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Oliver Blume hat steinalte, weiße Männer im Rücken! VW bekommt sein Fett weg

Ist der VW-Aufsichtsrat zu alt? Einer neuen Studie zufolge schon – und das könnte sich auch auf die Zukunft des Konzerns auswirken.

© IMAGO/dts Nachrichtenagentur

VW - das sind die Standorte in Deutschland

VW ist einer der größten Autobauer der Welt. Wir stellen die Standorte in Deutschland vor.

Jetzt ist es raus. Die Aufsichtsräte vieler großer deutscher Unternehmen bestehen größtenteils aus alten Männern. So sieht es zumindest Wirtschaftsprofessor Michael Wolff, der mit dem „Handelsblatt“ die Aufsichtsräte großer deutscher Unternehmen untersucht hat – darunter auch Volkswagen (VW).

Langfristig könnte das erhebliche Auswirkungen haben.

VW: Hohes Durchschnittsalter

74 Jahre. Das ist das Durchschnittsalter der vier mächtigsten Aufsichtsräte der Dax-Konzerne, die ausgerechnet im VW-Aufsichtsrat sitzen. Genauer gesagt sind es Hans Dieter Pötsch (74 Jahre), Wolfgang Porsche (82 Jahre), Hans Michel Piëch (83 Jahre) und Ferdinand Oliver Porsche (64 Jahre) – die alle jeweils mehrere Mandate bei Porsche, Volkswagen und der VW-Tochter Traton halten. Im Vergleich: Das Durchschnittsalter aller Dax-Aufsichtsräte liegt bei 60 Jahren. Der VW-Aufsichtsrat liegt also weit darüber.

Und nicht nur das. Sie sind nicht nur vergleichsweise alt, sondern auch schon lange im Amt – im Durchschnitt ganze 21,5 Jahre. Auch das liegt weit über der durchschnittlichen Amtsdauer von 5,6 Jahren. Michael Wolff hat dazu eine klare Meinung. „Es gibt zu viele Aufsichtsräte, die länger als zwölf Jahre im Amt und älter als 70 oder gar 80 Jahre alt sind“, wird der Wirtschaftsprofessor aus Göttingen vom Handelsblatt zitiert.

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Für Oliver Blume, den Vorstandsvorsitzenden von VW, bedeutet das: Er steht unter der Aufsicht eines Gremiums, das aus teils sehr langjährigen und betagten Mitgliedern besteht. Gerade in einer Zeit großer Herausforderungen beeinflusst dieser Aufsichtsrat viele strategische Entscheidungen – während die Automobilindustrie eigentlich dringend frischen Wind an der Front bräuchte.

„Gestörtes Kontrollsystem“

Herausforderungen wie künstliche Intelligenz und Digitalisierung erfordern eine Transformation der Aufsichtsräte – damit die deutsche Wirtschaft für die Zukunft gewappnet ist. Neben Michael Wolff kritisiert auch Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die fehlende Transformation in den Aufsichtsräten deutscher Aktiengesellschaften. Gegenüber der AZ/WAZ erklärt er, dass sowohl im Porsche-Konzern als auch bei VW „ein gestörtes Kontrollsystem besteht, in dem das wirtschaftliche Risiko sowie die Kontrolle nicht gleichermaßen verteilt sind.“

Das bedeutet: Einige wenige Mächtige – wie die Familien Piëch und Porsche sowie das Land Niedersachsen – haben viel Macht und Kontrolle, während andere Aktionäre zwar das finanzielle Risiko tragen, jedoch kein Mitspracherecht haben. „Dies kann und wird zu schlechteren Ergebnissen führen, da Kontrolle und Einfluss von außen fehlen. Der Aufsichtsrat wird von den Aktionären gewählt, sofern sie ein Stimmrecht haben. Das gilt für die Vorzugsaktien von Volkswagen und Porsche gerade nicht“, so Tüngler weiter. Er fordert deshalb mehr Wechsel im Aufsichtsrat. Aber was sagt VW zu dem Ganzen?

VW reagiert

Ein Sprecher des VW-Aufsichtsrates erklärt, dass er die Studie bisher nicht kannte. Gegenüber der AZ/WAZ verdeutlicht er, dass sich der Nominierungsausschuss und das Aufsichtsratsplenum intensiv mit den Wahlvorschlägen des Aufsichtsrats an die Hauptversammlung befassten (in Sachen Verjüngung). Dabei würden Kompetenzen und Erfahrungen, aber auch Fragen der Diversität, einschließlich des Lebensalters eine Rolle spielen. „Der Aufsichtsrat verfügt insgesamt über eine angemessene Altersmischung, die eine breite Spanne verschiedener Altersstufen einschließt“, sagt der VW-Sprecher zu der AZ/WAZ.


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VW verweist zwar auf eine ausgewogene Altersstruktur im Aufsichtsrat – ob diese Zusammensetzung jedoch ausreicht, um den aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, bleibt abzuwarten.