Wird NRW zum nächsten verlorenen Bundesland für die SPD? In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen spielt die Partei politisch schon fast keine Rolle mehr. Jetzt droht auch ein krasser Abstieg tief im Westen. In neuen Umfragen von Forsa und Infratest dimap offenbart sich das ganze Dilemma. Schon bald könnten die Sozialdemokraten sogar nur noch die dritte oder gar vierte Kraft an Rhein und Ruhr sein.
Dabei bestimmte die SPD unter Ministerpräsidenten wie Johannes Rau, Wolfgang Clement oder zuletzt Hannelore Kraft jahrzehntelang die Politik in NRW. Nun aber scheint die von Hendrik Wüst besetzte Staatskanzlei unerreichbar. Der Blick richtet sich ins Willy-Brandt-Haus zur neuen Hoffnungsträgerin Bärbel Bas.
+++ Mehr dazu: NRW fest in Wüst-Hand: Umfrage-Knall im Westen +++
AfD und Grüne rücken an die SPD heran
Laut einer frischen Forsa-Umfrage (Befragungszeitraum 25. Juni bis 2. Juli) kommt die CDU auf 38 Prozent, die SPD lediglich auf 17 Prozent! Die AfD kommt den Sozis mit 16 Prozent gefährlich nahe. Die Grünen erreichen 13 Prozent. Ein weiteres Problem für die Sozialdemokraten: Die Linke erreicht 7 Prozent, bei der Landtagswahl 2022 war sie noch mit 2,1 Prozent weit abgeschlagen.
Dieser Trend wird auch von einer WDR-Umfrage aus dem Juni bestätigt. Infratest dimap ermittelte dabei sogar 39 Prozent für die Wüst-CDU und nur 16 Prozent für die SPD! Bei dieser Erhebung kam die AfD auf 14 Prozent, die Grünen dafür auf 15 Prozent. Auch nach dieser Umfrage ist die Position der SPD als zweite Kraft im Bundesland ernsthaft bedroht.
NRW für Sozis verloren? Bärbel Bas könnte Retterin werden
Rund zwei Monate vor den Kommunalwahlen in NRW steckt die SPD in NRW demnach in der Krise. Einziger Hoffnungsschimmer scheint derzeit die neue Co-Parteichefin Bärbel Bas zu sein. Sie liefert als bodenständige und bürgernahen Duisburgerin mit Aufstiegsgeschichte eine märchenhafte SPD-Erzählung. Manch einer träumt davon, dass sie zu einer neuen Hannelore-Kraft-Figur werden kann.
Dafür muss sie sich allerdings zunächst als Arbeitsministerin bei Schwarz-Rot bewähren. Bis zur Landtagswahl 2027 in NRW könnte sie sich beispielsweise mit einer gelungenen und sozial ausgewogenen Reform des Bürgergeldes hin zur Grundsicherung in Position bringen und als Spitzenkandidatin empfehlen. Allerdings ist sie sowieso schon enorm gefordert und soll im Duo mit Lars Klingbeil die gesamte Bundes-SPD in bessere Zeiten führen.
Der letzte ähnliche Versuch einer Kandidatur von Berlin aus ging gehörig schief. Ex-Innenministerin Nancy Faeser kandidierte als Ministerpräsidentin-Kandidatin der SPD sozusagen im Nebenjob in Hessen. Nach der Wahlpleite 2023 blieb sie in Berlin im Amt und war seitdem klar angezählt. Wenn, dann müsste Bärbel Bas sich klar zur Landespolitik bekennen und alles in die Waagschale legen.
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Sollte Bas dieses Risiko nicht eingehen wollen, gilt Sarah Philipp als mögliche Anwärterin. Sie stammt ebenfalls aus Duisburg, ist seit 2023 Vorsitzende der NRW-SPD und hätte die Bundesvorsitzende als Vertraute an ihrer Seite.