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Braunschweig: Pfandleiher packt über sein Geschäft aus – „Schicksal einiger Kunden nimmt mich mit“

Über das Geschäft der Pfandleiher wird oft gestritten. Nun räumt ein Pfandleiher aus Braunschweig mit den Klischees auf.

Furkan Kaya sprach mit unser über sein Pfandleihgeschäft in Braunschweig.
© IMAGO / Pond5 Images; Redaktion News38

Das ist die Löwenstadt Braunschweig

Braunschweig ist von der Einwohnerzahl her die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. In der Großstadt im Südosten des Bundeslandes leben knapp 250.000 Menschen. Braunschweig kann auf eine große Historie zurückblicken.

Viele Menschen kämpfen mit steigenden Preisen. Um die Kasse aufzubessern, suchen einige den Weg in ein Pfandleihhaus, tauschen Wertgegenstände gegen Bargeld. Auch in Braunschweig lassen sich Geschäfte finden. Doch um Pfandleiher ranken sich viele Mythen. Vor allem an Weihnachten soll das Geschäft für sie boomen.

Und: Sie würden profitieren, wenn es der breiten Mehrheit schlecht gehe. Doch wie sehr trifft es die Pfandleiher emotional, wenn Menschen zu ihnen kommen und dringend auf Geld angewiesen sind? Ein Pfandleiher aus Braunschweig packt gegenüber News38 aus – und lässt seinen Emotionen freien Lauf!

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Braunschweig: Pfandleiher packt über sein Geschäft aus

Furkan Kaya betreibt seit einem Jahr das „Braunschweiger Leihhaus“. Neben Anfang und Ende des Monats suchen die Leute besonders zu Weihnachten sein Geschäft auf. Zu der Zeit kommen vor allem Leute, die einen Notgroschen brauchen. „Da geht es oft um die kleinen Beträge. Das sind Pfandscheine von 50 Euro“, berichtet Kaya gegenüber News38. Besonders kurz vor Feiertagen merkt er, wie sehr die Menschen auf schnelles Geld angewiesen sind.

Ladeninhaber Furkan Kaya im "Braunschweiger Leihhaus".
Braunschweig: Ladeninhaber Furkan Kaya im „Braunschweiger Leihhaus“. Foto: Redaktion News38

Doch kalt lässt ihn das nicht, auch wenn er davon profitiert. „Manche Schicksale meiner Kunden nehmen mich sehr mit“, gesteht er. Er blickt auf den Boden, weiß natürlich, dass er über Einzelschicksale nichts erzählen darf. Denn Vertrauen ist hier die härteste Währung.

In Kayas Laden können Schmuckstücke wie Anhänger, Ohrringe oder Armreife abgegeben werden. Sein aktuell größter Schatz: eine römische Münze im Wert von knapp 1.000 Euro. Nur Elektrogeräte wie beispielsweise Smartphones nimmt er nicht an. Denn die verlieren durch Nachfolgemodelle rapide an Wert. Seine Stücke finden sich auch auf seiner eBay-Seite wieder.

Größter Schatz ist eine alte römische Münze

Laut Kaya suchen Menschen Pfandleihgeschäfte auf, weil sie eine „unkomplizierte Dienstleistung“ darstellen. Kaya: „Wir brauchen keine Schufa der Kunden. Bei uns kann man das Geld schnell und recht unkompliziert bekommen. Bei Banken ist das selbst bei kleinen Krediten ein Akt, dauert mehrere Tage. Was aber, wenn man das Geld sofort braucht?“ Um den Gold- und Silberanteil von Schmuckstücken zu ermitteln, nutzt der gelernte Anlagemechaniker ein professionelles Röntgengerät. Die analysiert auf Milligramm-Ebene die genauen Bestandteile der Edelmetalle.


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Für Kaya ganz wichtig: die Transparenz seiner Arbeit. Er zu News38: „In diesem Geschäft lebt man mit Ehrlichkeit. Ich führe alle Arbeitsschritte vor dem Kunden durch, das Röntgen, das Abwiegen, das Rechnen. Die Preise für Gold und Silber beispielsweise laufen bei mir in Echtzeit über einen Börsenticker. Da kann der Kunde selbst entscheiden, ob er zu diesem Kurs Schmuck abgibt oder nicht.“

Es komme manchmal vor, dass Kunden aber auch nach den vier Monaten (so lange dauert eine Pfandleihe) nicht wiederkommen, um ihre Gegenstand wieder abzuholen. Dann muss Kaya nach gesetzlicher Vorschrift die Dinge versteigern: „Das ist mit viel Aufwand verbunden und Profit mache ich dadurch nicht. Mir ist es natürlich lieber, wenn der Kunde kommt und die Pfandleihe auszahlt.“