In Krisenzeiten wird gerne einmal quergefeuert – auch für einen Weltkonzern wie VW ist es da manchmal besser, den Kopf unten zu lassen. Wenn in der ganzen Branche zehntausende Stellen abgebaut werden, ist es klar, dass an mehr als einer Stelle die Emotionen hochkochen. In einem aktuellen Interview teilt jetzt ein Chef eines Automobilzulieferers volle Breitseite gegen VW und Co. aus.
Aus seiner Sicht ist die Krise auch ein hausgemachtes Problem – und auch eines, bei dem große Chancen einfach nicht genutzt wurden. Sind Großkonzerne wie VW, BWM, Mercedes und Co. ein Fluch oder ein Segen für die deutsche Wirtschaft? Im Gespräch mit „Capital“ zeigt Jann Swyter, CEO des Zulieferers Veigel, in dieser Hinsicht klare Kante.
VW kassiert heftige Kritik
Veigel ist ein Spezialhersteller und produziert unter anderem Doppel-Bedienungen für Fahrschul-Autos und Fahrhilfen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Die Berührungspunkte mit VW liegen da auf der Hand. Aber Swyter machte in der Vergangenheit nicht die besten Erfahrungen mit dem Wolfsburger Konzern.
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„Meine erste Verhandlung führte ich mit dem Volkswagenkonzern“, erinnert sich der Veigel-Boss im Interview mit „Capital“ (7. Oktober). „Wir hatten ein Angebot gemacht für einen Schwenkhubsitz in einem gepanzerten Fahrzeug für einen schwergewichtigen Politiker, also für ein sehr spezielles Sonderprojekt. Eigentlich war alles schon vorverhandelt.“ Dann soll VW aber verlangt haben, dass der Autozulieferer 50 Prozent bei seinem Preis zurückgeht – und Druck ausgeübt haben.
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„Einen unfassbaren Schatz an innovativen Unternehmen“
„Das ging so weit, dass er mir sagte: Entweder werden Sie dieses Angebot annehmen oder im gesamten VW-Konzern nie wieder einen Fuß in die Tür kriegen“, so Swyter weiter gegenüber dem Magazin. „Zu dem Zeitpunkt stand VW noch für 40 Prozent unseres Umsatzes. Das geht schon auf die Psyche.“
Immerhin konnte der Automobilzulieferer am Ende seinen Preis durchboxen. Der Vorgang ist aus Sicht des Veigl-Bosses aber beispielhaft für den Umgang der großen Autokonzerne mit den Zulieferern. „Die Automobilisten haben nicht verstanden, dass sie mit dem deutschen Mittelstand, mit ihren ganzen Zulieferern, einen unfassbaren Schatz an innovativen Unternehmen an der Hand haben“, sagt er gegenüber „Capital“. „Wenn sie die von der Leine gelassen hätten, hätten diese Mittelständler die Autos viel innovativer gemacht als es heute chinesischen sind.“
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Stattdessen sollen die Mega-Konzerne die Zulieferer kleingehalten haben. Und ein Umdenken soll auch in der Krise nicht stattfinden. „Alle Mittelständler, von denen ich höre, berichten mir das Gleiche. Eigentlich wollen sie mit VW und Co. gar keine Geschäfte mehr machen“, sagt Swyter weiter im Interview. Der Kulturwandel sei noch nicht passiert. Daher glaube er nicht, dass die Konzerne den Umschwung packen, „wie wir uns das alle erhoffen“.
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