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Braunschweig: Mediziner aus Marokko stand kurz vor Abschiebung – der Grund ist unfassbar!

Er arbeitet in Braunschweig als Pfleger, hat in der Ukraine Medizin studiert. Trotzdem sollte Abdelhamid abgeschoben werden. Der Grund ist unfassbar.

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© Marienstift Krankenhaus Braunschweig

Das ist die Löwenstadt Braunschweig

Braunschweig ist von der Einwohnerzahl her die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. In der Großstadt im Südosten des Bundeslandes leben knapp 250.000 Menschen. Braunschweig kann auf eine große Historie zurückblicken.

Abdelhamid El Khadiri arbeitet als Pflegeassistent im Marienstift in Braunschweig. In der Ukraine studierte er Medizin, musste wegen des Kriegs fliehen. In Deutschland will er in Zukunft als Arzt arbeiten, sein Arbeitgeber lobt ihn und will ihn dabei unterstützen.

Dann die schockierende Nachricht, die eine Welle der Empörung auslöste – auch über Braunschweigs Grenzen hinaus. Der Pfleger mit marokkanischen Wurzeln bekam Post von der Stadt. Er müsse Deutschland bis zum 11. Mai verlassen. Und das obwohl Deutschland dringend Fachkräfte braucht.

Braunschweig: El Kadiri gilt nicht als Fachkraft

Anfang Mai schlug die Nachricht hohe Wellen. Der 25-jährige El Khadiri sollte Deutschland verlassen und nach Marokko abgeschoben werden. Dabei arbeitet er als Pflegeassistent im Marienstift in Braunschweig, in Zukunft will er dort sogar als Arzt helfen. In der Ukraine studierte er bereits Medizin, hat einen Master in der Tasche, wie der NDR berichtet.

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Doch das reichte offenbar nicht. Denn trotz Studium und aktuellem Job galt Abdelhamid El Khadiri nicht als Fachkraft. Für die Agentur für Arbeit reichte die Anstellung als Pflegeassistent offenbar nicht aus. Abdelhamid El Khadiri übe „lediglich Helfertätigkeiten aus, die nicht seiner Qualifikation entsprechen“, wie der NDR aus dem Abschiebe-Schreiben der Stadt Braunschweig zitierte.

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Abdelhamid El Khadiri (links) arbeitet eigentlich am Marienstift in Braunschweig. Trotzdem sollte er abgeschoben werden. Neben El Khadiri Krankenhaus-Chef Jan Wolff. Foto: Marienstift Krankenhaus Braunschweig

Das Marienstift zeigte sich angesichts der Abschiebung erschüttert. Das Krankenhaus versuchte noch dagegen anzukämpfen. Argumentierte, dass El Khadiri für die Arbeit als Pflegeassistent Wissen brauche, das durch eine Berufsausbildung erlernt werden würde.

Chefarzt zeigt sich fassungslos

Rainer Prönneke, Chefarzt für Innere Medizin, konnte die Nachricht ebenfalls kaum fassen. „Abdelhamid bringt alles mit, er macht super Arbeit. Wir können es uns nicht leisten, solche Menschen abzuschieben“, sagte er dem NDR. Denn Deutschland braucht Fachkräfte.

Prönneke hatte sogar die Idee, dass der 25-Jährige sein praktisches Jahr im Marienstift absolvieren könne, um sein Medizin-Studium abzuschließen. Danach hätte er in dem Braunschweiger Krankenhaus als Arzt arbeiten und die vorgestreckten Studiengebühren zurückzahlen können.

Doch nichts schien zu helfen. Die Stadt Braunschweig verwies an die Entscheidung der Bundesagentur für Arbeit. An die sei die Ausländerbehörde gebunden. Doch nach fast einer Woche bangen, die große Wende in dem Fall.

„Ich bin sehr erleichtert“

Denn Abdelhamid El Khadiri darf doch erst einmal in Deutschland bleiben, wie das Krankenhaus am Mittwoch (8. Mai) mitteilt. Der 25-Jährige hatte mit einem Antrag bei der niedersächsischen Härtefallkommission Erfolg. Jetzt liegt eine Duldung mit Berufserlaubnis vor.


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„Ich bin sehr erleichtert, dass ich in Deutschland bleiben und im Krankenhaus Marienstift weiterarbeiten kann“, so El Khadiri. Der 25-Jährige bedankt sich bei allen, die ihn in den letzten Tagen unterstützt haben.

Marienstift-Chef Jan Wolff dankte der Stadt Braunschweig, der Ausländerbehörde und der Agentur für Arbeit für die Kooperation in dem Fall. Auch er freut sich über die Nachrichten. El Khadiri könne ab sofort wieder im Bereich der Pflege arbeiten. „Als nächstes wird geklärt, inwieweit wir ihn gemeinsam mit Behörden und Politik dabei unterstützen können, den von ihm angestrebten Beruf als Arzt perspektivisch in Deutschland ausüben zu können.“

„Deutschland braucht Fachkräfte“

Die Arbeitsagentur und die Stadt Braunschweig begrüßten die Entscheidung der Härtefallkommission ebenfalls. Kerstin Kuechler-Kakoschke, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, fand klare Worte: „Deutschland braucht Fachkräfte. Selbst, wenn wir alle inländischen Potentiale erschließen, wird es ohne die Einwanderung von ausländischen Fachkräften nicht gehen. Wir unterstützen und fördern daher aktiv den Gewinn von Arbeits- und Fachkräften aus dem Ausland und nutzen alle gesetzlichen Möglichkeiten.“