Aktuell sind sie wieder überall zu sehen: Kleine Entenfamilien machen sich breit. An den Ufern in Helmstedt zum Beispiel. Aber auch in den Herzen der Menschen. So niedlich ist jedes Mal der Anblick der kleinen Küken, die aufgereiht hinter ihren Eltern watscheln oder schwimmen.
Genau dieses schöne Bild wurde aber in Helmstedt gleich mehrfach getrübt. Um nicht zu sagen zerstört. In mindestens drei Fällen schwebten die Mini-Flauschküken in absoluter Lebensgefahr. Die Panik war real. Tierisch wie menschlich.
Helmstedt: Küken in Lebensgefahr
Jacqueline und eine Freundin waren am Freitag (9. Mai) gegen 20.15 Uhr mit ihren Hunden am Hafermühlenteich unterwegs, als sie eine beunruhigende Entdeckung machten. „Ich hörte die ganze Zeit ein Piepen und auch die Enten waren sehr unruhig im Wasser. Meine Freundin nahm meinen Hund und ich ging zum Wasser. Das Piepen wurde immer lauter, aber ich konnte nicht herausfinden von wo es kam, weil ich nichts sah“, sagt Jacqueline zu News38. Dann aber der Schock!
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Die Freundinnen entdeckten mehrere (mindestens drei) hilflose Küken, die offenbar in dem Auslauf eines Regenwasserkanals, dessen Klappe offen war, gefangen waren – die Eltern mussten alles mit ansehen und litten offenbar entsprechend laut mit. Es war auch nicht nur die offene Klappe. Offenbar gab es auch Löcher in dem „Fangzaun“ an den Gittern. So oder so: Es muss eine herzzerreißende Situation gewesen sein, in der jede Sekunde zählte. „Wir wussten erstmal nicht was wir tun sollten“, schildert Jacqueline die Szene. Zwar habe es mehrere Google-Treffer gegeben – aber niemand sei am Freitagabend zu erreichen gewesen. Ein Anruf bei der Polizei sei „nicht so schön“ verlaufen. Ein NABU-Mitarbeiter habe leider auch nicht helfen können.

Noch während sie hilfesuchend einen Post in einer Helmstedter Facebook-Gruppe verfasst habe, sei ein Mann vorbeigekommen. Sie solle die 112 wählen. „Aber genau das wollte ich umgehen, weil es ja kein ‚Notfall‘ im engeren Sinne war, dachte ich. Aber gut. Es blieb uns nichts anderes übrig.“ Beim Notruf habe sich dann herausgestellt, dass es schon in den Tagen vorher vergleichbare Meldungen gegeben habe: „Die Feuerwehr war auch da schon vor Ort, um die Küken zu retten.“ Daher würden die Kräfte einmal mehr rausfahren, um die Kleinen zu befreien. Dann sei das Gespräch auch schon beendet worden, sagt Jacqueline: „Ich habe mich gefragt, warum das offene Gatter nicht direkt wieder zu gemacht wurde, um das das Problem zu lösen.“
Helmstedt: Banges Warten und „Happy Ent“
Sie und ihre Freundin hätten rund eine Stunde lang gewartet. Niemand sei gekommen. Und die Tiere ohne Kescher zu retten, sei unmöglich gewesen: „Wir haben uns hilflos gefühlt. Wir wollten den Kleinen helfen, aber man hat irgendwie keine Hilfe bekommen. Wir waren wütend, das es irgendwie nicht wichtig erscheint und haben uns nicht ernst genommen gefühlt. Auch ist es schade, das man im Internet keine richtige oder vernünftige Anlaufstelle gefunden hat.“ Am Samstag sei sie dann wieder am Hafermühlenteich gewesen. „Die Küken waren draußen und die Klappe war zu. Vor das einen Loch waren wurden Hölzer gelegt. Ob es die Feuerwehr war oder Passanten, ist mir nicht bekannt.“ Unter ihrem Facebook-Post wird klar: Tatsächlich hat es vorher ähnliche Fälle gegeben. Jedes Mal waren die Küken in die lebensgefährliche Lage geraten. Teils auch bei geschlossenem Gatter, aber offenbar Löchern im Maschendrahtzaun.
Auch die Freiwillige Feuerwehr hat sich inzwischen geäußert: Niemand wohne auf der Wache, daher sei die 112 tatsächlich immer die richtige Anlaufstelle, schreibt Sprecher Alexander Weis bei Facebook. Auch er spricht von „zu großen Lücken in der Absperrung“.

Gegenüber News38 bestätigte der Feuerwehr-Sprecher: „In der vergangenen Woche wurden wir gleich drei Mal an die Stelle gerufen, um die Entenküken zu befreien. Diese gelangen über eine kleine Öffnung in den Überlauf. In zwei Fällen wurden die Enten mittels Käscher und Eimer eingefangen und zurück zur Mutter verbracht.“ Im dritten Fall „spät abends“ – also im Fall von Jacqueline und ihrer Freundin – sei entschieden worden, am nächsten Morgen nochmal zu kontrollieren, „da der Auslauf dieses Regenwasserkanals auf der anderen Straßenseite im Sternberger Teich endet. Zwischenzeitlich hatten sich aber Dritte eigenmächtig Zugang verschafft und die Küken selbst befreit.“
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Die Hoffnung also bleibt: Hoffentlich ist der Überlauf jetzt sicher. Oder wird zeitnah von der Stadt Helmstedt gesichert. Deren Antwort steht noch aus.