Was für viele Reisende als schöner Flug aus dem Urlaub zurück zum Flughafen Hannover startete, endete für viele andere Passagiere in Minuten voller Angst.
Denn an Bord einer Maschine von Antalya zum Flughafen Hannover mussten plötzlich lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden. Und offenbar lief dabei nicht alles so, wie geplant.
Flughafen Hannover: Ernsthafte Anschuldigungen
Am Samstag (17. Mai) gab es kurz vor dem Ziel in Hannover einen medizinischen Notfall an Bord der Corendon-Maschine (News38 berichtete). Die Crew habe direkt reagiert, sagte eine Sprecherin der Airline auf Anfrage von News38: „Es wurden umgehend alle notwendigen Maßnahmen getroffen“. Doch stimmt das wirklich? Eine Ärztin, die sich nach eigenen Angaben zum Notfallzeitpunkt im Flugzeug befand, schildert nach unserer Berichterstattung ein ganz anderes Szenario.
+++ Flughafen Hannover: Schlechte Nachricht für Reisende! Bestimmte Flüge werden gestrichen +++
Ihr zufolge bekam ein Passagier plötzlich keine Luft mehr und erlitt einen Kreislaufschock. Jetzt zählte jede Minute, wenn nicht sogar Sekunde! Sie und ihre Kollegin – beide Internistinnen – seien zu dem Passagier in Not geeilt, um ihm zu helfen. „Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kabinen-Personal keine lebensrettenden Sofortmaßnahmen eingeleitet – nicht einmal eine stabile Seitenlage wurde veranlasst“, sagt die Passagierin.
„Aus medizinischer Sicht unzureichend“
Doch die Lage war ernst. Die beiden Ärztinnen begannen nach eigenen Angaben sofort mit den notwendigen medizinischen Maßnahmen – um ein mögliches Kreislaufversagen zu verhindern. Sie hätten das Personal nach geeignetem Equipment gefragt, doch ihnen sei nur ein einfaches Erste-Hilfe-Set gegeben worden. Der Zustand des Mannes habe sich dann drastisch verschlimmert. Sie und ihre Kollegin hätten ihm sogar eine Herzdruckmassage geben müssen – doch der Notfallkoffer wurde laut der Ärztin immer noch nicht ausgehändigt. „Erst nachdem wir nachdrücklich nachfragten und ein Arztausweis vorgezeigt wurde, erhielten wir Zugang dazu.“
Aber dann der Schock: Den Notfallkoffer hätten sich nicht nutzen können – die Anleitungen seien alle in türkischer Sprache gewesen, wie die Ärztinnen schildern. Selbst die türkischsprachige Flugbegleiterin habe in der Situation nicht helfen können. Erst dank von anderer Passagiere, die ein Blutzuckermessgerät bereitstellten und als Übersetzer dienten, hätten sie den Zustand des Mannes stabilisieren können. Sie haben ihm offenbar das Leben gerettet.
Die Ärztin ist sich sicher: „Aus medizinischer Sicht war sowohl die vorhandene Ausrüstung als auch die Unterstützung durch das Kabinenpersonal unzureichend.“ Das Verhalten der Crew, insbesondere der leitenden Flugbegleiterin, habe erhebliche Defizite im Bereich der medizinischen Erstversorgung an Bord offenbart.
Corendon bezieht Stellung
News38 hat Corendon zu dem Vorfall um Stellungnahme gebeten – ihren Angaben zufolge schien bei dem Vorfall alles nach Protokoll gelaufen zu sein. Das gesamte Kabinen-Personal von Corendon Airlines erhalte laut Airline eine strukturierte medizinische Notfallschulung, die den Vorschriften der EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit) und der TMCAD (Transport Malta Civil Aviation Directorate) entspricht. Zudem seien alle Flugzeuge von Corendon Airlines gemäß den EASA-Vorschriften ausgestattet – und verfügen unter anderem über:
- Erste-Hilfe-Kästen
- medizinischen Notfallkoffer
- Automatisierten externer Defibrillator (AED)
- Sauerstoffflaschen und Masken
- Intravenöse Infusionslösungen und -materialien
- Standardmedikamente und sterile Ausrüstung
Dass die beiden Ärztinnen des Fluges medizinische Hilfe leisteten, bestreitet die Airline nicht. Entgegen der Angaben der Internistin, seien allerdings alle angeforderten medizinischen Geräte bereitgestellt worden. Das Blutdruckmessgerät, das später von der Besatzung getestet wurde, soll funktionsfähig gewesen sein. Sprachbarrieren sollen für einige Reibereien gesorgt haben, aber nach Angaben der Airline verhielten sich alle Besatzungsmitglieder professionell und kooperativ.
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Nach Landung wurde der Passagier sicher an die Rettungsdienste übergeben und es folgte eine Nachbesprechung der Besatzung. Diese sei ein verpflichtender Bestandteil der internen Sicherheits- und Meldeverfahren von Corendon Airlines – wenn es zu schwierigen Fällen wie Bewusstlosigkeit zum Einsatz von Notfallausrüstung kommt.