Veröffentlicht inSalzgitter

Salzgitter: Ganzes Dorf soll verschwinden – doch einer gibt nicht auf

Mustafa Yalman gibt nicht auf: In Salzgitter will er sich selbstständig machen – obwohl das Dorf schon bald verschwinden soll.

Salzgitter
© Rudi Karliczek

Niedersachsen:

Wetten, diese 5 Fakten hast du über unser Bundesland noch nicht gewusst

Mustafa Yalman eröffnet ein Fliesengeschäft in Salzgitter. Dabei soll das Dorf, in dem er mit dem neuen Laden an den Start gehen will, bald komplett verschwinden.

Trotzdem gibt Mustafa nicht auf, er hält an seiner Selbständigkeit in Salzgitter fest. Warum er das macht, erzählt er im News38-Gespräch.

Salzgitter: „Früher war hier viel, aber jetzt nicht mehr“

Seit 1986 lebt Mustafa in Salzgitter Watenstedt. Dort fühlt er sich wohl. „Jeder kennt hier jeden. Das ist wie eine kleine Familie“, erzählt Mustafa Yalman einem News38-Reporter. Seitdem hat sich in dem kleinen Dorf einiges getan. „Früher war hier viel, aber jetzt nicht mehr“, so Mustafa, der gelernter Beton-Bauer ist. Viele Gebäude stehen leer, viele Anwohner haben sogar ihre Wohnungen bereits an die Stadt verkauft. Denn der Stadtteil Watenstedt soll sich in Zukunft zu einem reinen Gewerbegebiet entwickeln. Die Stadt will deshalb auch „die dort bestehenden Wohnnutzungen“ komplett aufheben, wie eine Sprecherin auf News38-Nachfrage erklärt.

+++ Salzgitter: Irre Nummer am Salzgittersee! ER taucht auf einmal auf +++

Denn für Watenstedt hat die Stadt Salzgitter große Pläne. Aus dem beschaulichen 276-Seelen-Ort soll ein Gewerbegebiet werden. Trotzdem will Mustafa in dem Örtchen bleiben – und sich selbstständig machen. Der 55-Jährige will Fliesen verkaufen. „Yalman Baustoffe“ soll der Laden heißen. Ab April soll der Verkauf starten.

Doch wie kam er überhaupt auf die Idee? „Mein Freund wollte ein Haus bauen und dann waren wir im Fliesengeschäft. Doch für uns war das Geschäft zu teuer. Dann haben wir überlegt, was wir machen können“, erklärt er.

  • Salzgitter
  • Salzgitter

„Die Leute haben kein Geld mehr“

Eine günstigere Alternative musste her. Die beiden überlegten, in der Türkei nachzufragen. Und tatsächlich waren die Fliesen dort günstiger – bei gleicher Qualität. „Dann haben wir gesagt, dass wir sie kaufen“, so Yalman weiter. In der Türkei kümmerte sich dann ein Bekannter um den Transport.

Danach keimte die Idee vom eigenen Geschäft. In Zukunft will Mustafa Yalman die Fliesen aus der Türkei importieren. Denn für ihn ist eine Sache wichtig: „Die Leute haben kein Geld mehr. Jeder weiß, dass es nicht mehr so einfach ist, wie früher.“ Deshalb wolle er die Fliesen auch so günstig, wie möglich anbieten. „Ich will am Anfang nicht viel verdienen.“


Mehr News:


Doch macht sich der 55-Jährige keine Sorgen wegen der abgelegenen Lage? Insbesondere, wenn schon bald keiner mehr in Watenstedt wohnt? Die Leute ziehen weg. Mustafa ist sich darüber bewusst. Er setzt dabei auf Werbung. „Es ist schwer, aber ich kenne viele Leute hier und ohne Werbung geht es nicht. Über Facebook oder Instagram.“

Die Leute sollen erst einmal kommen und das Geschäft soll sich einen Namen machen. 16 oder 17 Euro soll der Quadratmeter dann kosten. „Wenn es klappt, will ich auch selber verlegen.“ Mustafas Bruder gehören die Geschäftsräume – ein Pluspunkt, weil dadurch teure Gewerbe-Mieten wegfallen.

Mit drei, vier Mitarbeitern will Mustafa anfangen. Ein halbes bis ganzes Jahr will er sich Zeit geben und schauen, ob das Geschäft gut ankommt.