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Goslars Oberbürgermeister blamiert sich bis auf die Knochen – und muss anschließend mächtig zurückrudern

Goslars Oberbürgermeister blamiert sich bis auf die Knochen – und muss anschließend mächtig zurückrudern

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Oliver Junk (CDU) hat sich eine peinliche Aktion geleistet. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Goslar. 

„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“, heißt es in einem alten Sprichwort. Das Motto scheint vor allem der Oberbürgermeister aus Goslar, Oliver Junk, für seinen Wahlkampf verinnerlicht zu haben.

Mit einer besonders miesen Aktion blamierte sich der CDU-Politiker jetzt bis auf die Knochen. Um auch in der nächsten Wahlperiode wieder Oberbürgermeister von Goslar zu werden, schreckte er nicht vor der Schädigung seiner Konkurrenz zurück.

Goslar: OB Junk sichert sich URLs seiner Konkurrentin

Am Wochenende war herausgekommen, dass OB Junk sich Internetadressen mit dem Namen seiner Konkurrentin Urte Schwerdtner (SPD) gesichert hatte.

Wenn du den Namen von Urte Schwerdtner oder Wahlslogans der Kandidatin im Browser eingegeben und auf vermeintliche Domains zu ihrer Person geklickt hast, wurdest du auf die Seite von Oliver Junk weitergeleitet. Die SPD-Kandidatin prangerte den 45-Jährigen dafür öffentlich an.

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Doch mit dieser dreisten Aktion war es für Junk noch nicht getan. Als Schwerdtner von der Sache Wind bekamt, ruderte der Oberbürgermeister zurück. Er versuchte, die Internetseiten auf andere Websiten umzuleiten – unbemerkt blieb dies allerdings nicht.

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Goslar: Stänkerei statt ernsthafter Entschuldigung

Nach dieser peinlichen Aktion könnte man meinen, dass an dieser Stelle nur noch eine aufrichtige Entschuldigung hilft, doch das sah Junk wohl im ersten Augenblick anders.

Auf Facebook stänkerte er: „Liebe Frau Schwerdtner, nun haben sie es also doch bemerkt. Es stimmt, ich war so frei und habe im letzten Jahr ein paar Domains reserviert, damit es kein anderer tut. Nicht, dass noch Schindluder damit getrieben wird. Macht man seit den 1990er Jahren so. Falls Sie noch etwas im Internet machen möchten, gebe ich die Seite natürlich gerne frei. Miteinander reden statt übereinander: so kommt Goslar voran. Sie melden sich doch sonst auch gerne bei mir. Viele Grüße, Oliver Junk.“

Diese Stichelei bei Facebook wurde aber schon nach kurzer Zeit wieder gelöscht – und wich einem zurückhaltenderen Tonfall.

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Mittlerweile hat sich Oberbürgermeister Junk aber bei Schwerdtner entschuldigt. Auf seiner Seite hat der CDU-Kandidat ein Statement dazu veröffentlicht.

Dort heißt es unter anderem: „Wenn man einen Fehler macht, muss man dafür gerade stehen und um Entschuldigung bitten. Das habe ich heute Morgen persönlich bei Urte Schwerdtner […] mit einem Blumenstrauß getan. Weil wir beide keinen Wahlkampf mit gegenseitigen persönlichen Angriffen wollen, hat sie meine Entschuldigung angenommen und dafür bin ich ihr dankbar.“

Goslar: Die Bürger reagieren mit gemischten Gefühlen

Auch auf Facebook äußert sich Junk zu dem Thema und verkündet, dass Mitstreiterin Schwerdtner seine Entschuldigung angenommen habe. Dies bestätigt die Kandidatin der SPD auf Facebook.

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Bei Facebook gehen die Meinungen zu der Aktion weit auseinander… Das schreiben die Facebook-User:

  • „Das Sichern der Domains war eine selten blöde und kindische Idee. Es fällt mir persönlich sehr schwer, bei dieser peinlichen Vorstellung einen digitalen Vorsprung zu erkennen.“
  • „Domain-Grabbing wurde höchstrichterlich (!) vom Bundesgerichtshof als illegale Handlung verurteilt, die sogar schadensersatzpflichtig sein kann.“
  • „Schön, wenn zwei Menschen trotz allem Stress und unterschiedlichen Positionen, noch ’normal‘ miteinander umgehen und kommunizieren können. Entschuldigung ausgesprochen und angenommen, zeigt Größe von beiden Seiten. Finde ich gut!“
  • „Angeblich fürsorglich die Domains zu sichern, damit kein Schindluder damit getrieben wird, anschließend diejenige, unter deren Namen die Domains laufen, MONATELANG (‚im letzten Jahr‘) nicht darüber zu informieren, und sich dann darüber mokieren, dass mit einem selber nicht geredet wurde…. Klingt ja gar nicht wie eine schlechte Ausrede.“
  • „Wahlkampf hin oder her, man tritt seinem Konkurrenten stets fair gegenüber. Solche Mittel zeigen aus meiner Sicht lediglich von Schwäche. So richtig und nötig diese „Entschuldigung“ (in der ich keinerlei Reue herauslese, sondern lediglich Arroganz) auch war, (um vielleicht auch noch ein paar Stimmen zu retten), verstehe ich nicht, wie man überhaupt auf solch eine Idee kommt. Egal, ob dies als Scherz oder ernsthafte Provokation gemeint war. Und nein, ich bin kein Anhänger von Frau Schwerdtner, sondern lediglich eine Bürgerin Goslars, die bei einer solchen Aktion einfach nur den Kopf schütteln kann. Da hatte ich von unserem amtierenden Oberbürgermeister doch mehr erwartet als kindische Streiche!“
  • „Fehler einzugestehen und sich entschuldigen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Stärke und beweist, dass man Rückrat hat.Jahrelang war es in meinem Beruf so, dass ich mich verstellt habe, um keine Schwäche zu zeigen, bis ich psychisch krank geworden bin. Nun versuche ich ehrlich zu mir und andere zu sein und stelle fest, dass dies viele Menschen positiv annehmen.Von Menschen die lieber in Hack- Rangordnungen leben, halt ich mittlerweile Abstand.“
  • „Respekt, Oliver Junk! Die Aktion war in der Tat nicht angemessen. Eine so klare Entschuldigung würde man sich aber häufiger von Politiker*innen wünschen und ist ein gutes Zeichen!“

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Die betroffenen Domains sollen nach dem Vorfall an Schwerdtner übertragen werden. Ob die peinliche Aktion Oliver Junk nachhaltig geschadet hat, wird sich wohl erst bei den Wahlen zeigen.

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Die Facebook-Kommentare aus Goslar und andernorts zeigen jetzt schon, dass das Handeln des amtierenden Oberbürgermeisters äußerst unterschiedlich aufgenommen wird. (cm)