Eintracht Braunschweig ist gerettet. Doch Erleichterung und Freude war nach der Ehrenrunde im Stadion kaum zu spüren. Stattdessen waren sich die Spieler ziemlich schnell einig: Der ewige Kampf und das Drama um den Zweitliga-Verbleib muss ein Ende haben.
Besonders deutlich wurde Sven Köhler. Nach dem Abpfiff setzte er zur General-Kritik an – und nahm dabei alle in die Pflicht: Verein, sportliche Leitung, Trainer, Mitspieler und auch Fans und Öffentlichkeit. Mit einer Knall-Ansage fordert er strukturelle Veränderungen bei Eintracht Braunschweig.
Eintracht Braunschweig: Knall-Ansage nach Rettung
Es war ein Spiegelbild der Saison. Mit zwei Toren Vorsprung ging die Eintracht in das Relegations-Rückspiel gegen den 1. FC Saarbrücken, sah eine Stunde lang wie der sichere Sieger aus, bevor man alles wegwarf und sich erst nach einem unfassbaren Drama retten konnte (hier alle Highlights). So lief es bereits im Saison-Endspurt. Und auch in den Vorjahren. Auch, wenn der BTSV gerettet ist – er kommt nicht raus aus dem Drama um den Klassenerhalt. Seit fast zehn Jahren steckt er durchweg im Auf- oder Abstiegskampf. Und auch, wenn es erneut gut ging, wissen alle Braunschweiger: Bleibt es so, ist der nächste Abstieg nur eine Frage der Zeit.
+++ Wahnsinn bei Braunschweig – Saarbrücken! Fans drehen sofort durch +++
Und so war zwischen der großen Erleichterung um die Relegations-Rettung schnell auch Frust zu spüren. Führungsspieler wie Fabio Kaufmann oder Ermin Bicakcic machten direkt nach Abpfiff klar, dass es eine strukturelle Veränderung im Verein braucht. Noch deutlicher wird Sven Köhler. Nach nur einem Jahr an der Hamburger Straße setzt er zur General-Abrechnung an und fordert überdeutlich Veränderungen im Verein und dem Umfeld.
„Dieser Verein muss aufwachen!“
„Dieser Verein muss aufwachen!“, sagt der 28-Jährige. „Es ist fünf vor Zwölf. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis man absteigt. Man muss jetzt ganz klare Strukturen schaffen, ein klares Scouting. Sich fragen: Was will man erreichen? Einen Kern mit sechs, sieben, acht Spielern aufbauen, um den eine Mannschaft wachsen kann. Es gibt gute Beispiele in der zweiten Liga wie den KSC. Die haben nicht viel mehr finanzielle Mittel, aber bauen junge Spieler um einen Kern auf, der bleibt. Wenn der Kern aber immer wechselt, dann wird es halt schwierig.“
Köhler wird immer deutlicher: „Man muss da rauskommen, zu sagen: So ist die Eintracht halt, alles wie immer. Es braucht jetzt Veränderungen. Im Sommer hatten wir einen ganz neuen Spielstil. Das war ein fußballerischer Ansatz. Aber dann kloppen alle nach einem Spieltag drauf und wir brechen ein – der ganze Verein bricht ein. Hier werden Spieler geholt, die einen spielerischen Ansatz verfolgen. Aber nach einem Spiel wird alles wieder über den Haufen geworfen. Dann verunsichert man die Mannschaft und das ganze Umfeld. Da muss man einfach mal durchziehen, Negativ-Erlebnisse in Kauf nehmen. Aber das ist alles zu passiv hier. Man reagiert nur, statt zu agieren. Da muss man ganz klar ansetzen. Ich bin Fan von mutigem, aber aktivem Fußball. Dafür wurde ich geholt, aber da wurde ich ein Stück weit enttäuscht.“
Rumms! Ohne Blatt vor dem Mund spricht er Richtung sportliche Leitung, eigene Mannschaft, Fans und Öffentlichkeit. Deutliche Worte, die auch den Nerv der Fans treffen. News38 fragte beim Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken viele Eintracht-Anhänger und hörte immer wieder: Es braucht jetzt tiefgreifende Veränderungen, denn keiner hat mehr Lust auf Dauer-Klassenkampf (siehe Video oben).
Mehr News:
Hat Köhler denn trotzdem noch Lust auf Eintracht Braunschweig? Seine Antwort ist wieder deutlich: „Ich will absolut zu diesem Kern gehören. Ich habe auch als Führungsspieler die nächsten Schritte gemacht, bin vorweg gegangen. Gerade auch als es drauf ankam in den letzten zehn Spielen. Natürlich will ich jetzt noch mal mit anschieben.“