Klaus Zyciora ist ein Workaholic. Muss der Ex-VW-Chefdesigner auch sein in seinem neuen Job. In seiner neuen Arbeitswelt.
Inzwischen lebt und arbeitet Zyciora seit eineinhalb Jahren in China. Von dort aus blickt er zurück, auch auf seine Zeit bei VW. 35 Jahre hat er bei Volkswagen gearbeitet.
VW-Manager: Von Wolfsburg nach Chongqing
Der ehemalige VW-Manager hat sich der hierzulande noch eher unbekannten Automarke Changan angeschlossen. Mit Sitz in Chongqing. Kennt man auch nicht zwingend, obwohl die chinesische Stadt so groß ist wie Österreich und 32 Millionen Menschen dort leben. Also rund 250 Mal so viele wie in Wolfsburg.
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Man müsse sich sehr an die chinesische Kultur und die Art, zu arbeiten, anpassen, sagte Zyciora der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Die Chinesen seien extrem diszipliniert und fleißig. Die Arbeitswochen entsprechend extrem lang. Er arbeite 70 Stunden in der Woche – was sehr üblich sei: „Hier spürt man eine Leidenschaft. Man verschreibt sich, man arbeitet aus ganzer Kraft für das Unternehmen. Alle geben alles, und man ist extrem effizient und schnell.“ Das sei der eigentliche Wettbewerbsvorteil: Die chinesische Geschwindigkeit und die Überlegenheit chinesischer Produkte und Technologien hätten einfach sehr viel damit zu tun, dass in China extrem viel gearbeitet werde.

Zumal die Arbeitswelt auch eine ganz andere sei: Die Vorstandssitzungen seien sehr strukturiert und datenbasiert. „Es wird nicht aus dem Bauch heraus entschieden. Das ist auch für mich neu“, sagte der Ex-VW-Designer. Natürlich entscheide auch Volkswagen datenbasiert. Aber längst nicht so wie die chinesischen Autobauer. „Das hier ist mehr der Stil eines Tech-Unternehmens. Das führt zu Entscheidungen, die validierter und strukturierter sind. Mir gefällt das sehr. Es ist natürlich eine große Ehre, als Deutscher Vorstandsmitglied in einem chinesischen Konzern zu sein“, so Zyciora.
„Deutschland ist ein Museum“
Das aktuelle Kapitel seiner Karriere bezeichnet er als „Druckbetankung“. „Ich laufe im Hochleistungsmodus. Ich muss sagen: Es lohnt sich. Ich kann jedem nur empfehlen, sich diese andere Seite des Planeten anzuschauen. Die Erfahrungen sind großartig. Die Menschen sind wahnsinnig freundlich, respektvoll, kreativ und anspruchsvoll. Das ist für einen Designer ein Traum.“
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Die ewige Kritik aus Deutschland, die chinesischen Autobauer seien nur wegen der hohen Subventionen so erfolgreich, lässt er nicht gelten. Im Gegenteil: „Ich halte das für nicht gerechtfertigt. Wir müssen selbstkritischer werden. Deutschland ist aus meiner Sicht in einem Reformationsstau. Deutschland ist zu langsam, zu bürokratisch und überreguliert sich massiv.“ Aus seiner Sicht ist in Deutschland eine Verschlankung notwendig, ob bei der Deutschen Bahn oder in diversen Behörden. „Wenn man sieht, wie hier in China Digitalität gelebt wird – Deutschland ist ein Museum. Wenn man hier lebt und arbeitet, wird einem klar, wo das Problem liegt. Es öffnet einem ein bisschen die Augen. Bei allem Respekt“, sagte Zyciora der „FAZ“.