Die VW-Hauptversammlung strahlt bis nach Österreich.
Aktivisten haben das Aktionärstreffen der VW-Familie zum Anlass für eine neue Protest-Aktion genutzt – und die war nicht ganz ungefährlich.
VW-Stress in Österreich
Rund 750 Kilometer trennen Wolfsburg von Salzburg. Aber auch in Österreich gibt es VW-Kritiker. Konkret in der Kritik steht einmal mehr Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Der will sich nämlich mitten in Salzburg eine unterirdische Zufahrt zu seiner Villa, dem „Paschingerschlössl“, graben lassen. Dabei hat der 81-Jährige aber die Rechnung ohne seine ewigen Kritiker gemacht. Schon im April hatten sie deutlich sichtbar gegen die geplante 500-Meter-Röhre protestiert.
+++ VW: Wirbel vor Hauptversammlung! Aktivisten kündigen „Festspiele“ an +++
Anlässlich der virtuellen Hauptversammlung von VW legten sie am Freitag (16. Mai) noch mal nach – das Motto am Kapuzinerberg lautete „Salzburger Porsche-Tunnel Festspiele“. Den Tunnel-Gegnern geht es bei ihrem Protest nicht nur um die geplante millionenschwere Röhre im Berg, sondern auch noch einmal um ein brisantes Thema aus der Porsche-Familie: Nämlich die Nazi-Thematik rund um Wolfgangs Großvater Ferdinand Porsche (†).
Aktion gegen Ferdinand Porsche
So forderten die Aktivisten in Salzburg, dass zum Beispiel die nach ihm benannte Straße nahe des Hauptbahnhofs umbenannt werden müsse. Entsprechend klebten sie die Schilder am Freitag ab. In dem Atemzug verweisen sie auch auf einen Bericht von Historikern, die eine solche Umbenennung befürworteten. Auch der Sprecher des Salzburger KZ-Verbandes stehe dahinter, hieß es.
+++ VW-Mitarbeiter macht gemeinsame Sache mit Aktivisten! Wird’s bald wieder radikal? +++
„Jetzt wird es endlich umgesetzt! Überall wo die Stadt schläft, muss die Zivilgesellschaft handeln“, sagte Aktivist Tobi Rosswog, der auch in Wolfsburg und Stuttgart mit Aktionen rund um die Umbenennung von Straßen und Schulen aktiv ist. „Heute wurde in Salzburg ein wichtiger Schritt unternommen, um die Debatte weiterzuführen“, hieß es in einer Mitteilung.
Drohen Lärm, Gestank und Dreck?
Am Mittag jedenfalls besetzten die Aktivisten symbolisch die Einfahrt einer Parkgarage – da, wo der „Porsche-Privat-Tunnel“ zur Stefan-Zweig-Villa entstehen soll. Dieses Mal habe es auch direkten Kontakt zu den Autofahrern in Salzburg gegeben, hieß es. „Wenn die Politik nicht einlenkt, muss die Zivilgesellschaft handeln, um zu verhindern, dass demnächst große Baustellenfahrzeuge ganz Salzburg nerven und blockieren.“

Offiziell seien für den Bau schlanke dreieihalb Monate eingeplant. Aber daran glauben die Aktivisten nicht: „Das ist kompletter Schmarrn. Die Zeit der Baustelle ist viel zu optimistisch angesetzt. Seriöse Rechnungen kommen auf eine Bauzeit von mindestens zehn bis 18 Monaten – wenn alles ungestört abläuft. In dieser Zeit gebe es eine unheimliche Belastung für die Stadt Salzburg: Tausende Extrafahrten von Baustellenfahrzeugen würden sicher auch den Touristen nicht gefallen. Die Politik – konkret die SPÖ – solle ernst machen mit ihrem Slogan „Salzburg für alle“ – und eben nicht nur für Wolfgang Porsche.
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Bisherigen Angaben zufolge hatte Porsche der Stadt Salzburg bisher 40.000 Euro dafür gezahlt, damit er den Tunnel auf öffentlichem Grund bauen lassen kann. Für die Tunnel-Gegner ist das blanker Hohn: Die Summe sei im Verhältnis zu Porsches Milliarden-Vermögen viel zu niedrig. Wolfgang Porsche hat sich bisher übrigens nicht zu Medien-Anfragen geäußert.