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Trump-Zölle sorgen bei VW & Co. für Fassungslosigkeit – „Das ist Unterwerfung“

Die EU und die USA haben sich endlich auf ein Zollabkommen geeinigt. Dennoch könnten VW & Co. hier den Kürzeren ziehen.

© IMAGO / Sven Simon

Warum Trump dich Geld kostet

Es ist vollbracht: Nach monatelangem Hin und Her haben sich die Europäische Union und die USA auf ein neues Zollabkommen geeinigt. Die gute Nachricht zuerst: Der große Handelskrieg ist erstmal abgewendet. Doch was bedeutet das für VW und andere Autobauer?

Doch was auf den ersten Blick wie ein Erfolg klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein teuer erkaufter Kompromiss – vor allem für die deutsche Autoindustrie und ihren Platzhirsch Volkswagen.

Frust bei VW & Co.

US-Präsident Donald Trump hatte ursprünglich Zölle von 30 Prozent auf EU-Fahrzeuge in Aussicht gestellt. Mit dem jetzt vereinbarten Satz von 15 Prozent bleibt Europa zwar eine harte Eskalation erspart – doch der Preis ist nichtsdestotrotz hoch. Gerade bei den Autobauern wie VW & Co. ist der Frust groß. „Ich bin enttäuscht von der EU“, sagt ein hochrangiger Manager eines deutschen Autobauers dem „Spiegel“. Ein anderer geht noch weiter: „Das ist eine Unterwerfung.“

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VW zeigt sich offiziell diplomatisch: „Wir begrüßen die Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit und die damit verbundene Planungssicherheit für die europäische Automobilindustrie“, heißt es in einem Statement. Doch intern ist klar: Die Einigung wird teuer. Experten des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeugwerkes befürchten sogar, dass Deutschland als Auto-Export-Land Nummer 1 in der EU besonders stark leiden, berichtet die Deutsche-Presse-Agentur (dpa). Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer geht noch weiter. „Sollten keine Verrechnungen stattfinden, gehen wir von einem mittelfristigen Arbeitsplatz-Export der Autoindustrie von bis zu 10 Prozent aus Deutschland in die USA aus“, schrieb der Direktor des Center Automotive Research in Bochum.

VW will Sonderdeal mit Trump

Schon jetzt hat der VW laut „NZZ“ durch die Zölle Mehrkosten von 1,3 Milliarden Euro eingefahren – allein im ersten Halbjahr 2025. Besonders betroffen: Die Premium-Töchter Audi und Porsche. Fast die Hälfte dieser Summe – rund 600 Millionen Euro – entfiel auf Audi, berichtet der „Spiegel“. Warum? Anders als Mercedes oder BMW produziert VW nur bestimmte Modelle in den USA – Audi und Porsche dagegen gar keine. Jedes verkaufte Fahrzeug wird importiert – und damit voll besteuert. Für Porsche brach der Gewinn laut „Spiegel“ im vergangenen Quartal sogar um 91 Prozent ein.

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Um Schlimmeres zu verhindern, setzt VW-Chef Oliver Blume nun auf einen direkten Draht ins Weiße Haus. Der Konzern plant laut „Spiegel“ einen „Deal nach dem Deal“ mit Trump auszuhandeln. Die Idee: Für jeden Dollar Investition in den USA könnte ein Dollar Zoll erlassen werden. Dafür bietet VW einiges: Der Ausbau des Werks in Chattanooga, das neue Werk für die Marke Scout in South Carolina – und ein geplantes Audi-Werk für 4 bis 5 Milliarden Euro. Eine erste Reaktion aus Washington sei „sehr positiv“ gewesen.

Mercedes und BMW strategisch besser aufgestellt

Im Gegensatz zu VW steht die Konkurrenz aus München und Stuttgart besser da. BMW produzierte 2024 in Spartanburg rund 400.000 Fahrzeuge, viele davon für den Export. Mercedes fertigt den GLS ausschließlich in Alabama – künftig zollfrei, wenn er zurück nach Europa geht. Damit profitieren beide Unternehmen nicht nur vom niedrigeren US-Zoll, sondern auch von der EU-Zusage, eigene Einfuhrzölle schrittweise auf null zu senken.


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Diese Vorteile verschärfen das Problem für VW – besonders bei vergleichbaren Modellen wie dem Audi Q8, der gegen den Mercedes GLS oder den BMW X7 antreten muss. Nach Einschätzung eines Managers aus dem Volkswagen-Konzern verschlechtert der Deal die Wettbewerbsposition von in Deutschland produzierten Fahrzeugen gegenüber US-Modellen zollbedingt um rund 20 Prozent.