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Salzgitter: Beliebter Bäcker muss die Reißleine ziehen! „Können das alles nicht mehr wuppen“

Eine Bäckerei in Salzgitter muss seine Öffnungszeiten zurückschrauben. Sie sucht dringend nach Personal und hofft auf Impulse aus der Politik.

Markus Conti führt die Bäckerei in zweiter Generation und hofft auf eine gute Wende.
© Rudolf Karliczek

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Eine Bäckerei in Salzgitter muss kürzertreten. Es geht offenbar nicht mehr anders. Der „Bäckerei und Konditorei Conti“ in Salzgitter fehlt schlichtweg Personal.

Deswegen sah sich Inhaber Markus Conti zu einem drastischen Schritt gezwungen. Die Hoffnung auf Besserung hat der Bäckermeister aber noch nicht ganz aufgegeben. Gleichzeitig stellt er klare Forderungen an die Politik.

Salzgitter: Bäcker sucht Personal

„Wir versuchen schon lange, neues Personal zu bekommen. Damit haben ja viele Branchen zu kämpfen, aber auch und vor allem wir Bäcker sind betroffen“, sagt er zu News38. Früher habe sein Team aus 18 Leuten bestanden. Heute seien es nur noch acht. Viel zu wenige. „Ware nachholen, verkaufen, wegräumen – all das kann einer alleine nicht bewältigen. Also mussten wir uns dazu entschließen, die Öffnungszeiten an bestimmten Tagen zu verkürzen.“ Dienstags bis donnerstags ist bei der Bäckerei in der Burgundenstraße in Salzgitter-Bad neuerdings schon um 13 Uhr Feierabend. Montags und freitags um 17 Uhr. Samstags um 12 Uhr. Sonntags bleibt der Laden zu.

Am Angebot soll sich zunächst nichts ändern: „Wir müssen uns da erstmal rantasten. Wir hoffen, dass die Kunden jetzt verstärkt vormittags einkaufen – auch ihr Abendbrot.“ Aber was, wenn der Plan nicht aufgeht? „Dann müssen wir weniger produzieren. Weniger Produktion heißt weniger Umsatz und weniger Gewinn. Denn die Fixkosten für den laufenden Betrieb bleiben ja. Da kann man sich vorstellen, was das bedeutet.“


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So richtig Spaß mache ihm sein Job derzeit nicht mehr, sagt Markus ganz ehrlich. Zwar komme von den Kunden viel Lob und Bestätigung, aber auch als Bäcker und Inhaber kämpfe er zusammen mit seinem Team weiter an allen Fronten – unter anderem mit den hohen Preisen. „Viele denken immer ‚Ach, das ist doch nur ein bisschen Mehl und Wasser‘, aber um Rohstoffe allein geht es ja nicht. Es geht auch um die Löhne und die Stromkosten. Strom wurde ja schon wieder teurer. Und deswegen macht das Ganze keinen Spaß mehr“, sagt Markus.

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Salzgitter: Die Sache mit dem Bürgergeld

Mehr noch: Er und sein Team würden ja auch nicht jünger. „Wir brauchen also auch mal wieder frische Kräfte, die mit anpacken können.“ Und da kommen diejenigen ins Spiel, die bisher nicht arbeiten gehen. Hier fehle es ihm eindeutig an Anreizen aus der Politik, sagt Markus. Er wünsche sich weniger Bürgergeld. Oder sogar dessen Einstellung. Bürgergeld nur für diejenigen, die krank seien oder andere Probleme hätten. „Es kann doch nicht sein, dass die wenigen, die noch arbeiten gehen, immer mehr Verantwortung bekommen und immer mehr arbeiten müssen. Die haben auch alle Kinder und wollen Freizeit haben. Irgendwann will keiner mehr arbeiten gehen“, sagt Markus.

  • Markus Conti führt die Bäckerei in zweiter Generation und hofft auf eine gute Wende.

Der Bäcker stellt klare Forderungen an die Politik: Es müsse klarte Unterschiede geben zwischen denjenigen, die etwas tun und etwas gelernt haben im Leben – und denen, die eben nichts tun. Es sei genug Arbeit da, daher sollte man die jungen Menschen auch in die Arbeit bringen. Auch Zugewanderte. „Man kann doch nicht von Grund auf in Form von Bürgergeld ein gutes Gehalt bekommen. Oder ohne etwas gelernt zu haben zwölf Euro Mindestlohn. Was soll dann derjenige im Handwerk bekommen, der das erlernt hat? 20 Euro? Wie sollen wir das erwirtschaften?“ Bei 50 Cent für ein normales Brötchen ist für die meisten Kunden die Grenze erreicht. „Somit können wir und andere in den handwerklichen Bereichen das alles nicht mehr wuppen.“

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Salzgitter: Mitarbeiter gesucht

Um seinen Laden wieder zu den bisherigen Öffnungszeiten aufmachen zu können, brauche er noch ein bis zwei offene und kundenorientierte Leute für den Verkauf, die die Sprache beherrschen und rechnen können. „Eine komplette Bäckereifachverkäuferin erwarte ich gar nicht“. Außerdem suche er noch einen gelernten Bäcker oder Bäckermeister. Bei allem Frust scheint es so, als habe der Bäckermeister aus Salzgitter die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben – auch wenn er zunächst „kleine Brötchen backen muss“. Was man aber bloß nicht wörtlich nehmen darf.