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Braunschweig: Schrott-Spenden für Ukraine! „Wir schaffen das nicht mehr“

Braunschweig: Schrott-Spenden für Ukraine! „Wir schaffen das nicht mehr“

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Braunschweig: Schrott-Spenden für Ukraine! „Wir schaffen das nicht mehr“

Braunschweig: Schrott-Spenden für Ukraine! „Wir schaffen das nicht mehr“

Scholz zu Antrittsbesuch in der Türkei eingetroffen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist zu seinem Antrittsbesuch in der Türkei eingetroffen. Er wurde im Präsidentenpalast von Staatschef Recep Tayyip Erdogan empfangen werden. Bei den Gesprächen dürfte der Ukraine-Krieg ein wichtiges Thema sein.

Braunschweig. 

Claudia Klauenberg freut sich über über das hohe Spendenaufkommen in Braunschweig – sauer ist sie trotzdem.

Die Chefin eines Gesundheits-Unternehmens aus Braunschweig kann nicht mehr anders. Sie lässt bei Facebook ordentlich Dampf ab. Dabei geht es um die Spenden der Menschen aus Braunschweig für die Opfer des Ukraine-Kriegs.

Braunschweig: Mehr als 900 Kisten

Seit Tagen wühlen sich rund 20 Helfer an der Hildesheimer Straße in Braunschweig durch die Spenden. Sie öffnen jeden einzelnen Karton und jede einzelne Tüte und schauen, ob die Sachen darin in Ordnung sind. Wenn ja, dann werden die Spenden weiterverpackt in die bisher mehr als 900 Kisten – übrigens ein Geschenk von VW.

Inzwischen haben Claudia und ihr Team nach eigenen Angaben fünf 40-Tonner voll mit Hilfen auf den Weg gebracht. Sie fahren nach Polen, wo die Spenden dann noch einmal sortiert werden – um dann weiter ins Kriegsgebiet der Ukraine zu fahren. Dahin, wo die Menschen sie brauchen. Aber leider ist nicht alles so schön…

Braunschweig: Helferin ledert los!

Claudia muss bei Facebook mal was loswerden! „Es tut mir sehr, sehr leid, dass ich jetzt mal wirklich böse werden muss. Wir sind maßlos enttäuscht, was wir hier manchmal für Altkleider-Müll bekommen. Stellen Sie sich vor, ab morgen haben Sie keine Heimat mehr. Sie haben kein Haus mehr. Und Sie haben nur noch die Bekleidung am Leib, die Sie tragen. Und jetzt kommen Sie nach Deutschland…“

Dann zeigt sie völlig durchgelaufene und dreckige Sohlen. Und noch mehr… „Wir haben Herrenschuhe angefordert für die Front“, sagt sie. „Ja, bitteschön, ihr Lieben… Ich weiß nicht, was sich manche Menschen denken. Aber der Schuh ist durchgelaufen. Da ist ein Loch drin! Sollen wir das wirklich noch verschicken? An Männer, die kämpfen und teilweise auch sterben…“

Es tue ihr leid und vielleicht mache sie sich auch viele Feinde. „Aber wir können das nicht mehr leisten. Meine Lagerfee ist hier jeden Tag 14 Stunden. Wir kriegen zwar ganz viel Unterstützung beim Sortieren von ganz vielen Leuten. Aber: Wir schaffen das nicht mehr!“

Irgendwann müsse man sagen, dass man keine Kleidung mehr annehme. Dann zeigt sie ein vollgeschwitztes T-Shirt. „Ich möchte so etwas nicht bekommen. Dann trage ich lieber meine alten Sachen.“ Es seien auch klebrige, verschmutzte Jacken dabei, die sie kaum auch nur anfassen wolle. Oder kaputte Winterjacken.

Braunschweig: „Wir sind kein Altkleider-Container“

Daher appelliert sie noch einmal an alle Spender: „Wir sind kein Altkleider-Container. Sondern wir suchen gute Sachen und nicht ausgeleierte und ausgefranste Sachen.“ Das Ganze sei extrem zeitaufwendig, die Kisten zu sortieren. „Es kann doch nicht sein, dass wir Deutschen uns blamieren, indem wir Schrott nach Polen schicken. Sprich in die Ukraine.“

Wichtig ist es Claudia aber, nur die anzusprechen, die diesen Schrott spenden. „Ich bedanke mich wirklich für viele, viele tolle Spenden und Hilfsgüter, die wirklich in einem 1A-Zustand sind.“ Künftig werde ihr 20-köpfiges Team auch nur noch diese annehmen. Nichts anderes mehr.

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„Denn damit können wir uns nicht mehr beschäftigen. Wir haben im täglichen Leben auch noch anderes zu tun. Es tut mir sehr, sehr leid, dass ich das sagen muss. Aber es steht uns bis hier! Auch, weil wir immer wieder nachfragen: ‚Sind die Sachen sauber? Sind die ordentlich? Sind die heile?‘ Und wir hören immer ‚Ja ja, ja ja‘ – und dann ziehen wir so etwas raus. Die Müllberge, die wir hier entsorgen müssen… Das kostet uns wertvolle Zeit“, sagt Claudia.

Braunschweig: Spenden ja, aber nur sinnvolle Dinge

Also noch einmal: Wer spenden wolle, der solle bitte nur gute, heile, saubere, gewaschene Sachen vorbeibringen. „Stellen Sie sich vor, sie kriegen das und wollen das anziehen. Sie freuen sich doch auch über etwas Frisches und Gutes – und nicht über durchlöcherte Pullover…“

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Am Ende des knapp fünfminütigen Clips entschuldigt sich Claudia aus Braunschweig bei all denjenigen, die es wirklich gut meinten und brauchbare Dinge gespendet haben. Aber denen werde die Kritik auch egal sein. „Die, die uns so einen Schrott gebracht haben, die sollen mir ruhig böse sein. Das ist mir egal.“

Ganz akut suchen die Helfer noch nach Unterstützern. Packen, sortieren, beschriften – diese Unterstützung habe leider sehr nachgelassen beziehungsweise seien es immer die gleichen Helfer, die nach Feierabend kommen. „Und, wir bräuchten einen Fahrer – am liebsten mit einem Mutivan oder ähnlich – der mit uns am Wochenende in die Ukraine startet. Allerdings müsse derjenige gut eine Woche zeit einplanen. HIER geht’s zum Kontakt! (ck)

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