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Helmstedt: Der Taliban-Hölle entkommen – diesen Mädchen drohte die Zwangsheirat

Zwei afghanischen Schwestern drohte die Zwangsheirat. Ihr Bruder kämpfte gemeinsam mit dem Landkreis Helmstedt für sie – mit Erfolg.

Helmstedt
© Landkreis Helmstedt

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Die Mutter ist tot, der Vater beim Flucht-Versuch vor den afghanischen Taliban festgenommen. Die 13-jährige Sahar und ihre 16 Jahre alte Schwester Sodaba landeten im Iran. Dort haben die Geschwister keinerlei Rechte, die Zwangsheirat drohte.

Doch ihr Bruder Salem Azizi kämpfte für seine beiden jüngeren Schwestern – und holte sie zusammen mit dem Landkreis Helmstedt aus der Taliban-Hölle nach Deutschland.

Helmstedt: „Irgendjemand hätte sie von der Straße wegfangen können“

Seit sechs Jahren lebt Salem Azizi in Deutschland. Noch als Minderjähriger kam er über den Balkan nach Helmstedt, wie der Landkreis sagt. Der 22-Jährige kämpfte hier für ein neues, besseres Leben. Ohne Taliban. Doch in Afghanistan musste er seine Familie zurücklassen.

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Die Mutter tot, der Vater von den Taliban ins Gefängnis gesteckt. Seine beiden Schwestern Sahar und Sodaba landeten im Iran – wo sie keinerlei Rechte haben. „Dort drohte ihnen die Zwangsheirat. Irgendjemand hätte sie von der Straße wegfangen und mitnehmen
können“, so Salem.

Helmstedt
v.l.: Sodaba (16), Kater Piescho, Salem Azizi, Sahar (13) auf dem Balkon ihrer 50m² Wohnung in Braunschweig. Den beiden Mädchen drohte die Zwangsheirat. Zusammen mit dem Landkreis Helmstedt holte Salem seine Schwestern nach Deutschland. Foto: Landkreis Helmstedt

Über ein Jahr kämpfte er für seine Schwestern, sie vor der Zwangsheirat zu retten. Der 22-jährige Salem hat schnell Deutsch gelernt. Er machte eine Koch-Ausbildung, arbeitet mittlerweile in Braunschweig als Lagerist. Ganz allein will er sich um seine beiden Schwestern kümmern. Doch die iranische Bürokratie stellt den jungen Mann vor eine große Hürde.

„Ich bin sehr dankbar dafür“

Weil der 22-Jährige nicht mehr weiter wusste, suchte er Hilfe bei der Ausländerbehörde und dem Landkreis Helmstedt. Landrat Torsten Wendt habe Salem persönlich unter die Arme gegriffen: „Herr Wendt hat die Botschaft kontaktiert und mir gesagt, wie und wie ich Termine machen muss“, so Salem Azizi weiter. Für ihn steht fest:„ Ohne ihn und den Landkreis Helmstedt hätte ich das nicht geschafft. Ich bin sehr dankbar dafür.“

Die 13-jährige Sahar und ihre 16-jährige Schwester Sodaba sind seit Juni dieses Jahres in Deutschland. Zwei Tage nach ihrer Ankunft meldete ihr Bruder und jetziger Vormund, die beiden Jugendlichen bei einem Deutsch-Kurs an. „Wenn man so viel Hilfe bekommt und in einem Land aufgenommen wird, dann wäre es ehrlos, nicht die Sprache zu lernen“, wird Azizi deutlich.


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Die drei Geschwister leben inzwischen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Braunschweig – mit Hauskater „Piescho“. Salem Azizi möchte aber bald wieder in eine größere Wohnung nach Helmstedt ziehen. Sahar und Sodaba sollen jeweils ein eigenes Zimmer bekommen.

Die beiden Mädchen gewöhnen sich so langsam an ihr neues Leben. Wenn sie etwas deutsch sprechen, können sie in die Schule gehen. Die 13-jährige Sahar möchte gerne Polizistin werden. Ihre Schwester Sobada Zahnärztin. Salem Azizi möchte neben seiner Arbeit als Lagerist noch das Fachabitur machen. Dann möchte er seinen Traum erfüllen und Medizin studieren.