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Handgepäck-Irrsinn muss ein Ende haben – wer zuletzt lacht, lacht am besten

Zwei Centimeter können über viel Geld entscheiden und deshalb muss der Handgepäck-Irrsinn ein Ende haben! Ein Kommentar.

© IMAGO/photosteinmaurer.com

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Besonders zur Sommerferienzeit freuen sich viele Menschen auf ihren Urlaub. Mit dem Flieger ins Glück. Bei der Flug-Buchung versuchen viele Verbraucher zu sparen und weichen deshalb gerne auf Billig-Airlines aus.

Doch um Stress und Zusatzkosten am Flughafen zu vermeiden, gilt es beim Kofferpacken einiges zu beachten. Nicht nur was rein kommt, sondern auch ob die Maße stimmen. Denn beim Handgepäck schauen die Billig-Airlines ganz genau hin und im schlimmsten Fall müssen Passagiere entweder ordentlich draufzahlen oder sogar draußen bleiben. Einer lacht, während Tausende zahlen.

Urlauber werden wegen Handgepäck-Gebühren verspottet

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat gegen Easyjet und zwei weitere Airlines Klage erhoben wegen aus seiner Sicht „unzulässiger“ Handgepäck-Gebühren. „Ryanair, easyJet & Co. locken mit Flugpreisen, die nicht das gesamte angemessene Handgepäck umfassen. Das ist Verbrauchertäuschung und verstößt gegen geltendes Recht“, sagte vzbv-Vorständin Ramona Pop der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel geworden. Verbraucherschutz-Organisationen ermahnen die Billig-Airlines, doch bis Konsequenzen folgen, dauert es wieder Monate. Und einer, der lacht sich bei all dem Irrsinn besonders ins Fäustchen: Michael O’Leary. Zuletzt sagte der Ryanair-Chef in einem Interview mit dem irischen Radiosender RTE, seine Airline gehe „aggressiv gegen die Plage der Passagiere mit Übergepäck vor“. Sie müssten „eliminiert“ werden.

O’Leary, der für seine bissigen Sprüche bekannt ist, will durch Prämien seine Mitarbeiter sogar noch richtig motivieren, damit sie zu absoluten „Handgepäcksjägern“ werden. Wer einen Sünder mit zu großem Gepäckstück erwischt, der kassiert pro ertappten Passagier 1,50 Euro – und der Bonus soll noch steigen.

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Auch auf Social Media werden betroffene Passagiere sogar noch verspottet. Beiträge von verzweifelten Urlaubern werden geteilt und kommentiert. Ein Mann zum Beispiel postete seinen Rucksack, während er sich über die zu kleinen Maßvorgaben für das Handgepäck bei Ryanair beschwerte. „Könnt ihr mir sagen, wie ich hier meine ganzen Sachen unterkriegen soll?“ Die Reaktion der Billig-Airline: „Zusammenlegen und einpacken, du Naturtalent“. In dem Beitrag finden sich seitens der Airline noch weitere Seitenhiebe wie: „Einfache Lösungen für komplexe Probleme“.

Eine einheitliche Regelung muss her

Zugegeben: Zunächst einmal liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich vorab zu informieren und die Regeln zu kennen. Doch jede Airline hat andere Vorgaben und bei nur einem Centimeter, der den Maßstäben nicht entspricht, wird draufgezahlt. Auch hier gibt es keine einheitliche Regelung. Wer am Gate ein größeres Handgepäckstück mitbringt und dort erwischt wird, zahlt bei Ryanair vor Ort direkt bis zu 75 Euro. Bei Eurowings und Easyjet werden bis zu 60 Euro fällig.


Maße für kostenloses Handgepäck:

  • Ryanair: 40 cm x 20 cm x 25 cm
  • Easyjet: 45 x 36 x 20 cm
  • Eurowings: 40 cm x 30 cm x 25 cm

Der Verbraucherschutz-Dachverbandes (BEUC) will deshalb ein einheitliches und kostenloses Handgepäckstück bei allen Flügen durchsetzen. Außerdem fordern die Verbraucherschützer, dass die Geschäftspraktiken der Fluggesellschaften untersucht werden. Aus Mahnungen wurden bei drei Fluggesellschaften nun sogar schon Klagen.

„Gegen Easyjet, Wizz Air und Vueling Airlines haben wir darüber hinaus Klagen eingereicht, weil sie aus unserer Sicht unzulässige Gebühren einstreichen und somit Verbraucher täuschen, was die Flugpreise angeht“, sagte Pop. Auf Nachfrage der Verbraucherschützer begründete Easyjet die Gebühren mit mangelndem Stauraum. Seit der Änderung der Handgepäckregeln verlaufe das Boarding effizienter und die Pünktlichkeit sei gestiegen.

Katz-und-Maus-Spiel zieht sich

Aus Sicht der Verbraucherzentralen sind Fluggesellschaften verpflichtet, angemessenes Handgepäck ohne Extrakosten zu befördern. Ihr Vorwurf: Airlines täuschten Passagiere, die draufzahlen müssten. Dabei gibt es seit 2014 bereits ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes. Demzufolge darf für Handgepäck keine zusätzliche Gebühr erhoben werden, solange es „angemessene Vorgaben“ zu Größe und Gewicht erfülle. Einziges, aber entscheidendes Problem dabei: In den EU-Regularien wurden die Vorgaben nicht genau festgelegt.


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Der Verkehrsausschuss des EU-Parlaments hat sich für die kostenlose Mitnahme eines kleinen Koffers und einer weiteren Tasche ausgesprochen. Doch dagegen sträubt sich die Airline-Lobby. Millionen Passagiere würden sich bewusst für den günstigsten Tarif ohne Kabinenkoffer entscheiden. Sie dürften nicht gezwungen werden, für etwas zu bezahlen, was sie nicht benötigen, erklärte der Airline-Verband A4E. Auch der deutsche Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft BDL sprach sich gegen eine einheitliche Regelung aus. Die Begründung: es gebe ja unterschiedliche Flugzeugtypen mit unterschiedlich großen Handgepäckfächern.

Zu einer Entscheidung auf EU-Ebene wird es frühestens zum Jahreswechsel kommen und bis dahin nutzen die Airlines dieses Schlupfloch weiter aus, um bei den Passagieren abzukassieren und Urlauber müssen weiter den Spott von O’Leary ertragen. Doch sollte die einheitliche Regel kommen, dann könnten Passagiere besser vorbereitet sein und wie heißt es dann so schön: ‚Wer zuletzt lacht, lacht am besten!‘