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Bauern-Proteste in Gifhorn: Landwirt zieht erste Bilanz – „Wissen uns nicht anders zu helfen“

Die Bauern-Proteste in Gifhorn haben Anfang der Woche weiter Fahrt aufgenommen. Wir sprechen mit einem Landwirt.

© J.Koglin

Bauernproteste und Lokführer-Streiks: Deutschland vor Chaos-Woche?

Obwohl die Bundesregierung die geplanten Kürzungen im Agrarbereich weitgehend zurückgenommen hat, bereiten Bauern gemeinsam mit dem Transportsektor und teils weiteren Branchen massive bundesweite Proteste ab Montag vor. Polizei und Behörden rechnen mit starken Verkehrsbeeinträchtigungen.

Die Bauern-Proteste sorgen bundesweit für Traktor-Blockaden auf den Straßen. Auch in unserer Region gab und gibt es in dieser Woche entsprechende Aktionen, unter anderem im Landkreis Gifhorn.

Aus Sicht der Landwirte geht es um ihre Existenz. Viele von ihnen machen deshalb bei den Protesten mit. (HIER geht’s zu unserem Newsblog!)

Bauern-Proteste in Gifhorn: „Sind überwältigt von dem Tag“

Am Montag (8. Januar) gab es in Teilen Gifhorns kein Durchkommen mehr. Unter anderem trafen sich die Landwirte auf dem Marktplatz. Mittendrin: Steffen Meyer. Er ist beim Landvolk aktiv und hat die Demonstrationen in Gifhorn angemeldet. Am Montag war er sowohl bei den Aktionen in Gifhorn als auch in Braunschweig mit dabei.

Schon vorab habe er aus der Politik Rückendeckung bekommen, sagt Steffen zu News38. „Wir hatten das Gefühl, dass die Parteien vor Ort hinter unserem Anliegen stehen und wir in weitere Gespräche gehen können.“ Damit alles glattläuft, habe er sich auch mit der Polizei und der Stadt Gifhorn ausgetauscht.

Auch Befürchtungen, dass rechte Gruppen sich unter die Demonstranten mischen könnten, habe es im Vorfeld gegeben. Dazu gekommen sei es in Gifhorn aber wohl nicht. Für den Landwirt war der Protesttag ein voller Erfolg: „Wir sind überwältigt von dem Tag. Es sind viel mehr Leute da gewesen, als wir erwartet haben.“

Bauern-Proteste: „Unmut wird größer“

Nach der Aktion in Gifhorn ging es für Steffen und zahlreiche andere Landwirte weiter nach Braunschweig. „Schon auf der B4 haben wir von den entgegenkommenden Autofahrern immer wieder Daumen nach oben gesehen. Einige haben auch Lichthupe gemacht, gehupt oder zustimmend genickt“, sagt Steffen.

Über diese positiven Rückmeldungen freue er sich sehr. „Man hatte das Gefühl, die Leute stehen voll und ganz hinter dem, was wir machen. Das hat einen auch ein wenig bestärkt.“ Für ihn sind die Proteste mehr als nötig.

Wenn sich nichts ändere, würden Nahrungsmittel immer teurer. Damit Landwirte wie er die ohnehin schon gestiegenen Produktionskosten stemmen können, brauche es Unterstützung aus der Politik. Die aktuellen Proteste sollen genau dafür sorgen. Damit der Appell der Bauern ankommt, spiele auch die Öffentlichkeit eine große Rolle.


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Auch, wenn die Proteste erst vor allem in den vergangenen Tagen die nötige Aufmerksamkeit bekommen haben, laufen sie schon viel länger. Bereits 2019 gab es erste Demonstrationen von Landwirten. „Der Unmut wird größer und die Probleme werden immer größer, so dass wir jetzt mindestens doppelt so viel Leute auf den Straßen haben, wie 2019 erst“, sagt Steffen.

Das Bild, was sich jetzt in der Öffentlichkeit zeigt, sehe weitestgehend positiv aus. Viele wollen die Landwirte offenbar unterstützen. Für die Umsetzung ihrer Forderungen ist am Ende die Politik verantwortlich. Bis das so weit ist, wird die Arbeit von Steffen Meyer und vielen anderen aber wohl nicht abklingen. „Wir wollen nicht auf die Straße. Wir demonstrieren, weil wir uns nicht anders zu helfen wissen“, sagt Steffen – in der Hoffnung, dass die Proteste bald Früchte tragen werden.