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Ex-VW-Boss wettert gegen Deutschland! „Kann so nicht funktionieren“

Ex-VW-Chef Herbert Diess rechnet mit Deutschland ab. Droht die E-Auto-Technologie an absurder Bürokratie zu scheitern?

© picture alliance/dpa/Volkswagen AG

VW - das sind die Standorte in Deutschland

Ex-VW-Boss Herbert Diess ist für seine klaren Aussagen bekannt. Immer wieder holt der 66-Jährige zum Rundumschlag aus.

Und genau das hat Diess auch jetzt wieder getan. Einmal mehr schießt der Ex-VW-Chef scharf gegen die deutsche Politik und Bürokratie.

VW: Ex-Boss kämpft für V2G

Diess‘ Herz hängt am Elektro-Antrieb. Er hatte einst die Transformation des Volkswagen-Konzerns maßgeblich mit angeschoben. Nach seinem Aus in Wolfsburg hat er die deutsche Autobranche dennoch nie aus dem Blick verloren. Im Gegenteil. Umso bitterer dürfte bei ihm jetzt die Tatsache aufstoßen, dass es in Großbritannien künftig möglich sein soll, fast kostenlos E-Auto zu fahren.

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Da will nämlich ein großer Energie-Versorger gemeinsame Sache mit dem chinesischen E-Autobauer BYD machen und hier die so genannte V2G-Technik an den Start bringen. Also „Vehicle to Grid“. V2G ist eine Technologie, bei der E-Autos nicht nur Strom aus dem Netz beziehen, sondern Strom auch wieder zurück ins Netz einspeisen können. Einfach gesagt: Die Auto-Batterien fungieren hier als mobile Stromspeicher. Bestenfalls könnte das Fahren eines E-Autos kostenlos werden – was für die Verkehrs- und Energiewende ein echter Gamechanger wäre. In Frankreich gibt es V2G schon. Übrigens auch dank Herbert Diess. Aber das ist ein anderes Thema.

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Der Ex-VW-Chef versucht schon lange, die Technologie auch in Deutschland zu etablieren. Bisher ist er damit immer gescheitert. Dass man künftig auch in Großbritannien quasi kostenlos E-Auto fahren kann, sei „erstmal eine große Freude“, sagte Diess zu „Focus online“. Noch sei das Ganze ja ein sehr komplexes Thema, an das viele Menschen noch nicht glauben. „Je mehr wirklich greifbare Kunden-Lösungen jetzt da sind, desto besser ist es für die Entwicklung dieser Industrie“, so Diess.

Diess spricht von „Weckruf“

Dass Deutschland nicht mit auf die V2G-Technik aufspringt, besorge ihn ein bisschen. Deutsche Autobauer arbeiteten doch schon so lange daran. „Aber wieder ist es ein chinesischer Hersteller, der voranschreitet. Das hatte ich nicht erhofft“, so Diess weiter. Bei aller Freude sei das jetzt „auch ein Weckruf an die deutsche Regulatorik, an die Netzbetreiber und an die Verbände. Wir müssen schnell etwas tun.“

„Wenn wir weiterschlafen, dann wird es um uns herum überall funktionieren, nur in Deutschland nicht.“

Herbert Diess bei „Focus online“ zum Thema V2G

Ein wichtiges Thema sei hier die doppelte Belastung durch die Netzentgelte: Ein Auto, das sowohl Strom laden als auch abgeben kann, muss beim Transfer in beide Richtungen Netzentgelte zahlen. „So kann es nicht funktionieren“, sagte Diess. Bei stationären Batteriespeichern habe der Gesetzgeber bereits festgelegt, dass die Netzbetreiber nur einmal Gebühren abkassieren dürfen. „Zur Not muss man ihnen das eben aufzwingen.“

Ex-VW-Chef Herbert Diess würde nur allzu gern die V2G-Technologie auch in Deutschland etablieren… (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa/Volkswagen AG

Natürlich müsse man dabei alle Seiten anhören. Den so entgingen den Anbietern ja Entgelte. Aber am Ende sei es eben Aufgabe der Politik, zu entscheiden, was im Interesse des Gemeinwohls liegt, sagte Diess zu „Focus online“. Gleichzeitig müsse man auch sehen: „Wenn wir die Autobatterien im System haben, dann brauchen wir nicht so viel Netzausbau. Weil das Auto lädt ja nicht zu den Spitzenzeiten, sondern genau dann, wenn das Netz kaum ausgelastet ist. Zu den stark ausgelasteten Zeiten gibt das Auto sogar Strom zurück.“ 


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Zur Wahrheit gehört auch: In Frankreich hat fast jeder Haushalt intelligente Stromzähler, die für die V2G-Technologie unerlässlich sind. In Deutschland sind es nach aktuellen Daten der Bundesnetzagentur nicht mal drei Prozent. Das ist ein Punkt, den auch Diess auf die Palme bringt: „Da müssen wir jetzt wirklich mal vorankommen.“ All das stehe ja auch auch im Koalitionsvertrag. „Die Lösungen entstehen jetzt um Deutschland herum und wir kriegen es nicht gebacken. Das finde ich schade. Wer kommt heute noch auf die Idee, einen Zähler abzulesen? Das ist wirklich etwas aus dem letzten Jahrhundert. Mittlerweile machen das nur noch wir in Deutschland.“ (ck)