und bislang nicht vorgesehene Elektromodelle“ sogar erhöhen. Dann kämen für das alte Werk womöglich Varianten infrage, die auf dem aktuellen E-Baukasten MEB basieren. Wolfsburg war zuletzt chronisch unterausgelastet. Am Trinity hängen hier auch verbundene Teilprojekte bei den Themen Batterie, Laden und Digitalisierung.


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Wie das „Manager-Magazin“ berichtete, soll der gesamte Kurs unter Blume nun neu abgesteckt werden. So habe der Konzernchef einigen Vertrauten bereits klar gemacht, dass die in Warmenau geplante Trinity-Fabrik wohl nicht mehr gebaut werde. Losgehen sollte es dort ursprünglich im kommenden Frühjahr, VW veranschlagte dafür gut zwei Milliarden Euro. Formal entschieden ist das Aus jedoch noch nicht. Die Manager betonten: „Wir treffen die Entscheidungen gemeinsam – im Vorstand, aber auch in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmerseite.“

Blume ist seit September VW-Boss. Sein nicht unumstrittener Vorgänger Herbert Diess hatte Trinity maßgeblich vorangetrieben, war aber über Reibereien rund um die Software-Sparte Cariad und Verspätungen bei Modellanläufen gestürzt.

Steht das VW-Werk Trinity auf Kippe? Boss Blume hat üble Nachrichten. (Symbolbild) Foto: dpa-Bildfunk

Die Töchter Audi und Porsche mahnten wiederholt, sie könnten nicht bis zum Abschluss der gänzlich neuen Programmversion 2.0 warten. Ihre Software wird daher als Version 1.2 parallel zum markenübergreifenden Konzept weiterverfolgt. Die Abstimmungs- und Entwicklungsprobleme hatten unter anderem dazu geführt, dass die Markteinführung der Elektroausgabe des Porsche Macan empfindlich nach hinten rutschte.

Blume ist weiterhin auch Chef der Porsche AG. Er hat sich nach eigenen Worten einen klaren Zeitplan für schnelle Entscheidungen verordnet – jüngst beendete er zusammen mit dem US-Partner Ford etwa das kostspielige Projekt für autonomes Fahren bei der Beteiligung Argo AI. Volkswagen musste dafür 1,9 Milliarden Euro abschreiben.

Zur Lage in Wolfsburg betonten Blume und Schäfer: „Selbstverständlich haben wir auch die Situation des Stammwerkes und die dortige Beschäftigungssicherung weiter fest im Blick.“ Die Überarbeitung der Investitionsplanung laufe derzeit noch. Am 7. Dezember steht eine Betriebsversammlung an. Aus der Belegschaftsvertretung hieß es: „Konzernvorstand, Markenvorstand und Arbeitnehmerseite sind zu allen Themen in einem engen, vertrauensvollen und konstruktiven Austausch.“

Wolfsburg: Protest gegen VW-Neubau

Auch Cariad-Chef Dirk Hilgenberg wandte sich an die Beschäftigten. „An der Einheits-Software für alle Marken hält der Konzern fest, aber wir gewinnen etwas Zeit“, schrieb er. „Für weitere Details ist es an dieser Stelle noch etwas zu früh.“ Unter lokalen Bürgerinitiativen gab es Widerstand und Protestmahnwachen gegen den Wolfsburger Neubau.

Aktivisten demonstrieren mit einer Mini-Mahnwache in Wolfsburg gegen das neue Trinity-Werk von VW.
In Warmenau gibt es ein Protest-Camp. Foto: @stop_trinity

Die Stadtverwaltung, die mit mehreren Kommunen um die Standortvergabe konkurriert hatte, gab sich reserviert zur möglichen Abkehr Blumes von einem zweiten Werk. Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) sagte: „Im Rahmen der Planungen stehen die Stadt und Volkswagen nach wie vor in engem und vertrauensvollem Austausch.“ Darüber hinaus äußere man sich nicht „zu den mutmaßlichen Veränderungen beim Bau“. (dpa/red)