Die Geschichte eines Konzerns kann von einem einzigen Tag geprägt sein. Auch VW muss genau diese Erfahrung auf schmerzhafte Weise machen. Vor genau zehn Jahren geriet Europas größter Autobauer in eine Krise, die bis heute nachwirkt.
Was zunächst wie ein technisches Detail wirkt, entwickelt sich rasch zu einem der größten Wirtschaftsskandale der deutschen Industrie. Der Diesel-Skandal erschüttert nicht nur VW, sondern auch eine ganze Branche.
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VW: Von Kalifornien nach Wolfsburg
Im Frühjahr 2013 testen drei Studenten in Kalifornien einen VW Jetta. Ihre Ergebnisse führen im Herbst 2015 zur Aufdeckung der Manipulationen. Am 18. September veröffentlicht die US-Umweltbehörde EPA die „Notice of Violation“. Darin beschuldigt sie VW, mit spezieller Software Abgastests umgangen zu haben. Kurz darauf räumt VW falsche Testergebnisse ein. Ein Entwickler im Konzern soll damals gesagt haben: „Shit, voll schiefgelaufen“. Die Folgen für VW waren – und sind – bis heute massiv. Der Aktienkurs stürzt ab, Vorstandschef Martin Winterkorn verliert sein Amt. In den USA muss der Konzern mehr als 20 Milliarden Dollar an Strafen und Entschädigungen zahlen. Auch in Deutschland verhängen Behörden Bußgelder in Milliardenhöhe. Frühere Mitarbeiter erhalten Gefängnisstrafen.
+++VW-Boss Blume mit Verbrenner-Ansage: „Unrealistisch“+++
Von einem selbst verursachten „Kulturschock“ sprach VW-Chef Oliver Blume jüngst auf der IAA Mobility in München. Der Konzern habe aber aus seiner Sicht Lehren daraus gezogen. Es seien Compliance-Prozesse installiert worden, die Kultur bei Volkswagen habe sich verändert und dabei auch die Art und Weise, wie der Konzern geführt werde. „Wir haben die Produktstrategie verändert“, sagt Blume mit Blick auf die Transformation zu mehr Elektromobilität. Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt, reagiert mit Kopfschütteln, wenn bis heute von „Schummeln“ gesprochen wird. „Das ist kein Schummel, das ist knallharter Betrug gewesen“, sagt der Branchenexperte. Auch Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule Wolfsburg, äußert scharfe Kritik: „Mit welcher Hybris geglaubt wurde, man käme mit so etwas durch, war für mich unfassbar“.
Milliardenkosten und neue Strategie
Volkswagen gibt an, rund 33 Milliarden Euro für die Aufarbeitung des Skandals ausgegeben zu haben. „Das ist schon ein ziemlich teurer Weckruf für die Elektromobilität gewesen“, erklärt Frank Schwope. VW setzt nach dem Debakel auf einen klaren Elektro-Kurs. Trotz dieser Neuausrichtung bleibt der Skandal eng mit VW verknüpft. „Der anfängliche dreiste Umgang mit den Vorwürfen der Abgasmanipulation bei VW hat sich ins Gedächtnis eingebrannt“, erklärt Wisbert. Der Konzern habe zu Beginn mit einer Salamitaktik reagiert und so selbst dafür gesorgt, dass die Welle nicht abebbt. Auch andere Autobauer geraten ebenfalls unter Verdacht und müssen Fahrzeuge nachrüsten.
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Nach Überzeugungen der Automobilexpertin Wisbert können andere Hersteller im Nachgang ihre Kommunikationsstrategie anpassen und haben aus den Fehlern bei VW gelernt. Zehn Jahre nach dem Dieselskandal ist klar: Der Konzern zahlt nicht nur mit Milliarden, sondern auch mit einem bleibenden Vertrauensverlust.




