Frauen sind trotz Rente häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Woran das liegt und was junge Frauen schon jetzt dagegen tun sollten, erklärt die Finanzexpertin und Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Margarethe Honisch, unserer Redaktion.
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Redaktion: Warum sind Frauen im Vergleich zu Männern häufiger von Altersarmut betroffen?
Rente trotz Teilzeit? Warum Care-Arbeit zur Armutsfalle wird
Honisch: „Weil unser System immer noch nicht auf weibliche Erwerbsbiografien ausgelegt ist. Frauen verdienen im Schnitt weniger, arbeiten häufiger in Teilzeit und übernehmen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit. Das wirkt sich direkt auf ihre Rentenansprüche aus.“
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„Unser System belohnt das sogar noch, etwa durch das Ehegattensplitting, das es finanziell oft „attraktiv“ macht, wenn Frauen zu Hause bleiben. Das ist nicht nur rückwärtsgewandt, sondern langfristig auch gefährlich für die finanzielle Sicherheit von Frauen.“
Redaktion: Was sollten Frauen bei der Familienplanung unbedingt beachten, um dagegen besser geschützt zu sein?
Honisch: „Ganz klar: Frühzeitig über Geld sprechen auch wenn es unromantisch wirkt. Wer übernimmt was? Wie wird finanzielle Absicherung geschaffen, wenn eine Person aus dem Job aussteigt oder reduziert? Übrigens: Einen Ehevertrag kann man auch nachträglich aufsetzen.“
So schließen Frauen ihre Lücke
Viele Klientinnen hätten das genau deshalb gemacht, berichtet die Finanzexpertin. „Einige erhalten sogar einen Gehaltsausgleich vom Partner, der direkt in ihre private Altersvorsorge fließt. Das schafft finanzielle Fairness und entlastet langfristig.“
Redaktion: Welche Möglichkeiten, neben der gesetzlichen Rente gibt es noch, für das Alter vorzusorgen, die Frauen vielleicht noch nicht nutzen?
Honisch: „Altersvorsorge ist keine Option, sondern Pflicht. In unseren Kursen erleben wir immer wieder, dass Frauen erst sehr spät anfangen und dann schlichtweg mehr Geld investieren müssen, um die Lücke zu schließen. Wer früh startet, kann mit kleinen Beträgen Großes erreichen. Und nein: Man muss kein Finanzprofi sein, um in ETFs zu investieren man muss nur anfangen.“
Ist Mütterrente die Lösung?
Redaktion: Was halten Sie von der Mütterrente in diesem Kontext?
Honisch: „Ich sehe sie als ein gut gemeintes Signal – aber eben auch als ungerechtes Gießkannenprinzip. Denn auch gutverdienende Familien, in denen Frauen bewusst auf Erwerbsarbeit verzichten, erhalten diese Leistung – obwohl sie sie nicht zwingend brauchen.“
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„Es wäre sinnvoller, nach Bedürftigkeit zu unterscheiden und die Frauen stärker zu unterstützen, die durch Care-Arbeit tatsächlich ein Armutsrisiko tragen. Ein Rentenpunkt pro Jahr reicht da einfach nicht aus.“