Es war eine Nachricht, die viele VW-Mitarbeiter eiskalt erwischte: Vor genau einem Jahr stellte Volkswagen erstmals öffentlich massive Einschnitte in Aussicht. Von betriebsbedingten Kündigungen, Standortschließungen und einem drastischen Sparkurs war die Rede. Ein Schock für die Belegschaft, die sich bislang auf Beschäftigungssicherheit verlassen hatte.
Was folgte, waren Proteste, Demonstrationen und zähe Verhandlungen zwischen IG Metall und VW. Am Ende stand ein Tarifergebnis, das noch heute für Diskussionen sorgt. 35.000 Stellen sollen abgebaut werden – der größte Einschnitt seit Jahrzehnten bei der Volkswagen AG. Ein Jahr später zieht IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger im Gespräch mit der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) Bilanz. Seine Worte sind deutlich.
VW in Osnabrück hinterlässt Fragezeichen
Besonders umkämpft war der Standort Osnabrück. Dort arbeiten rund 2.300 Beschäftigte. Für VW gab es lange keine neuen Aufträge. „Osnabrück ist ein wichtiger Standort für die Region. Es ist von großer Bedeutung, industrielle Zentren in der Fläche zu erhalten. Die Menschen dort tragen genauso zum wirtschaftlichen Erfolg von VW bei wie an anderen Standorten“, erklärte Gröger im Interview. Dass das Werk erhalten bleibt, wertet er als Erfolg der IG Metall. Doch er macht auch klar: Nun müsse VW dort für eine nachhaltige Zukunft sorgen.
+++ Enttäuschte VW-Mitarbeiter treffen drastische Entscheidung – „Die Stimmung kippt“ +++
In den kommenden Jahren verschwinden rund 35.000 Jobs bei VW. Vor allem in Wolfsburg werden die Auswirkungen spürbar sein. Gröger betont, dass die Gewerkschaft von Beginn an klare rote Linien gezogen habe: „Standorte erhalten, keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Kürzungen bei den monatlichen Gehältern.“ Gerade beim letzten Punkt wurde es brenzlig: VW wollte pauschal zehn Prozent Gehaltskürzung durchsetzen. Die IG Metall konnte das verhindern. Das verbucht Gröger als Erfolg.
Gröger über das Tarifergebnis
Ob das Ergebnis wirklich ein Erfolg war, darüber gehen die Meinungen auseinander. Gröger selbst sagt: „Richtig ist, dass wir ein Tarifpaket geschnürt haben, das auch schmerzliche Zumutungen beinhaltet. Auf der Habenseite stehen aber Beschäftigungssicherheit, der Erhalt der Standorte und die Zusage von VW, in die Standorte zu investieren.“
Er spricht von der „größten Investitionstätigkeit in der Geschichte von VW“. Gleichzeitig räumt er ein, dass die neuen Realitäten vielen Mitarbeitern erst nach und nach bewusst werden. Als IG Metall und Betriebsrat im September 2024 den geplanten Stellenabbau öffentlich machten, war von einem „Tabubruch“ die Rede. „Das hat sich vor einem Jahr geändert“, sagt Gröger heute. Noch immer sei das Vertrauen vieler Mitarbeiter erschüttert.
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Doch die nächste Tarifrunde wirft bereits ihre Schatten voraus. 2026 steht eine neue Auseinandersetzung bevor. Gröger kündigt an, dass es dabei nicht nur ums Geld gehen werde. Wichtig sei auch die Rolle der Politik. Drei Forderungen formuliert er klar: steuerliche Anreize für den Kauf von Elektroautos, bezahlbare Strompreise und konjunkturelle Impulse für kleine und mittlere Einkommen.




